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Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Erwartung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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auch, Dinge zu riechen und zu spüren, als sei sie so eine Art Super-Seniorin. Wir haben schon Scherze gemacht, dass wir sie eines Tages durch den Himmel flitzen sehen würden,in einem Heldenkostüm aus purpurnem Morgenmantel und ihrem Badehandtuch als Cape.«
    »Konnte sie deshalb wissen, wer ich bin, ohne mich gesehen zu haben?«, fragte ich. »Hat sie mich mit ihren Supersinnen abgetastet?«
    »Da kann ich auch nur raten.« Paige stellte ein trockenes Glas weg und lehnte sich zu mir vor. »Niemand außerhalb der Familie weiß, dass Grandma sich nach dem Unfall aus der Realität verabschiedet hat. Raina erzählt jedem, der sich nach Betty erkundigt, dass sie die üblichen Zipperlein für ihr Alter hat und zu schwach ist, um das Haus zu verlassen. Sie meint, das ist einfacher, als sich mit Fragen herumzuschlagen, die wir selbst nicht beantworten können … Und sie würde bestimmt wollen, dass unser kleines Familiengeheimnis auch geheim bleibt.«
    »Schon verstanden. Kein Problem.«
    »Danke.« Paige lächelte mir zu, dann wurde sie von dem Fernseher abgelenkt, der sich über der Bar befand. »Sieh an, die deprimierende Neuigkeit des Tages.«
    Ich folgte ihrem Blick und hoffte, dass sie nicht bemerkte, wie alle Farbe aus meinem Gesicht wich. Die Reporterin war gut zu verstehen, da alle Gäste mit Blick auf den Bildschirm ihre Gespräche eingestellt hatten, um zuzuhören.
    »Die Polizeikräfte in Winter Harbor sind diesen Sommer beschäftigter als gewöhnlich«, sagte die Frau in die Kamera. »Statt der üblichen harmlosen Feriendelikte – betrunkene Minderjährige und ungenehmigte nächtliche Strandpartys – sind sie mit einer Serie scheinbar unzusammenhängender Todesfälle konfrontiert.«
    Paige neben mir schüttelte ungläubig den Kopf.
    »Das erste Opfer, die achtzehnjährige Justine Sands, die im September ihr Studium in Dartmouth beginnen wollte, warf sich von einer Klippe. Paul Carsons, bekannter Unternehmerund Vater dreier Töchter, starb während eines Unwetters, als sein Boot kenterte. Charles Spinnaker, Wirtschaftsjurist und fünffacher Vater, befand sich nur fünfzehn Meter vom Strand, als er beim Angeln ertrank.«
    Während die Fotos der Opfer über den Bildschirm flackerten, konzentrierte ich mich darauf, gleichmäßig zu atmen.
    »Als Viertes wurde heute früh Aaron Newberg, Präsident und Vorstandsvorsitzender des Pharmakonzerns ImEx Inc., am Fuße des Leuchtturms von Winter Harbor gefunden, wo sich das neu eröffnete Lighthouse Wellness Resort befindet. Es ist davon auszugehen, dass er ebenfalls ertrank, auch wenn die Polizei den Fall noch untersucht.«
    Der Bericht endete abrupt mit der Einblendung einer Reihe von Telefonnummern für eventuelle Augenzeugen. Das Ganze hatte den Anschein von bloßer Routine, kaum anders als die Verkehrsansage oder der Wetterbericht.
    »Hey«, bemerkte Paige, hievte einen Kasten Wassergläser auf den Tresen und lenkte meine Aufmerksamkeit vom Fernseher ab. »Wie spät ist es?«
    Ich schaute auf die Wanduhr, die hinter mir über der Spüle hing. »Fast zehn.«
    Sie verschränkte die Arme und lehnte sich auf den Gläserkasten. »Okay, das ist seltsam.«
    Ich folgte ihrem Blick quer durch den Speisesaal. Mein Herz schien einen Schlag auszusetzen und dann ganz stehenzubleiben.
    Für den Aussetzer war verantwortlich, dass ich Oliver in Zaras Restaurantbereich sitzen sah. Er war nicht nur zwei Stunden zu früh, er schaute sich auch lebhaft im Raum um, anstatt aus dem Fenster zu starren. Das war offensichtlich, was Paiges Aufmerksamkeit erregt hatte.
    Mein folgender Herzstillstand trat ein, weil Simon beimEmpfang stand und durch das Restaurant zu mir herüberblickte.
    »Ist das nicht Simon Carmichael?«, fragte Paige, als er mir zuwinkte.
    »Ja.« Ich war froh, dass Bettys übersinnliche Fähigkeiten nicht erblich waren, sonst hätte Paige meine plötzlichen Herzrhythmusstörungen kaum überhören können.
    »Wow. Und da heißt es, eine höhere Ausbildung sei nur gut für den Verstand. Er sieht völlig anders aus als früher.«
    »Könntest du dich um Oliver kümmern?«, bat ich. »Ich brauche nur eine Minute.«
    »Lass dir Zeit.« Sie holte Zettelblock und Stift aus ihrer Schürze und grinste mich an. »Falls Jonathan hier auftauchen würde, um mich abzuholen, würdest du mich wahrscheinlich eine Woche lang nicht wiedersehen.«
    Ich machte mir im Geist eine Notiz, sie später nach Jonathan zu fragen. Meine Fragenliste für Paige wurde ständig länger und enthielt zum

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