Occupy Economics
Sinne der Organisation untergeordnet. Beides zusammen macht am Ende die Stärke einer Familie, eines Betriebes, eines Vereins aus.
Man kann es sich auch sehr gut an der wirtschaftlichen Urzelle klarmachen, dem sich selbst versorgenden Bauernhof. In ihm ist alles verwirklicht: Zusammenarbeit, Arbeitsteilung, hierarchische Struktur, soziales Miteinander. Unsere Haushalte und Betriebe sind spezialisierte Ableger, die sich aus der Arbeitsteilung heraus entwickelt haben. Aber innerhalb der Einheiten gelten die Gesetze nach wie vor.
Die sogenannte Betriebswirtschaft findet privat im Hinterland, im Betrieb statt, die wesentlichen Entscheidungen fallen im Betrieb, also im Hinterland. Auf dem Markt, wenn das falsche oder richtige Produkt zur falschen oder zur richtigen Zeit öffentlich präsentiert wird, wenn also entweder die richtigen oder die falschen Entscheidungen getroffen wurden, spürt man hautnah die Folgen. Das Leben an der Front, auf dem Markt, ist das härteste. Der Markt ist unerbittlich. Es gibt keine Abfederung, keinen Trost von Kunden. Die Ablehnung, das Ignorieren seines Angebots, schlägt dem Kaufmann, dem Verkäufer, quasi ins Gesicht, oder das Gegenteil geschieht, sein Produkt ist heiß begehrt, die Nachfrage leert das Regal und füllt die Kasse. Der Kaufmann lacht.
Der Kunde weint. Auch für den Verbraucher, für den Kunden, sind die Gesetze des Marktes hart. So, wie der Markt zum Kaufmann unerbittlich ist, so unerbittlich ist er zum Kunden. »Ohne Moos nichts los!« heißt die Devise. Die Regale mögen noch so voll sein, der Kaufmann verschenkt nichts. »Gib mir dein Geld, dann bekommst du meine Ware« heißt das Credo des Kaufmanns. Er steht in seinem Geschäft, um im Tausch mit seiner Ware an das Geld des Kunden zu kommen.
Die Umsatzzahl und die Kostenzahlen haben einen völlig unterschiedlichen Charakter: Die Umsatzzahlen sind hart, die Kostenbereiche sind weich. Eine Geldforderung, die im Außenbereich gegenüber Fremden entsteht, ist zahlenmäßig genau definiert, den Kosten stehen Leistungen gegenüber, die nicht immer zu einhundert Prozent eingefordert werden: Eine Fabrik ist nicht ausgelastet, Mitarbeiter sind krank, die Entwicklung neuer Produkte ist ein Flop et cetera. Oder das Management verschiebt die Kostenstruktur, indem es den Einsatz von Mitarbeitern durch Maschinen ersetzt, Outsourcing oder Insourcing betreibt, Patente zukauft, Handelsvertreter durch eigene Niederlassungen ersetzt und so weiter. Der Umsatz ist am Ende ein Zufluss an Geld, die Kosten zeigen, in welcher Struktur das Geld abfließt, wie es innerhalb des Betriebes eingesetzt wird beziehungsweise wurde.
Man kann die unterschiedlichen Charaktere der beiden Positionen auch erkennen, wenn man die unterschiedlichen Ansätze von Unternehmenssanierern betrachtet. Kranke Unternehmen, bei denen also in der GuV rote Zahlen geschrieben werden, kann man im Prinzip auf zwei Arten sanieren (auch wenn häufig die Kombination beider der richtige Weg ist): Der eine Sanierer geht an die Front und fördert den Verkauf, stellt sich der Härte des Marktes, steigert den Umsatz, schaut, dass mehr Geld hereinkommt und schreibt so am Ende wieder schwarze Zahlen. Der andere (der schlechte) Sanierer, geht an die Kosten, also an den weichen Bereich, und entlässt Mitarbeiter, beschneidet Löhne und Provisionen, verkauft Grundstücke (z.B. Middelhoff bei Arcandor) und mietet sie zurück, reduziert die Entwicklungskosten, entzieht dem Unternehmen also letztlich wertvolle Substanz.
Und ein Weiteres lässt sich aus diesen Überlegungen auch ableiten: Die Härte des Marktes lassen die Kommentare derjenigen erkennen, die politisch die harten Gesetze des Marktes generell, also auch im Hinterland, zum Beispiel im Betrieb, anwenden wollten und vor der Andersartigkeit der privaten und betrieblichen Abläufe die Augen verschließen. Dazu zählen insbesondere manche sogenannte Radikalliberale, die im gleichwertigen Tausch auch die Gerechtigkeitsformel zu erkennen glauben. Dass der öffentliche Markt keinerlei sozialen Ausgleich zulässt, ist ihr Credo, weil sie glauben, im Tausch selbst würde Gerechtigkeit bewirkt. Nach den vorstehenden Ausführungen dürfte jedoch erkennbar sein, dass der soziale Ausgleich nicht über die Märkte erfolgt, sondern dort, wo alle sozialen Beziehungen gehandelt werden: im Hinterland, dort wo Hauswirtschaft, Betriebswirtschaft und das Kapital beheimatet sind!
2.5 Zusammenfassung
Also sind dann eben jetzt die Gewichte
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