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Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Ochajon 04 - Das Lied der Koenige

Titel: Ochajon 04 - Das Lied der Koenige Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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weggehen. Aber sie könnten auch gar nicht gehen ... Wer Gabriel nicht mit eigenen Augen gesehen hat«, er schluckte mühsam seinen Speichel, »der hat ihre Schreie gehört. Vor Angst ist einem das Blut in den Adern geronnen, darum hat niemand es gewagt zu gehen«, gestand er.
    Michael bat ihn, den Musikern auszurichten, daß sie blei ben sollten. Der erste Geiger verlagerte sein Gewicht von ei nem Bein auf das andere und murmelte, diese Aufgabe wolle er nicht übernehmen. »Ich weiß nicht, wie sie reagieren werden. Sie sagen es ihnen am besten selbst.«
    Michael machte Jafa, der jungen Frau von der Spurensicherung, die er kannte, ein Zeichen. Sie schaute auf den Tatort, dann auf Michael, und schließlich sagte sie zu dem ersten Geiger: »Kommen Sie mit, Awigdor, ich werde es ihnen ausrichten.« Beide gingen über die Bühne.
    Wieder waren schwere Schritte in Richtung Ausgang zu hören, die Zilas leichten Gang übertönten, die, mit den Autoschlüsseln klappernd und nach Atem ringend, gerade eintraf. »Ich habe Eli auch gebeten herzukommen«, flüsterte sie, als sie neben ihm stand. Er nickte, und sie gestand: »Ich bin furchtbar erschrocken. Ich dachte zuerst, es geht um sie.« Sie senkte die Stimme noch mehr: »Ich habe mich erst beruhigt, als ich gehört habe, daß es eine männliche Leiche ist.« Als ob sie selbst eine gewisse Absurdität in ihren Worten wahrnahm, fügte sie verlegen hinzu: »Ich meine, wenn es eine Frau gewesen wäre ... Nun gut, was läuft hier?« Sie faßte sich und sah Gabriels Leiche. Die Schlüssel rasselten nun nicht mehr. Zunächst behielt sie sie in der Faust. Sekunden später fielen sie zu Boden, und Michael bückte sich, um sie aufzuheben. Sie drehte den Kopf weg. »Wer ist das?« fragte sie. Ihre Hand kletterte über ihren Hals, und sie achtete darauf, nur Michael zu fixieren.
    »Gabriel van Gelden«, antwortete er. Der junge Mann von der Spurensicherung bückte sich in der Nähe der Lei che und sammelte mit einer kleinen Pinzette etwas in die kleine Plastiktüte, die er aus seiner Tasche gezogen hatte. »Der zweite Bruder Nitas, nicht der älteste«, präzisierte Michael.
    »Und ich bin Dr. Solomon«, sagte der Gerichtsmediziner. Er straffte die Schultern und blähte geräuschvoll seine eingefallene Brust. Er summte weiter, als er in seiner Tasche kramte und nacheinander ein Thermometer, eine Kamera, eine Lupe und ein paar Handschuhe herausfischte, die er zu seinen Füßen zu einer geraden Linie anordnete. »Fallen Sie uns hier bloß nicht in Ohnmacht«, sagte er zu Zila und kniete sich neben die Blutstropfen, die sich außerhalb der Pfütze befanden, nicht weit von dem beinahe abgeschnittenen Hals Gabriels. Er streifte die Handschuhe über, nahm das Vergrößerungsglas zur Hand und näherte sich einem der Tropfen, wobei er ununterbrochen summte und brummte. Er strahlte den Tropfen mit einer Taschenlampe an und sagte mit dumpfer Stimme: »Kann ich etwas mehr Licht haben?« Der Mann von der Spurensicherung knipste einen beweglichen Scheinwerfer an, stellte ihn an die Wand und richtete ihn auf die Leiche.
    Jafa kehrte vom Nebeneingang zurück, gefolgt vom ersten Geiger, der den Kopf gesenkt hielt. »Awigdor, bleiben Sie bitte einen Moment hier stehen!« wies Jafa ihn an. Sie deutete in die Ecke neben dem Eisenschrank. »Wir haben ihnen Bescheid gesagt«, berichtete sie. »Sie warten in der Halle, bis Sie kommen.« Der Kollege von der Spurensicherung stand neben dem Gerichtsmediziner und hielt eine Kamera in der Hand. Er machte Aufnahmen von der Leiche und nahm die Blutstropfen aus der Nähe auf. Dann photographierte er aus nächster Nähe kleine Ausschnitte von der Umgebung der Leiche. Hin und wieder hielt er sich bei einer Bodenfliese auf, bis er schließlich die Kamera beiseite legte, aus der Brusttasche einen dicken Stift zog und bei der Leiche wartete.
    »Was haben wir denn da?« murmelte der Pathologe summend über seiner Lupe. »Wir haben einen Tropfen, der ganz und gar nicht rund ist, kommen Sie einmal her und sehen Sie selbst«, winkte er Michael heran, der ebenfalls auf die Knie ging und durch die Lupe schaute. »Sehen Sie diese Konturen?« fragte Solomon. »Sehen Sie, daß die Tropfen hier nicht rund und die Konturen verwischt sind und daß sie Zacken aufweisen, die wie kleine Stacheln aussehen?« Michael nickte. Jafa photographierte schweigend die Blutflecken. »Dann können wir schon jetzt sagen«, faßte Dr. Solomon zusammen, »daß sie von oben auf den Boden gefallen

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