Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand

Titel: Ochajon 05 - Denn die Seele ist in deiner Hand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
Vom Netzwerk:
gehorsamen, aber unbedarften Schülers, »aber ich habe keinen Zusammenhang hergestellt, da ich nicht ... aber Sie, Sie haben Nachforschungen betrieben.«
    »Allein 1953, innerhalb eines Jahres, wurden mehr als hundertfünfzig Kinder ohne Wissen ihrer Eltern zur Adoption weggegeben, ich werde Ihnen nicht die Quellen nennen, aber so viel bin ich bereit zu sagen, dass ich, bevor ich auf die Sache mit der großen Zohra gestoßen bin, schon mit einer Funktionärin der WIZO aus England gesprochen habe, eine alte, schwer kranke Frau, die 1953 ein Mädchen adoptiert hat. Sie haben ihr sogar erlaubt, sie außer Landes zu bringen, stellen Sie sich das vor! Aber die Fakten sind ja bekannt: Zwischen den Jahren vierundvierzig und neunundvierzig sind zweitausend jemenitische Kinder verschwunden! Den Eltern, die sie gesucht haben, hat man gesagt, sie seien gestorben, aber es gab keine Totenscheine, kein Grab und nichts. Was glauben Sie wohl, warum Rabbi Meschulam und seine Clique so einen Aufstand gemacht haben?«
    Michael schwieg. Er erwähnte den »Sara-Levin-Prozess« nicht, in dem sich bei einem Gentest herausgestellt hatte, dass eine Frau, die felsenfest glaubte, die Tochter einer der Jemenitinnen zu sein, deren Kinder zu Adoptionszwecken geraubt worden waren, in Wahrheit nicht ihre Tochter war.
    »Jedenfalls habe ich es überprüft, und es gibt Beweise: Ne’ima Baschari hat eine Tochter geboren, und nach zwei Monaten wurde ihr das Mädchen weggenommen.«
    »Aber Sie haben nicht mit Ne’ima Baschari darüber gesprochen? Oder mit ihrem Mann, Zohras Vater?«
    »Nein, Zohra war nicht damit einverstanden«, räumte Orli Schoschan ein und nagte an ihrer Unterlippe, »sie war nicht bereit dazu. Ich wollte unser Verhältnis in diesem Stadium nicht deswegen gefährden, ich wusste, ich würde sie schon noch überreden, und darüber ging die Diskussion, als wir uns beim letzten Mal trafen.«
    »Und darüber haben Sie auch geredet, als Sie mit ihr an dem Tag, an dem sie ermordet wurde, zusammen waren«, sagte Michael, halb Feststellung, halb Frage.
    »Nein, wieso«, protestierte Orli Schoschan erschüttert, »wie konnte ich, ich war ... wollte Gott, ich wäre mit ihr zusammen gewesen ... sie ... ihr wäre nichts passiert... ich habe auf sie gewartet, aber sie ist nicht gekommen.«
    »Wann hätte sie kommen sollen?«
    »Um acht, wir hatten um acht Uhr abends ausgemacht.«
    »Aber Sie haben sie nicht gesucht, als sie nicht kam?«
    »Nein, ich hatte die Befürchtung, sie ... ich fürchtete, sie könnte ihren Eltern gesagt haben, sie sei bei mir, und wäre in Wirklichkeit woanders.«
    »Wo waren Sie am Montag?«
    »Ich sagte es doch bereits diesem ersten Typ ... der mit dem Bauch, Balilati heißt er, ich habe ihm alles gesagt, was ich Montag gemacht habe – angefangen beim Schwimmen im Gordonbad und einem Cafebesuch über die Sitzung in der Redaktion bis hin zum Mittagessen mit ...«
    »Sie haben Tel Aviv nicht verlassen?«
    »Ich habe auf Zohra gewartet. Ab acht Uhr abends habe ich daheim auf sie gewartet. Ich erhielt Anrufe, es gibt Leute, die mit mir geredet haben ... Sie fragen, weil .... weshalb sollte ich denn ... und außerdem – wie hätte ich sie denn zu diesem Dach schleppen sollen? Auf den Schultern?«
    »Aber Sie haben über Handy mit ihr gesprochen an jenem Tag«, rief ihr Michael ins Gedächtnis.
    »Ja, habe ich, natürlich habe ich mit ihr geredet. Ich habe sie wegen einer endgültigen Absprache angerufen, und sie sagte, sie würde um acht bei mir sein, das hat sie gesagt.«
    »Wissen Sie von jemandem, den sie im Hilton in Tel Aviv tref fen wollte? Hat sie Ihnen darüber etwas gesagt?«, fragte er.
    »Keinen Ton«, entgegnete Orli Schoschan mit beleidigtem Erstaunen, »ich wusste gar nicht, dass sie überhaupt jemanden kennt, der sich im Hilton herumtreibt.«
    »Haben Sie je von ihr den Namen Mosche Avital gehört?«
    »Avital?« Eine Falte bildete sich zwischen ihren Brauen. »Avi tal ... mir kommt vor, als hätte sie diesen Namen erwähnt, mir scheint, das ist jemand ... jemand, der mit Linda befreundet ist? Kann das sein?«
    »Sagen Sie«, Michael beugte sich wieder nach vorne, »haben Sie gewusst, dass sie vorhatte, eine Wohnung zu kaufen?«
    »Eine Wohnung?!« Ihr entfuhr ein Kichern. »Zohra? Welche Wohnung? Sie hat bei ihren Eltern gewohnt, das wissen Sie doch, oder? Und sie wollte ein Auslandsstudium anfangen, nächstes Jahr, sie hat nur für die Reise gespart und ...«
    Die Tür wurde weit aufgerissen, und

Weitere Kostenlose Bücher