Öl!
einen jungen Rancher gab, der ihr «Gesellschaft leistete». Dad war überglücklich, weil er einen weiteren Springer angefördert und auf dem Paradise-Gelände einen neuen Ölhang nachgewiesen hatte; er verlegte Rohrleitungen und bereitete riesige Erschließungen vor – die Banken konnten ihn nicht bremsen, er finanzierte sich selbst mit Öl!
Alle waren glücklich außer Bunny, der an nichts anderes denken konnte als daran, dass Eunice wütend war und er Gefahr lief, sie zu verlieren. Sie hatte ihn gewarnt, dass sie nicht allein bleiben wolle; wenn er sie im Stich lasse, werde sie ihm das heimzahlen. Er wusste, sie meinte es ernst, sie hatte schon vor ihm Liebhaber gehabt und würde nach ihm welche haben. Dieses «Knutschen» war ihr ein tägliches Bedürfnis, und das konnte ein Mädchen nur stillen, wenn es bereit war, «bis zum Anschlag» zu gehen. So lauteten die Regeln dieser schicken, ausgelassenen Clique; die reichen Highschooljungen gingen in ihren rasanten Sportwagen paarweise auf die Jagd, sammelten Mädchen ein und fuhren mit ihnen spazieren, und wenn die Mädchen nicht nach ihren Vorstellungen mitspielten, setzten sie sie irgendwo auf der Straße ab, meilenweit von der nächsten Stadt entfernt. Dafür gab es einen kurzen, kecken Spruch: «Knutschen oder laufen!»
Bunny machte lange Wanderungen und versuchte dabei, seine quälende Erregung loszuwerden. Er kam heim, um zu schlafen, musste aber stattdessen an Eunice denken; wieder wurden seine Sinne von einem mannigfaltigen Rausch gepackt, sie war gegenwärtig mit all ihrem Zauber und all ihrer Hemmungslosigkeit. Ein paarmal versuchte Bunny stockend, Paul davon zu erzählen; Paul war eine Art Gott, eine starke und verlässliche moralische Kraft, zu der man Zuflucht nehmen konnte. Bunny erinnerte sich, mit welcher Verachtung Paul von «Unzucht» gesprochen hatte, und Bunny hatte nicht so recht gewusst, was er damit meinte – jetzt wusste er es, leider nur zu gut. Er versuchte sich ihm anzuvertrauen, schämte sich aber und konnte die Barriere zwischen ihnen nicht niederreißen. Stattdessen entschuldigte er sich bei seinem Vater und fuhr zurück nach Beach City, drei Tage früher als geplant, und während der Rückfahrt hörte er ständig Pauls Stimme, jene grausamen Worte aus den Streiktagen: «Du bist zu lasch, Bunny, du bist zu lasch.»
7
Weil es zum ersten Mal seit dem Sommer regnete, kam Bunny ziemlich spät in der Stadt an. Eunice war zu Hause und hatte ihre Drohung, sich einen anderen Liebhaber zu nehmen, nicht wahr gemacht. Nein, sie beschäftigte sich gerade mit einem Experiment, von dem sie in einem Buch ihrer Mutter gelesen hatte, mit der sogenannten Telepathie. Dabei setzte man sich, schloss die Augen und konzentrierte sich darauf, zu «wollen», dass jemand etwas Bestimmtes tat; wenn dies geschah, war es eine Bestätigung der Lehre vom «Neuen Denken». Eunice gab sich große Mühe, und als sie Bunnys Schritte auf der Veranda hörte, sprang sie mit einem kleinen Schrei des Entzückens auf, eilte in seine Arme, überhäufte ihn mit Küssen und erzählte ihm von diesem wunderbaren Triumph der experimentellen Psychologie. «O Bunny, ich wusste ja, du kannst nicht so grausam sein! Ich wusste, du würdest kommen, weil ich ganz allein bin, Mama ist nämlich weggefahren, um Geld für die serbischen Waisenkinder zu sammeln. O Bunny, komm!» Und sie zog ihn Richtung Treppe.
Bunny fand dies nicht ganz in Ordnung und versuchte sie zurückzuhalten, aber sie erstickte seinen Widerstand mit Küssen. «Du dummer Junge, sollen wir vielleicht rausfahren und im Regen parken? Oder willst du in ein Hotel in der Stadt gehen, wo uns jeder kennt?»
«Aber deine Mutter, Eunice …»
«Mutter – Quatsch!», sagte Eunice. «Meine Mutter hat einen Liebhaber, das weiß ich, und sie weiß, dass ich es weiß. Wenn sie noch nicht über uns beide Bescheid weiß, wird es Zeit, dass sie sich Gedanken macht. Also los, gehen wir auf mein Zimmer.»
«Und wie komme ich wieder raus, Eunice?»
«Du kommst raus, wenn ich dich rauslasse, und das ist vielleicht erst morgen früh. Bis dahin wirst du mit geziemender Gastlichkeit beherbergt.»
«Aber Eunice, das ist unerhört!»
«Bunny, du sprichst wie deine Großmutter!»
«Und was ist mit den Dienstboten, Liebes?»
«Zum Teufel mit den Dienstboten!», sagte Eunice. «Man kann sein Leben so führen, wie es den Dienstboten gefällt, aber das liegt uns nicht, zumindest nicht heute Nacht!»
Um Bunny am Morgen, als sie ihrer
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