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Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel

Titel: Ochajon 06 - Und Feuer fiel vom Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Batya Gur
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könnte meinen, Sie seien zum ersten Mal in diesem Zimmer, was?« Eine Hand schob einen Haufen Aktenmappen hinter die Stühle, klopfte auf einen, bedeutete Natascha, sich hinzusetzen.
    »Ich komme nicht so oft hierher«, sagte Natascha und richtete ihren Blick direkt in die Kamera, »normalerweise sitze ich mit ihm im Schneideraum oder in der Cafeteria.«
    »Warum, mögen Sie diese ganzen Fotos vielleicht nicht?«, stichelte Lilian, und die Kamera nahm die Korktafel ins Visier, die die ganze Wand über dem Schreibtisch einnahm und auf der mit roten und blauen Reißnägeln die Serien der Schwarz-Weiß- Aufnahmen angebracht waren – auf einem sah man Hunderte japanische Soldaten in Uniform mit zur Kapitulation erhobenen Händen und auf einem anderen eine Gruppe Soldaten in Wehrmachtsuniformen, sitzend, mit über dem Kopf erhobenen Händen; am Rand der Tafel befand sich ein großes Foto mit dunkelhäutigen Soldaten, die mit gefesselten Beinen im Wüstensand saßen, und das Bild von amerikanischen Soldaten,die mit gesenkten Köpfen vor einer Reihe japanischer Offiziere standen.
    »Schau dir das bloß an!«, rief Balilati. »Ein ganzes Album hat er da, das kann er veröffentlichen, oder nicht?«
    Auch Michael betrachtete das Videobild und dachte an »Die Familie des Menschen«, einen Fotoband, den er aus seiner Jugend kannte und den Becky Pomerantz sehr geliebt hatte, die Mutter von Uzi, seinem besten Freund im Gymnasium – die erste Frau, die ihn verführt hatte und ihn gelehrt hatte, Musik zu lieben, und ihm auch solche Bücher gezeigt hatte, mit diesen bewegenden Bildern. Auch das Rauchen hatte Becky Pomerantz ihm beigebracht, als er siebzehn war. Wollte Gott, er hätte jetzt eine Zigarette. Wenn er jetzt eine Zigarette hätte … Zweifellos würde sich seine Konzentrationskraft um vieles verbessern. Vielleicht sollte er nur während dieser Ermittlung wieder rauchen und danach für immer aufhören. Wollte Gott, irgendjemand würde ihm erlauben, wieder zu rauchen, nur noch ein paar Wochen. Allerdings müsste er dann wieder die Qualen der Entwöhnung durchmachen und … Er strich mit den Fingern über sein Gesicht, berührte leicht die Unterlippe an der für die Zigarette angenehmsten Stelle und blickte dann wieder auf das Video.
    »Das ist Rubins Sammlung«, sagte Natascha wie verteidigend, »er sagt, das sei seine pazifistische Sammlung. Na und, sind Bilder von nackten Mädchen vielleicht besser?«
    Jetzt war Lilians Gesicht zu sehen. Sie blickte Natascha mit demonstrativ interessierter Aufmerksamkeit an. »Zuerst mal«, sagte sie, »klar sind nackte Mädchen besser, sie sind viel schöner, oder nicht?« Sie schenkte Natascha ein durchtriebenes Lächeln. »Wenn sie schön sind, meine ich. Und zweitens, ich dachte, Sie hätten was mit Chefez, haben Sie auch mit Rubin was?«
    Balilati warf Lilian einen Blick zu und pfiff. »Alle Achtung, Madam Lilian«, sagte er, »ich sehe, man hat dir was beigebracht in der Drogenabteilung.«
    »Ich habe überhaupt nichts mit Rubin«, antwortete Natascha auf dem Bildschirm leise, und aus ihrem blassen Gesicht, das sich nun dunkelrot färbte, besonders Wangen und Kinn, stachen die leuchtend blauen Augen heraus, die keinen Grund zu haben schienen, »und auch mit Chefez ist es aus.«
    Michael vermerkte bei sich, dass sie sich nicht die Mühe machte, Lilian zu fragen, woher sie von Chefez wusste, als ob sie von vornherein davon ausginge, dass man alles über sie wusste; es schien sie auch nicht zu kümmern. »Rubin ist einfach gut zu mir, von Anfang an war er das, und das ist nicht … überhaupt nicht …« Ihre Stimme erstarb, und Lilian wartete einen Augenblick, bevor sie fragte: »Überhaupt nicht was?«
    »Überhaupt nicht sexuell«, endete Natascha schließlich und barg ihr Gesicht in den Händen.
    »Vielleicht kommen wir nun zur Sache«, schlug Lilian vor, »wir haben nicht den ganzen Tag Zeit, und die Frage ist zuallererst, wo genau waren Sie zwischen, sagen wir mal, zehn und elf?«
    »Ich war … ich war mit Schraiber zusammen. Zuerst war ich auf dem Klo, dann war ich bei Aviva, ich habe sie einen Moment abgelöst, als sie aufs Klo ging oder so wohin, und danach bei Schraiber. Ich wartete, dass Zadik … ich habe gewartet, bis er frei würde«, sagte Natascha.
    »In Avivas Zimmer?«, fragte Lilian. »Ganz nah dem Tatort, nicht?«
    »Ich hab mich nicht von dort weggerührt«, sagte Natascha, »alle haben mich gesehen. Ihr könnt ja fragen.«
    Vom Bildschirm her erklang ein

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