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Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Titel: Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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kopfschüttelnd mit der Zunge: »Man lässt einen hier nicht in Ruhe leben. Aber womit können wir Ihnen nun helfen?«
    »Wir haben ein paar Fragen an Ihren Sohn«, sagte Michael liebenswürdig, »wir haben das Mädchen gefunden, aber sie ist nicht bei Bewusstsein. Sie kann uns nichts erzählen.«
    Efraim Beneschs Gesicht bewölkte sich. »Wir können Ihnen nicht helfen«, sagte er zögernd und blickte seinen Sohn an, »wir waren beschäftigt, die Braut meines Sohnes ist vor einigen Tagen aus den USA eingetroffen, und sie ist nicht nur irgendeine« – wie der warf er einen Blick auf seinen Sohn, diesmal mit sichtlicher Bangigkeit –, »sie ist ein ganz besonderes Mädchen, eine Fürstin, nicht wahr, Joram?«
    »Lass das, Papa, das interessiert sie nicht«, sagte Joram ungeduldig, »machst du dir keinen Kaffee?«
    Michael betrachtete konzentriert das Gesicht des Vaters, dessen Lächeln verblasste, und für einen Augenblick schien es, als läge sogar Furcht in dem Blick, mit dem er seinen Sohn ansah, als er sagte: »Ja, ja, auch für Sie einen?«
    »Nein danke«, antwortete Joram Benesch, »wir hatten schon einen.«
    »Und nach dem Mädchen, nach Nesja, hat sie nicht gefragt, die Journalistin?«, fragte Michael, und Efraim Benesch, der sich noch in Hörweite befand, hielt an der Tür inne, einen Moment zaudernd, löste sich dann schließlich doch von der Stelle und ver schwand.
    »Nach dem Mädchen? Hat sie, natürlich hat sie nach dem Mädchen gefragt, aber was konnte ich ihr schon sagen? Ich kenne dieses Mädchen nicht, ich kenne hier niemanden, wir ... unsere Familie hält Distanz zu ...« Seine Hand beschrieb einen Bogen, der die ganze Straße umspannte.
    Einen Moment lang bedauerte Michael, dass Balilati gegangen war. »Wir wissen ohne jeden Zweifel, dass Sie Zohra Baschari gekannt haben«, sagte er plötzlich, wobei er eine von Balilatis Fallen seinen Bedürfnissen anpasste.
    »Das stimmt nicht«, protestierte Joram Benesch mit erhobe ner Stimme und verfiel, anscheinend selbst davor erschrocken, in Flüsterton: »Ich sage Ihnen doch, unsere Eltern haben keinen Umgang ... ich habe nie im Leben mit ihr gesprochen ... meine Mutter, wenn ich auch nur geredet hätte mit« – wieder zeigte er mit dem Arm in Richtung der Wand –, »mit jemandem von dieser Familie, und besonders mit ihrer Tochter, sie hätte mich schlicht umgebracht.« Er blickte Ja’ir an: »Nicht dass ich Angst vor meiner Mutter hätte, aber ich will ihr nicht das Herz brechen, ich bin ihr einziger Sohn, und diese Familie hat ihr Leben zerstört.«
    »Es gibt aber solche Kinder, sie sind neugierig, und wenn sie irgendwo einmal angebissen haben, lässt es ihnen keine Ruhe mehr«, sagte Michael nachdenklich wie für sich.
    »Was meinen Sie damit?«, fragte Joram Benesch und grub seine Finger in den Spalt zwischen den Sesselpolstern.
    »Dieses Mädchen, Nesja. Man könnte sagen, dass sie eine Schnüffelnase ist, eine kleine Spionin, nicht?«, äußerte Michael im leicht seufzenden Ton von Schicksalsverbündeten.
    »How should I know?«, wehrte Joram Benesch ab.
    »Sie waren in den Vereinigten Staaten«, sagte Michael.
    »Ein halbes Jahr, in New York, man hat mich von der Firma aus hingeschickt«, erklärte Joram Benesch in von sich selbst eingenommenem Ton und zog seine Hände wieder aus der Polsterritze, »ich bin im Hightech-Business, und meine Braut ... meine Freundin, sie ist auch aus New York, sie ist vor ein paar Tagen gekommen, im Dezember heiraten wir. Sie macht ebenfalls in Hightech, so haben wir uns kennen gelernt, aber sie muss eigentlich gar nicht arbeiten, denn ihre Familie ...« Die Eingangstür knarzte, er hörte zu sprechen auf und war mit einem Satz auf den Beinen. »Ist das Ihr Kollege?«, fragte er nervös, doch es war seine Mutter, die in der Tür erschien. In einem hellen Rock und einer blassgrünen Seidenbluse stand sie dort, einen dünnen Mantel über die Schultern gehängt, das Haar im Nacken zu einem Knoten zusammengefasst, und obwohl ihr Hals nackt war, befingerte sie ihn, als trüge sie eine unsichtbare Kette.
    »Was ist los, Joram?«, fragte sie erschrocken, »du bist daheim? Weil dein Auto nämlich nicht ... Ich dachte, du seist ausgegangen.«
    »Der Wagen steht nicht auf dem Parkplatz?«, fragte er entsetzt, stürzte sofort in Richtung Haustür davon und kehrte einen Augenblick später zurück. »Das Auto ist nicht mehr da!«, schrie er und starrte Michael anklagend an.
    »Vielleicht haben Sie vergessen, es

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