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Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Titel: Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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verschwommenen Farbfoto, dass man nicht einmal die Gesichtszüge erkennen konnte. Erst nachdem sie den Namen gelesen hatte, fingen ihre Hände zu zittern an. Von den Handgelenken bis in die Fingerspitzen breitete sich das Zittern aus, ihre Augen wurden groß, sie spürte regelrecht, wie sie sich weiteten. Einen so teuren Gegenstand hatte sie niemals besessen, und nie hatte sie einfach so irgendwelche Dinge gefunden – jetzt ganz ehrlich und wirklich gefunden. Und wie sollte sie das jetzt noch behalten können? Nachdem sie in aller Deutlichkeit den Namen gelesen hatte und nun wusste, wem es gehörte? Ja, ihr, auch wenn sie sie nie an ihrer Schulter hatte baumeln sehen, wenn sie die Straße hinaufging. An Zohras schwarze Tasche erinnerte sie sich genau, und auch an ihre Jeanstasche und die braune Ledertasche mit den Schnallen, aber nicht an diese. Andererseits, diese Tasche mit allem, was darin war, hatte sie bestimmt nicht zufällig gefunden. Dieser Fund war Schicksal. Erst recht hundertprozentig, wenn sie keiner vor ihr gefunden hatte. War das nicht ein zusätzliches Zeichen? Doch, war es. Zohras Ausweis und die Zettel, aus all dem konnte man ein Lagerfeuer machen, würde das vielleicht nicht brennen? Doch, würde es. Und die Asche von einem solchen Feuer, wenn man sie vergrub, hätte die nicht mehr Wirkung als das Durchbohren einer Puppe? Garantiert schon. Mit fest entschlossener Hand stopfte sie die Tasche mitsamt dem Inhalt unter die Matratze. Nach den Feiertagen würde sie entscheiden, was damit geschehen sollte. Vorläufig würde sie das Ganze behalten.

Fünftes Kapitel
     
     
    »Ich hab’s ihm gesagt«, stieß Ne’ima Baschari zwischen erstickten Schluchzern hervor und blickte ihren Mann an, der zusammengekrümmt in der Mitte des niedrigen, zum vorigen Fest neu gepolsterten Sofas saß. Er hielt seinen Kopf zwischen beiden Händen, als würde er sonst abstürzen und die Glasplatte des Wohnzimmertischs zerschmettern, und seine Augen waren auf den Umriss seines Spiegelbilds fixiert, das sich dort abzeichnete. »Ich hab’s ihm gesagt: Man muss auf das Mädchen aufpassen, man muss ... dass sie ... dass sie zu ... zu hübsch ist ... dass sie ... jedem glaubt ... sich um jeden kümmert ...«
    »Sie haben zwei Tage gewartet, bevor Sie sich an uns gewandt haben«, sagte Michael, und nun, nach Stunden in ihrer Gesellschaft, hatte er plötzlich zum ersten Mal das Gefühl, dass man mit einer Vernehmung beginnen konnte. Er sagte es nicht mit Worten, sondern nickte nur Wachtmeister Ja’ir zu, der in der Ecke des Sofas dicht neben Ezra Baschari saß, seinen Finger an dem winzigen Aufnahmegerät, das er unter der dünnen Windjacke verbarg. Die Strahlen der herbstlichen Nachmittagssonne zeichneten einen blassen Lichtring um eine große Kupferschale, die unter dem offenen Fenster stand, und verliehen den breiten, glänzend grünen Blättern des Philodendrons, der darin wucherte, einen rötlichen Schimmer. Zila hatte sich vor ihnen bereits in den Korbsessel in eine Ecke des Raumes zurückgezogen, bevor sie an fing, jedes Wort zu protokollieren.
    »Wir haben nichts gewusst. Wir haben an nichts gedacht. Sogar wie Sie uns gesagt haben, dass wir zur Identifizierung kommen sollen«, schluchzte Ne’ima Baschari. Sie fuhr mit den Fingern in ihr graues, gekräuseltes Haar, und für einen Augenblick hegte Michael die Befürchtung, sie könnte sich die Strähnen ausreißen, die sie umkrallte, und sich erneut auf die Brust schlagen, wie sie es in der Leichenhalle getan hatte, doch sie ließ ihre Hände wieder sinken und nahm dabei die Brille ab. Mit goldbraunem, kurzsichtigem Blick sah sie in Michaels Augen und umschlang ihren Körper mit den mageren Armen. »Wir haben gedacht – einfach so, dass sie noch nicht aus Tel Aviv zurück ist. Wir haben ge meint, sie ist noch bei ihrer Freundin, sie hat gesagt, dass sie viel leicht erst am Abend vor dem Feiertag zurückkommt. An so etwas haben wir nicht gedacht bei einem Mädchen, das noch nie in Schwierigkeiten geraten ist, das immer nur ... wenn Sie sie gekannt hätten ...«
    Michael betrachtete Ezra Baschari, der mit krampfhaft gespreizten Fingern angestrengt seinen gesenkten Kopf festhielt. Als das zurückgeschlagene Laken im Keller der Pathologie die zerschmetterte Gesichtsmasse und die schwarze Haarmähne enthüllte, war Ezra Baschari ohnmächtig zu Boden gesackt. Michael hatte Zila angeblickt, und sie alarmierte sofort Dr. Solomon. »Das ist unser Mädchen«, hatte Ne’ima

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