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Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren

Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren

Titel: Ochajon 03 - Du sollst nicht begehren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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es gesagt.«
    »Das hat sie nicht gesagt«, meinte Rinat, »und außer dem kann sie das nicht bestimmen. Mütter dürfen das nicht.«
    »Doch. Jochewed hat gesagt, daß ich heute nacht bei ihr und meinem Vater schlafen kann, weil ich Angst vor dem Einschlafen habe, wenn Fanja Dienst hat. Sie kommt nämlich nie, wenn ich weine, nie, nie.«
    Aharon wunderte sich, daß ihm plötzlich dieser Dialog einfiel, von dem er überhaupt nicht gewußt hatte, daß er sich noch an ihn erinnerte. Er blickte zu Fanja hinüber, die nicht aufhörte zu schniefen. »Wenn ihre Kinder alles sind, was sie hat«, hatte er einmal gefragt, »warum läßt sie sie dann im Kinderhaus schlafen und holt sie nicht zu sich ins Zimmer?« Osnat hatte ihn damals darauf hingewiesen, daß dies eine feste Regel war, an der man nichts ändern konnte. Fanja war als junge Frau in den Kibbuz gekommen, ihre Kinder waren das, was sie selbst stolz »Sabres« nannte, und das gemeinsame Schlafen im Kinderhaus kam für sie dem Befehl einer höheren Macht gleich, einem Befehl des Schick sals, ebenso wie die Tatsache, daß ihre Tochter Nechama ihrem Mann nach Haifa folgte. Niemals hatte Fanja sich dagegen gewehrt.
    Das Problem, ihre Kinder nachts im Kinderhaus schlafen lassen zu müssen, hatte Fanja dadurch gelöst, daß sie sich freiwillig für die Nachtwachen meldete, was die anderen Kibbuzkinder in Angst und Schrecken versetzte, obwohl sie, um die Wahrheit zu sagen, zu Kindern freundlich war. Es war wohl eher die Angst der Eltern, die sich durch aufgeschnappte Bemerkungen auf die Kinder übertragen hatte, doch vor allem fürchteten sie sich vor dem Gemurmel in einem Mischmasch aus Polnisch und Jiddisch, das sie ausstieß, wenn sie durch den Kibbuz ging.
     
    Dworka weinte nicht am offenen Grab, auch die anderen alten Leute weinten nicht. Srulkes Freunde, Bezalel und Schmiel und andere noch Lebende aus der Gründergenera tion, standen nahe beieinander am Grab. Aharon betrach tete die Grabsteine um ihn herum. Srulke wurde neben Mirjam begraben, auf deren Grab noch immer der Strauß Gerbera lag, den er am Vorabend des Festes dort hingelegt hatte. Aharon spürte ein heftiges Bedürfnis, sich mit diesen Erdschollen zu bedecken, ebenfalls hier zu liegen, zwischen den hohen Zypressen, in dieser Stille, in der nur das Zwitschern der Vögel zu hören war. Dworka hielt die Leichenrede, dann sprach noch Se'ew Hacohen ein paar Worte zur Erinnerung an Srulke. Es war eine weltliche Zeremonie, und dennoch voller Heiligkeit und Pracht. Aharon, der in den letzten Jahren an mehreren Beerdigungen teilgenommen hatte, spürte, daß Srulke, indem er so schnell gestorben war, ohne es zu merken, mitten in der geliebten Arbeit, Gerechtigkeit widerfahren war. Das war ein Trost, den hoffentlich auch Mojsch empfand. »Der Kuß des Todes in einem Blumenbeet«, sagte Osnat, als sie sich nach der Beerdigung im Zimmer versammelten. Alle, das waren Mojsch, Chawale und die Kinder, Osnat, Bezalel, Schmiel und Se'ew Hacohen. Dworka war in ihr Zimmer gegangen, den Rükken noch gebeugter als zuvor.
    Die Stille im Raum war nur schwer zu ertragen. Aharon blätterte in der Kibbuzzeitung, die auf dem Brett unterhalb des Fernsehers lag, und überflog den Bericht der letzten Plenumsversammlung, der Sicha . Er wollte nach Hause fahren und wartete nur auf den passenden Moment, das zu sagen. In der Zeitung fand er einen Artikel von Osnat, die vor einem Jahr als Sekretärin für innere Angelegenheiten gewählt worden war, nachdem sie zuvor die regionale Kibbuzoberschule geleitet und den Kibbuz auch beim ideologischen Seminar in Giw'at Chawiwa vertreten hatte, alles, um sich, wie sie einmal zu ihm gesagt hatte, selbst zu verwirklichen und das Gesicht des heutigen Kibbuz mit zu gestalten. Er fand auch Artikel von Dworka.
    Bezalel füllte den Wasserkessel, ansonsten unterbrach keiner die Stille. Nur um etwas zu sagen, auch wenn es unangenehm war, fragte Aharon: »Was ist Fanja eigentlich passiert?«
    Die Stille hielt an, als habe keiner seine Frage gehört. Nur Mojsch, der wohl Aharons Anspannung fühlte, sagte schließlich: »Sie verkraftet es kaum. Sie hing an Srulke, er hat sie und Guta nach dem Krieg hergebracht.«
    »Das habe ich nicht gewußt«, sagte Aharon.
    »Na ja, Srulke war keiner, der viel geredet hat.«
    »Wie hat er sie hergebracht? Und von wo?«
    »Aus einem Lager für Displaced Persons in Mailand, dort haben sie auf Zertifikate zur Einwanderung nach Palästina gewartet«, sagte Schmiel. »Wir haben

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