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Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Öffne die Augen: Thriller (German Edition)

Titel: Öffne die Augen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franck Thilliez
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Das machen wir. Weckt dieser Film irgendwelche anderen Erinnerungen? Das Dekor, die Gesichter der Kinder?«
    » Nein, tut mir leid.«
    Sie schien ehrlich. Sharko zog eine unbedruckte Karte aus seiner Brieftasche, schrieb seine Telefonnummer darauf und reichte sie ihr.
    » Falls Ihnen doch noch etwas einfällt.«
    Lucie gab ihr ebenfalls ihre Visitenkarte.
    » Bitte melden Sie sich. Wirklich.«
    » Lebt Jacques noch?«
    Sharko antwortete prompt:
    » Das zu überprüfen und ihn zu finden ist jetzt unsere Hauptaufgabe.«

Kapitel 35
    Sobald sie das Taxi verlassen hatten, liefen sie zum Bahnhof. Verkehr und Hitze waren noch immer unerträglich. Lucie sprintete los, Sharko folgte ihr schweren Schrittes, aber er folgte. Kein Mörder, der festzunehmen war, keine Verfolgungsjagd, keine zu entschärfende Bombe, nur der TGV um 19:32 Uhr, den sie erreichen mussten.
    Eine Minute vor Abfahrt stiegen sie in den Zug ein. Gleich darauf gab der Bahnbeamte das Signal. In den klimatisierten Wagen konnten die beiden Kripobeamten endlich durchatmen. Sie steuerten direkt das Bordbistro an und bestellten kühle Getränke. Sharko hatte Mühe, zu Atem zu kommen.
    » Eine Woche… mit Ihnen, Henebelle… und ich nehme locker fünf Kilo ab.«
    Lucie trank ihren Orangensaft in einem Zug. Schließlich seufzte sie erleichtert und fuhr sich mit der Hand über den feuchten Nacken.
    » Vor allem… wenn Sie mit mir zum Joggen an der Zitadelle von Lille kommen. Zehn Kilometer, dienstags und freitags.«
    » Früher bin ich auch gelaufen… und ich garantiere Ihnen, dass Sie… nicht mitgehalten hätten.«
    » Heute Abend waren Sie auch nicht schlecht.«
    Langsam hatten sie wieder zu ihrem normalen Atemrhythmus gefunden. Sharko stellte die leere Coladose auf die Theke.
    » Gehen wir zu unseren Plätzen.«
    Nachdem sie einige Minuten saßen, fasste Lucie, den Blick auf ihre Notizen gerichtet, kurz das Gespräch zusammen. In ihrer Erinnerung war die Sonne von Marseille schon weit entfernt.
    » Ein Begriff ist also erneut vorgekommen: Das Syndrom E. Und Sie haben keine Ahnung, worum es geht?«
    » Nicht die geringste.«
    » Immerhin haben wir eine Identität klären können: Jacques Lacombe.«
    » Ein Mediziner und ein Cineast… die Wissenschaft und die Kunst…«
    » Das Auge, das Gehirn… der Film, das Syndrom E.«
    Sharko rieb sich nachdenklich das Kinn.
    » Wir müssen Kontakt mit der Sûreté von Quebec, der örtlichen Kripo, aufnehmen und herausfinden, wer Jacques Lacombe ist und was er in den USA und in Montreal getan hat. Und wir müssen die Kinder ausfindig machen. Sie sind der Schlüssel zu der ganzen Sache und müssten eigentlich noch leben, oder? Es gibt mit Sicherheit irgendwelche Spuren. Leute, die uns etwas erzählen können.«
    Die Worte klangen wie eine finstere Verheißung. Seine Finger kratzten über die Lehne des Vordersitzes. Als er bemerkte, dass Lucie ihn sonderbar ansah, hörte er auf.
    » Sieht ganz so aus, als hätte die konkrete Polizeiarbeit Sie eingeholt«, meinte sie.
    Sharko biss die Zähne zusammen und wandte den Kopf zum Gang. Lucie spürte, dass er nicht über seine Vergangenheit sprechen wollte, und konzentrierte sich wieder auf den Fall. Die raue Stimme von Judith Sagnol hallte in ihrem Kopf wider. Sie hatte ihnen anvertraut, dass Jacques Lacombe diesen Film gedreht hatte, um perverse Geister zu unterhalten. Für den Regisseur eine Art, seinen Wahnsinn zum Ausdruck zu bringen und sich selbst unsterblich zu machen. Was für ein Monster war Lacombe? Zu welcher Bestie war er im kolumbianischen Dschungel mutiert? Wen hatte er in sein dunkles Geheimnis eingeweiht? Warum mordete man noch heute, um an sein » Werk« zu gelangen? Hatte er wirklich für seinen Film in Amazonien Menschen getötet? Wie weit war diese grauenvolle Besessenheit gegangen?
    Hinter der Fensterscheibe zog die Landschaft vorbei, zunächst bergig und ab Lyon flach und monoton. Vom sanften Schaukeln des Stahlkolosses gewiegt, nickte Lucie ein. Als sie mehrmals kurz aufwachte, überraschte sie Sharko dabei, wie er, den Blick auf die leeren Sitze gerichtet, etwas Unverständliches vor sich hin murmelte. Er schwitzte stark. Wiederholt erhob er sich, ging zur Toilette oder zum Bordbistro und kam erst nach einer Weile mal zornig, mal besänftigt zurück. Lucie tat jedes Mal so, als würde sie schlafen.
    Um 23:03 Uhr fuhr der Zug in Paris, Gare de Lyon, ein. Es war Nacht geworden, die Menschen waren müde, die Luft im Bahnhofsgebäude stickig. Der nächste Zug

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