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Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Titel: Ochajon 04 - Das Lied der Koenige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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Sie es wirklich lesen!« ermunterte sie ihn. »Obwohl es schwieriges Buch ist. Es ist sehr gescheit. Sie interessieren sich für Mittelalter. Auch für Bildung. Sie sehen intelligent aus. Es gibt dort einen Menschen, vielleicht haben Sie davon gehört, eine Art Impresario, sein Name ist Saul Fitelberg. Er ist die Parodie des Erfolges. Er spricht viele Seiten lang, großen Monolog. Ich bitte Schüler manchmal, Monolog zu lesen. Wenn sie erwachsen genug sind. Wenn sie anfangen, mit mir über Erfolg zu reden. Und dieser Impresario verspricht Leverkühn, ihn nach Paris, Brüssel, Antwerpen, Venedig und wo sonst noch zu bringen. Leverkühn ist Komponist und will nicht Dirigent sein. Der wichtige Punkt für mich ist, daß Schüler die Karikatur von internationalem Erfolg von großem Schriftsteller sehen. Denn bei mir lernt man nicht internationalen Erfolg. Nur zu arbeiten. Internationaler Erfolg ist nicht wirklich interessant.«
    »Frau Sackheim«, bemerkte Michael taktvoll, »die größten zeitgenössischen Geiger der Welt waren Ihre Schüler. Lauter bekannte Namen.«
    Sie sah ihn zornig an. »Erfolg? Die ganze Welt?« schien sie die Worte auszuspeien und begann, schwer zu atmen. »Berühmtheit? Was ist daran so wichtig?« Sie wurde still und sah ihn an. »Unfug!« schrie sie plötzlich, zog die Beine von dem Schemel und fuchtelte wütend mit den Armen. »Sie haben gelernt zu arbeiten, zu arbeiten und wieder zu arbeiten! Tag und Nacht, Sommer und Winter. Der Rest ist Unfug. Dann gibt es Publicity, das sagt nichts, nichts!« Sie atmete schwer, beruhigte sich, lächelte und sagte still: »Um die Wahrheit zu sagen, es stört auch nicht, wenn es Erfolg gibt, wenn er nicht verdirbt. Manchmal steigt er in den Kopf. Was kann man machen.« Die letzten Worte murmelte sie. Ihr Blick richtete sich auf die gegenüberliegende Wand, die sie mit einer gewissen Hartnäckigkeit anstarrte.
    »Und Theo?«
    »Theo hatte keine Geduld. Er war talentiert. Sehr. Aber wollte sofort dirigieren wie Bernstein. Dirigent. Wenn nicht Geiger wie Heifetz, dann Dirigent. So war Theo. Sie wissen, daß er heute auch ein sehr wichtiger Theoretiker ist. Ich habe ihn im Fernsehen über Barock sprechen gehört – er war fabelhaft. Er hat etwas zu sagen. Das hat er. Aber Theo, mit allem Talent, hatte nicht genug Geduld und zu viel Hunger nach allem. Nach internationaler Anerkennung, nach Geld. Ich habe gehört, auch nach Damen«, lächelte sie, ihre Augen funkelten spitzbübisch. »Aber Kraft für Arbeit und Geduld für Geige? « Sie schüttelte heftig den Kopf, schnalzte sehr laut, und ihre Zähne klapperten. »Haben Sie Juwal gesehen?« Ihre Atemzüge wurden ruhig und legten sich lang sam, als riefe sie sich in Erinnerung, wo sie sich befand. Ihre Brust stieg auf und nieder, als strenge sie sich sehr an. »Er hat Disziplin und Geduld. Potential von großem Künstler. Man braucht starkes Ego. Viel Ego. Es gibt Menschen mit Hunger ohne Ende. Immer reicht es ihnen nicht. Künstler«, sie beugte sich vor, »brauchen großen Hunger, aber nach Perfektion und Disziplin. Und man muß wissen, was Toscanini zu Piatigorsky vor Haydn-Konzert sagte. Haben Sie davon gehört?«
    Er schüttelte den Kopf.
    »Es steht in Memoires von Piatigorsky, ein sehr großer Cellist. Er erzählt, wie er zusammen mit Toscanini Konzert gab, und bevor sie Bühne betraten, sagte ihm Toscanini: › Sie sind nichts wert, ich bin nichts wert.«
    »Und hatte Gabriel es, dieses Gefühl der ... Demut?«
    »Hundertprozentig hatte er es. Toscanini hatte es nicht. Nicht vor Publikum. Wie er zu schreien pflegte«, sagte sie mit einem Lächeln, das sogleich erlosch, als sie hinzufügte: »Zwei Kinder in einer Familie. Solch ein Unterschied, wie Tag und Nacht. Man weiß nicht, ob Genetik oder Psychologie der Grund ist. Die Menschen werden mit Persönlichkeit geboren. Sogar ohne Einflüsse. Nicht das ist schwarz, und das ist weiß. Gabriel war nah zum Vater. Theo war Liebling von Mutter. Die Mutter war Pianistin, wissen Sie es?«
    »Ich habe davon gehört«, sagte er mit dumpfer Stimme. »Wissen Sie etwas über Gabriels Feinde?«
    Wieder schüttelte sie heftig den Kopf. »Auf keinen Fall«, sagte sie mit erstickter Stimme. »Sie kennen Gabriel nicht, aber er ... er war schwierig, aber zu sich selbst. Er war auch gerade auf neuem Höhepunkt von Karriere. In der Rekonstruktion von Barockmusik. Sie wissen, daß er begonnen hatte, ein Barockensemble zu gründen?«
    »Haben Sie seine Partner

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