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Odo und Lupus 04 - Die Witwe

Odo und Lupus 04 - Die Witwe

Titel: Odo und Lupus 04 - Die Witwe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Gordian
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Mooshügel empfangen wurde. Gleich am zweiten Tag hatte er mir eine bei seinem letzten Besuch in Mailand teuer erworbene Ausgabe der Epoden des Horaz gezeigt und mein Urteil erbeten, und ich hatte die Ungeschicklichkeit begangen, mich wegen zu vieler Schreibfehler abfällig zu äußern. Das kränkte ihn sichtlich, und er zeigte mir nichts mehr aus seiner Bibliothek. Ein Meinungsaustausch über Literatur und Religion, bei dieser Gelegenheit begonnen, kam bald ins Stocken und wurde abgebrochen. Der Graf ließ mich dann nur noch einmal durch Fräulein Eddila in die Kapelle holen, wo er mir einige Pfarrer seines Sprengels vorstellte. Alle waren unfrei geborene ehemalige Mönche. Er gab ihnen Unterricht im Lateinischen, was einer Sisyphusarbeit gleichkam, denn sie begriffen so gut wie gar nichts. Mir fiel bei dem grausigen Gestümper wieder die Klage unseres großen Bischofs Bonifatius über einen Priester ein, der das Taufsakrament ‚in nomine patria et filia‘ {19} spendete. Was hätte der Heilige hier erst zu hören bekommen!
    Als ich jetzt bei Rothari Licht sah, fiel mir ein, daß ich ihm eine wichtige Mitteilung machen mußte. Da wir am nächsten Morgen früh aufbrechen wollten, um uns in eine entfernte Gegend des Tannengrunds zu begeben, erschien es ratsam, dies gleich zu tun. Ich schickte Rouhfaz vor, um mich anzumelden, und er kam mit dem Bescheid zurück, daß ich erwartet würde. Der Graf, nur mit einer langen, faltenreichen Tunika bekleidet, erhob sich bei meinem Eintritt. Er bot mir Wein an, und wir sprachen zunächst über Belangloses. Dann sagte ich ihm, daß wir beabsichtigten, am sechsten Tag, einem Donnerstag, ein gebotenes Ding durchzuführen.
    Er erwiderte zunächst nichts und schien nachzudenken. Dann murmelte er:
    „Am sechsten Tag … einem Donnerstag? Ja, wie denn?“ rief er plötzlich. „Ihr wollt zu Gericht sitzen, während wir Hochzeit feiern?“
    „Ihr feiert Hochzeit?“ fragte ich überrascht. „Davon wußte ich nichts.“
    „Nun, die von Eddila und Irmo! Hat man Euch etwa noch nicht eingeladen?“
    Also feierten wir, statt Gericht zu halten.
    Natürlich hatte niemand vergessen, uns einzuladen. Den Tag der Hochzeit festzulegen, war dem Grafen in eben dem Augenblick eingefallen, als er von mir erfuhr, wann wir das gebotene Ding einberufen wollten. Große Hochzeitsfeste dauern in dieser Gegend drei Tage. Wir hatten die Absicht geäußert, nur noch eine Woche zu bleiben. Offensichtlich war, daß Rothari hoffte, im Festrausch würden wir es mit der Pflicht nicht mehr allzu genau nehmen und schließlich abreisen, ohne Gericht gehalten zu haben. Dies schien ihm wichtig zu sein trotz der Gleichgültigkeit, die er sonst an den Tag legte.
    Tatsächlich gerieten wir in Verlegenheit. Die Versammlung noch vor der Hochzeit einzuberufen, war aus Rücksicht auf den Grafen und seine Gäste nicht möglich. Andererseits waren wir wenig geneigt, unseren Aufenthalt um eine weitere Woche zu verlängern. Was sollten wir tun? Da der Tannengrund nicht zu unserm Mandatsgebiet gehörte, war im strengen Sinne keine Pflicht zu verletzen. So gaben wir uns schließlich damit zufrieden, einiges Nützliche bewirkt zu haben. Wie so oft blieb freilich ein Unbehagen. Wo wir im Schlamm gestochert hatten, waren nur ein paar Blasen geplatzt. Außerstande waren wir, bis zu den Untiefen vorzustoßen, geschweige denn, Sümpfe trockenzulegen. Also wandten wir lieber höflich den Rücken. Vorher aber sollte gefeiert werden …
    Es begann so erhebend und glanzvoll, wie es sich für eine Hochzeit am Sitz eines Grafen gehört. Alles war bestens vorbereitet. In den letzten Tagen hatte auf dem Salhof die Betriebsamkeit eines Ameisenhaufens geherrscht, auf den ein Stein gefallen ist. Boten schwirrten davon, um Gäste einzuladen. Bunte Zelte wurden errichtet, lange Tische und Bänke auf der Festwiese aufgestellt. Hirten trieben Schlachtvieh für das Hochzeitsmahl herbei. Obwohl die Zeit zur Anreise knapp war, strömten über zweihundert Gäste zusammen, darunter sogar ein Bischof. Dieser nahm in der Kapelle die Trauung vor. Während das Brautpaar unter dem ausgespannten Altartuch kniete, sangen die ehemaligen Mönche, nun Priester des Herrn, mit sehr schönen Stimmen. Darauf verließ das Paar die Kapelle und machte den Umgang unter den Gästen, die ihre Geschenke darboten. Allerlei Kurzweil schloß sich an. Mir gefiel besonders ein Brautlauf, der daran erinnern sollte, daß man sich hier in alter Zeit seine Eheliebste durch Raub

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