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Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Ocean Rose. Verwandlung (German Edition)

Titel: Ocean Rose. Verwandlung (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tricia Rayburn
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gewesen. Charlotte Bleu war nicht bei der Geburt gestorben. Sie hatte mich zur Welt gebracht und sich während meines ersten Lebensjahres um mich gekümmert. Daran hegte ich genauso wenig Zweifel wie an der Tatsache, dass Dad sein Passwort geändert hatte, damit ich in seinem Computer nichts fand, was ich nicht finden sollte.
    Nur wusste ich immer noch nicht, welche Gründe Charlotte gehabt hatte. Wieso hatte sie mich weggegeben? Wieso nach einem Jahr und nicht früher – oder später? Was war damals passiert? War sie erst nach einem Jahr gestorben? Hatte Raina einfach nur die Daten durcheinandergebracht?
    Diese Fragen stellte ich mir die ganze Zeit, seit ich die Kartons mit Babykleidung gefunden hatte. Und als Paige und ich fast eine Woche später am Hafen von Winter Harbor vorfuhren, um Calebs Geburtstag zu feiern, hatte ich noch keine einzige Antwort erhalten.
    »Ich bin nicht sicher, ob ich das überstehe«, sagte Paige in diesem Moment, so dass ich aus meinen Gedanken gerissen wurde.
    Ich schaute zu ihr hinüber, und sie griff in die Einkaufstüte zu ihren Füßen, um mir dann eine CD vor die Nase zu halten.
    »Du überstehst es nicht, alte Grunge-Musik zu hören?«, fragte ich und stellte den Wagen ab.
    »Nein, ich meine, jetzt auszusteigen und ihm sein Geschenk zu geben.« Sie kurbelte die Fensterscheibe herunter und schaute in Richtung der Party.
    »Klingt so, als hätten sie Pearl Jam aufgelegt«, bemerkte ich.
    »Stimmt.« Sie wedelte mit der CD. »Das hier ist auch Pearl Jam.«
    »Und?«
    »Und Caleb liebt die Band über alles. Das weiß ich seit dem letzten Schuljahr, als man die Musik aus seinen Kopfhörern immer eine Meile weit dröhnen hörte. Anscheinend besitzt er jeden Song, den Pearl Jam jemals aufgenommen hat.«
    »Schon klar, genau deshalb hast du eine zehn Jahre alte Live-CD mit winziger Auflage für ihn aufgespürt. Von einem Auftritt in einem kleinen Club in Boston, dessen Mitschnitt man nur in besagtem kleinen Club kaufen kann.«
    Ich schaute wie Paige durch das Autofenster und stellte fest, dass die Party bereits in vollem Gange war. Dutzende von Leuten standen auf dem Parkplatz und am Kai herum, redeten, lachten und tanzten. Hinter ihnen sah man die Schiffe im Hafen dümpeln.
    »Hier bei den Anlegern ist das Wasser ziemlich flach«, sagte ich leise, da mir klar war, dass ihre Krise nicht wirklich mit Calebs Geschenk zu tun hatte. »Deshalb fängt das Eis bei den Booten an zu schmelzen. Aber Simon hat gesagt, weiter draußen ist immer noch alles zugefroren.«
    Sie schaute mir direkt in die Augen. »Auch bei den Chione Cliffs?«
    Ein plötzlicher Schmerz durchfuhr meinen Schädel, aber verschwand sofort wieder. »Ja, auch bei den Chione Cliffs.«
    »Ahoi, ihr hübschen Seemannsbräute!«
    Wir stießen vor Schreck fast an die Decke, als Riley plötzlich durch das offene Fenster johlte.
    »Sorry«, sagte er. »Ich wollte euch nicht erschrecken. Aber da ich gleich über die Planke geschickt werde, wollte ich wenigstens hallo sagen, bevor man mich in die nasse Meerestiefe stürzt.«
    »Ja, klar«, kommentierte Simon, der neben ihm aufgetaucht war. »Dabei hat er sich freiwillig gemeldet.«
    »Freiwillig?«, fragte Paige ungläubig.
    »Außerdem habe ich jede Menge anderer Gäste überredet. Die Sache funktioniert so ähnlich wie ›Die Reise nach Jerusalem‹, nur im Seeräuberstil.« Er hielt Paige die Tür auf. »Ganz nebenbei, du siehst phantastisch aus.«
    Sie wurde rot, und ich musste lächeln. Auch wenn sie sich dagegen wehrte, Riley allzu sehr zu mögen, hatte er einen positiven Einfluss auf sie. Paige ließ die CD zurück in die Einkaufstüte fallen und stieg aus dem Wagen.
    »Ich würde ja dasselbe über dich sagen.« Simon legte einen Arm auf die offene Autotür und beugte den Kopf herunter, um bis zum Fahrersitz zu schauen. »Aber ›phantastisch‹ wäre eine Untertreibung.«
    Mein Herz machte einen Hüpfer. »Hallo.«
    »Hi.« Er lächelte mich an. »Schon Appetit?«
    »Du meinst, auf Winter Harbors berühmtes Gourmetessen?«
    »Auch bekannt als die verkohlten Cheeseburger meines Vaters …«
    »Klar, auf jeden Fall.«
    Bevor ich den Gurt gelöst hatte, stand er schon auf meiner Seite des Wagens, öffnete die Tür und hielt mir eine Hand entgegen, um mir beim Aussteigen zu helfen. Unsere Finger hatten sich kaum berührt, da warf ich mich Simon auch schon an den Hals.
    Während der Fahrt nach Winter Harbor hatte ich – zwischen meinen zwanghaften Grübeleien über Charlotte Bleu –

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