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Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Erwartung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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hatte, um sich nähernde feindliche Schiffe oder Flugzeuge zu täuschen. In späteren Jahren war daraus ein Nationalpark geworden, und Jugendliche hatten das Gelände gern für ihre Mutproben benutzt. Doch nachdem es um 1990 herum an der Küste und den Strandwegen zu mehreren Todesfällen gekommen war, hatte der Staat den Park endgültig für die Öffentlichkeit gesperrt. Die Begründung lautete, dass die Wetterbedingungen und das schwierige Gelände mit seinem starken Wellengang, dichtem Nebel und steilen Felsvorsprüngen zu riskant für Wanderer und Schwimmer waren. Nun hörte man nur dann etwas von dem Park, wenn wieder einmal eine Gruppe junger neugieriger Touristen hatte sehen wollen, ob das Gelände wirklich so gefährlich war wie sein Ruf, und der Herald von ihren illegalen Aktivitäten berichtete.
    »Wir werden rüberklettern müssen«, sagte Simon, nachdem er an der eisernen Kette und dem Schloss gezerrt hatte, mit denen das Tor versperrt war.
    Er drehte sich zu mir um. »Oder möchtest du lieber im Wagen warten?«
    Ich schüttelte den Kopf. Auf keinen Fall blieb ich allein hier sitzen – oder ließ zu, dass Simon ohne Begleitung durch Camp Heroine irrte.
    Er begann, das hohe Eisentor hinaufzuklettern. Als er oben angekommen war und auf der anderen Seite zu Boden sprang, packte ich zwei der rostigen Stäbe mit den Händen und klemmte meine Schuhe in den Spalt dazwischen.Ich bewegte mich nach oben, indem ich gleichzeitig mit den Armen zog und mit den Füßen strampelte.
    »Das hier sieht auch nicht danach aus, als müsste ich nur eine Leiter runterklettern«, sagte ich, als ich oben war. Die Stäbe waren am Ende spitz, also konnte ich mich nicht auf dem Bauch liegend herumdrehen und mich nach unten rutschen lassen, außer ich wollte mit ein paar Löchern im Magen durch Camp Heroine laufen.
    Nicht sehr hilfreich war außerdem die Tatsache, dass es zu regnen angefangen hatte und das Eisen in meinen Händen immer rutschiger wurde.
    »Der Sprung ist nicht sehr tief«, versprach Simon. »Ich fange dich auf.«
    Mir kamen zweieinhalb Meter wie ein ziemlich gewaltiger Sprung vor, aber ich hatte schließlich keine Wahl. Während ich meine ganze Armkraft einsetzte, um meinen Körper von den scharfen Spitzen fernzuhalten, zog ich meine Füße auf die andere Seite und ließ mich fallen.
    »Für ein Großstadtkind bist du ganz schön hart im Nehmen«, meinte Simon grinsend, als ich unten landete.
    Ich versuchte zu lächeln, aber war zu abgelenkt von Simons Armen, die sich unter meine geschlungen hatten, von seinen Händen auf meiner Taille und unseren aneinandergepressten Oberkörpern – und von der Tatsache, dass er nicht sofort losließ, obwohl sich meine Füße sicher auf dem Boden befanden.
    »Da drüben ist das Münztelefon«, sagte er schließlich. Seine Hände blieben noch eine Sekunde länger liegen, bevor er mich losließ und sich abwandte. Das Telefon stand neben den Überresten eines Gebäudes, das in den Nationalparkzeiten von Camp Heroine wohl eine Infostation gewesen war. Man konnte sich nur schwer vorstellen, dass an dieser dachlosen Ruine früher Touristen nach Broschürenund Wanderkarten gefragt hatten. Noch seltsamer war die Vorstellung, dass Caleb noch vor wenigen Stunden hier gewesen sein sollte.
    »Die Leitung ist tot«, stellte Simon fest, nachdem er den Hörer abgenommen hatte. Er legte auf und versuchte es noch einmal. »Kein Wählton. Kein elektrisches Brummen. Gar nichts.«
    »Sieht aus, als ob jemand absichtlich dafür gesorgt hat.« Ich stellte mich neben ihn und hob die beiden zerfransten Enden der durchschnittenen Telefonschnur hoch.
    »Das ist merkwürdig. Ich habe im Internet nachgeschaut. Camp Heroine hat nur ein einziges Telefon, und das wird vom Staat in Betrieb gehalten, falls während der monatlichen Kontrollbesuche durch die Parkranger das Wetter so schlecht ist, dass keine Funksignale durchkommen.«
    »Dann wollte die Person, die mit Caleb zusammen war, anscheinend seine ungeteilte Aufmerksamkeit.«
    Simons Mund war zu einem schmalen Strich zusammengepresst, als er den Hörer wieder auflegte. Er umkreiste das kleine Gebäude und schob mit Gewalt die Tür auf.
    Ich trat einige Schritte näher, als er durch den Eingang verschwand. Was wäre, wenn die betreffende Person noch immer hier war? Vielleicht lauerte sie in der Ruine und wartete auf das nächste Opfer? Sollten wir keine Hilfe herbeirufen? Oder wenigstens die kleine Schere aus Simons Erste-Hilfe-Kasten holen?

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