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Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Ocean Rose. Erwartung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Erwartung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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durcheinanderzuwirbeln, weil ich so viel Unerwartetes erfahren hatte. Ich brauchte meine ganze Energie, um im Hier und Jetzt zu bleiben. Als wir auf dem Parkplatz der Bibliothek angekommen waren, nahm ich die Bücher, die Oliver hatte haben wollen … und in die ich bisher aus Zeitmangel keinen einzigen Blick geworfen hatte. Bevor der Wagen ganz zum Stehen gekommen war, riss ich die Tür auf.
    »Nimm mir das nicht übel«, sagte Caleb, »aber haben wir wirklich Zeit für so was?«
    Ich drehte mich um und schaute ihn durch den Spalt zwischen den Sitzen an. »Wir sind uns doch einig, dass Zara auf irgendeine Weise mit Justines Tod zu tun hat.«
    Sein Gesicht wechselte die Farbe. »Ja.«
    »Und dass schon viele Leute gestorben sind und vermutlich noch mehr folgen werden, wenn wir nichts unternehmen.«
    Er antwortete nicht.
    »Also müssen wir so viel wie möglich über die Marchands herausbekommen, ohne dass sie es merken. Wenn Oliver für Betty wirklich die Liebe ihres Lebens war, dann kennt er sie besser als jeder andere.«
    Hinter mir huschten die Scheibenwischer über das Fenster, doch ich konnte ihren schnellen Rhythmus kaum hören, weil der Regen so laut auf das Dach prasselte. Während unserer Fahrt war der Himmel immer schwärzer und die Wolkendecke immer dichter geworden, und es war nur eine Frage der Zeit, wann die ersten Blitze über den Himmel zucken würden.
    »Sie hat recht, Caleb«, sagte Simon. »Entweder jetzt oder nie.«
    Ich war schon so weit, ihn einfach im Auto zu lassen, aber schließlich setzte sich Caleb auf und rieb sich die Augen.
    »Okay, dann also los«, sagte er.
    Peitschender Regen empfing uns, als wir auf den Eingang der Bücherei zurannten. In den zehn Sekunden, bis wir die Tür erreichten, sahen wir schon aus, als seien wir voll angezogen ins Hafenbecken gesprungen.
    Wir fanden Oliver im Leseraum. Dort saß er in einem Sessel beim Kamin und war von aufgeschlagenen Büchern umgeben. Sie lagen überall um ihn herum – auf dem Tisch an seiner Seite, auf dem Fensterbrett hinter seinem Rücken, auf dem Kaminsims, auf dem Fußboden, angelehnt an Blumentöpfe. Aber er las keines davon. Stattdessen schaute er mir erwartungsvoll entgegen.
    Als Oliver weder sprach noch wegschaute, übernahm Simon die offizielle Vorstellung. »Ich weiß nicht genau, ob Siesich an uns erinnern, aber ich bin Simon Carmichael, und das hier ist mein Bruder Caleb. Unsere Familie wohnt am Lake Kantaka.«
    Draußen wurde der Regen noch lauter. Ein Holzscheit im Feuer verrutschte und ließ Funken durch das Metallgitter schlagen.
    »Ich glaube nicht, dass er dich hören kann.« Caleb machte sich nicht die Mühe, die Stimme zu senken, als er mit einer Kopfbewegung in Richtung des Tisches wies. Oben auf dem Stapel geöffneter Bücher lag ein kleines braunes Hörgerät.
    »Ich weiß, wer ihr seid«, sagte Oliver gelassen, aber mit schroffer Stimme. »Und ich kann euch hervorragend hören. Tatsächlich habe ich euch schon gehört, als ihr noch auf dem Parkplatz wart.«
    Ich fühlte, wie sich Simon neben mir versteifte.
    »Vanessa Sands«, sagte Oliver. »Ich glaube, du hast etwas, das mir gehört.«
    Ich blinzelte und erinnerte mich erst jetzt, dass ich Paiges Ausgabe der Kompletten Stadtgeschichte von Winter Harbor an die Brust gedrückt hielt. Ich wollte sie ihm reichen … aber erstarrte, als sein Blick sich stattdessen in die Stofftasche über meiner Schulter bohrte.
    »Heute Morgen habe ich, ganz den Bibliotheksregeln entsprechend, einen Stapel Bücher zurückgebracht, obwohl ich sie dringend brauchte, nur um mir diese fünf auszuleihen. Mary informierte mich, dass jemand anderer sie mitgenommen hat.« Er starrte mir in die Augen. »Aus den Tausenden von Titeln in der Bibliothek wollte eine junge Dame namens Vanessa Sands ausgerechnet dieselben haben wie ich. Seltsam, was? Wie stehen die Chancen?«
    »Gering.« Ich ließ die Tasche von meiner Schulter rutschen und stellte sie auf den Boden neben einen seiner Bücherstapel. »Die Chancen sind gering.«
    Er schaute auf die Tasche und schien überrascht, dass ich so schnell klein beigab.
    »Hören Sie … wir brauchen Ihre Hilfe.«
    Sein Blick wurde milder, als er zu mir hochschaute. Vermutlich war es schon eine Weile her, seit jemand auf die Idee gekommen war, den nörgeligen Oliver Savage um etwas zu bitten.
    »In Winter Harbor gehen schreckliche Dinge vor sich. Und Sie haben einige sehr wichtige Informationen, die niemand sonst wissen kann.« Ich hielt ihm das Buch

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