Odyssey 01 - In die Dunkelheit
wuchs, als sich der Rauch legte.
Im anderen Kontrollraum, Nero gegenüber, blickte Rael Tanner auf das Visier, unter dem sich Milla Chans verbarg, und wartete auf Informationen, die nur sie ihm geben konnte.
Nach langem Schweigen nickte der Kopf, dann fuhren die gepanzerten Hände hoch und setzten den Helm wieder ab.
Milla Chans sah ein bisschen blass um die Nase aus, was Tanner durchaus verstehen konnte, sprach aber beherrscht. »Ja, das waren meine Freunde, Admiral. Sie haben es geschafft, eine größere Gruppe Drasins auf einen einzigen Platz zu locken … Major Brinks hat mir versichert, dass sie die Statik des Gebäudes vor dem Angriff genau untersucht haben.«
Tanner zwang sich zu nicken und so zu tun, als wäre das für ihn völlig plausibel. »Was haben die vor, Ithan?«
»Sir?«
»Wieso helfen diese Leute uns?«
Einen Augenblick lang wirkte Milla verwirrt. Vielleicht zuckte sie sogar die Achseln, aber das war wegen des Körperpanzers nicht eindeutig zu erkennen. »Ich weiß es nicht genau, Admiral. Ich weiß nur, dass ihr Captiaine mir gesagt hat, er wolle – könne – nicht einfach dabei zuschauen, wie ein ganzer Planet stirbt. Er hatte ja bereits gesehen, was mit Port Fuielles und mit Duorkin passiert ist, Sir.
Tanner zuckte zusammen. »Port Fuielles war auch betroffen?«, fragte er bestürzt.
»Ja, Sir. Die Odyssey konnte fünfhundert Überlebende bergen … Mehr nicht.«
Fünfhundert von fünfzig Millionen. Kopfschüttelnd schloss Tanner die Augen und flüsterte ein paar Gedenkworte.
»Ithan«, sagte er gleich darauf, »ich glaube, Sie sollten in die Kommandozentrale kommen. Wir müssen mit diesen Leuten kommunizieren, und im Augenblick können wir das nur über Sie.«
»Selbstverständlich, Sir.« Milla neigte den Kopf. »Ich komme so schnell wie möglich.«
»Gut. Ich erwarte Sie.«
Als Bermont auf dem Dach landete, rannte er sofort los und ließ den Fallschirm davontreiben. Er kniete sich an den Rand des unglaublich hohen Wolkenkratzers und sah zu den Rauchschwaden hinüber, die den Ort, den er gerade verlassen hatte, größtenteils vernebelten. Fast lautlos pfiff er durch die Zähne, als die Blickfeldanzeige die Szenerie der Zerstörung vergrößerte und den Bildausschnitt automatisch so scharf einstellte, dass jedes Detail zu erkennen war.
»Gottverdammt«, murmelte er und schaltete eine Infrarotüberblendung ein.
Als die Infrarotanzeige die ursprüngliche Einstellung überlagerte, blieb die Blickfeldanzeige einen Moment lang leer. Doch dann passte sich der Rechner an und erhöhte die Reizempfindlichkeit der Sensoren soweit, dass sie trotz der sich schnell ausbreitenden Hitze der Explosion Einzelheiten ausmachen konnten.
»Oh Scheiße!«, flüsterte er. »Oh Scheiße!«
Auf dem Schauplatz der Zerstörung befanden sich immer noch Wärmequellen, die sich bewegten.
»Major«, sagte er über den Kommandokanal, »wir haben ein Problem.«
Brinks fluchte. »Wie viele sind es?«
»Etwa siebzig Prozent von ihnen haben überlebt, Sir.«
»Herr im Himmel«, schimpfte der Major. »Was zum Teufel sind das für Monster?«
Über den Kommandokanal hörten alle Mitglieder des spontan einberufenen Kriegsrats aufmerksam zu.
»Die sind offensichtlich an eine andere Umwelt als diese gewöhnt, Sir«, erwiderte Savoy. »Ich nehme an, dass die thermobaren Waffen einfach nicht genügend Hitze entwickelt haben, um sie zu töten. Und anscheinend können diesen Monstern auch die Chemikalien nichts anhaben.«
»Aber die Druckwellen hätten doch eigentlich ausreichen müssen, um sie in Stücke zu reißen!«, gab Sergeant Rogers zu bedenken. »Nach solchen Explosionen steht doch keiner mehr auf!«
»Das mag für unterirdische Räume gelten, Sarge«, bemerkte Savoy. »Aber hier, unter freiem Himmel, scheint das nicht zuzutreffen.«
»Da gebe ich Sav recht«, sagte Bermont kurz darauf und musterte stirnrunzelnd die Blickfeldanzeige. »Ich hab ja gesehen, was dieses Lasergewehr der Einheimischen anstellen kann … Wenn das diese Monster nicht alle macht, dann auch keine Explosion. Ein paar wurden zerfetzt, aber bei denen, die überlebt haben, hatten die anderen Komponenten der thermobaren Waffen nicht die geringsten Auswirkungen.«
»Also gut«, knurrte Brinks, »dann werden wir sie also immer noch ausräuchern müssen. Irgendwelche Vorschläge?«
»Major, ich glaube, wir müssen einfach mit guter alter Handarbeit gegen diese Monster vorgehen«, sagte Bermont. »Mir fällt jedenfalls kein schlauer
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