Öl!
mehr, wenn nötig. Diese Rohre ragten über den Anhänger hinaus, und an ihrem Ende flatterten warnend rote Fähnchen. In den engen Kurven beanspruchten sie die ganze Straßenbreite, und wenn ein Auto entgegenkam, musste man stehen bleiben, bis dieses vorsichtig vorbeigekrochen war; war dazu nicht genug Platz, musste der andere zurückstoßen bis zu einer Stelle, wo die Strecke wieder gerade verlief. All dies erforderte ständiges lärmendes Hupen; man hätte glauben können, eine riesige Schar prähistorischer Vögel wäre auf dem Guadalupe-Pass gelandet, hüpfte die Straße entlang und schrie (konnten Flugsaurier schreien?): «Tuut! Tuut! Tuut!»
In Wirklichkeit riefen sie: «Dad wartet auf uns! Dad hat einen Vertrag unterzeichnet, der Bohrturm wird schon gebaut, und die Bohranlage muss rechtzeitig fertig sein! Macht die Straße frei!» In einer so dringenden Angelegenheit vertraute Dad nicht auf die Eisenbahn. Die verschob die Ausrüstung auf ein Nebengleis, und man musste eine Woche lang herumtelefonieren und dämliche Beamten beschwatzen. Wenn man hingegen Lastwagen mietete, gehörten die einem für die entsprechende Zeit, und sie kamen gut durch. Gegen Misshelligkeiten aller Art konnte man sich versichern – bis hin zum Versicherungswert eines Mannes, den man vielleicht samt seinem Ford versehentlich einen Abhang hinunterschubste.
Dieses wacker tutende Dutzend also quälte sich langsam den Pass hinauf, mit bei Weitem weniger als den zugelassenen fünfzehn Meilen pro Stunde. Aus den Kühlern zischte der Dampf, und nach etwa einer Meile mussten sie jeweils stehen bleiben und Wasser nachfüllen. Doch sie kamen wohlbehalten bis zur Passhöhe, und von da krochen sie langsam bergab. Ein Mann ging mit einer roten Fahne voraus und verwies alle anderen Wagen warnend in die Ausweichbuchten am Straßenrand, wo sie warten mussten, bis die ganze Flotte vorbei war. So brachten sie den Pass hinter sich und kamen auf die gerade Strecke, auf der sie dahinsausen konnten wie alle anderen Autos. Was für ein mächtiges Gedröhn, was für ein fröhliches Bild! «Tuut! Tuut! Aus dem Weg! Dad wartet!»
Hoch oben auf den Bohrgeräten hockten junge Burschen in Bluejeans und Khakihemden und legten überdeutlich Zeugnis davon ab, dass ihr letztes Bohrloch keine Fehlbohrung gewesen war, sondern eine angemessene Ausbeute an schmierigem Reichtum erbracht hatte. Immerhin hatten sie ihre Gesichter gesäubert und antworteten auf die sonnige Landschaft mit einem nicht weniger sonnigen Lächeln. Sie sangen Lieder, winkten fröhlich in die vorbeifahrenden Autos und warfen den Mädchen in den Bauernhäusern, Tankstellen, Trinkhallen und Imbissbuden Kusshände zu. Zwei Tage dauerte die Fahrt, für sie eine sorgenfreie Zeit. Die Sorgen überließen sie dem alten Ross; es war schließlich sein Beruf, sich um alles zu kümmern. Vor allem darum, dass sie jeden zweiten Samstagabend ihre Lohntüte bekamen und dass in den Umschlägen pro Tag ein Dollar mehr steckte als bei allen anderen Arbeitern in der Umgebung; außerdem bekam man diesen Lohn nicht nur während der Bohrarbeiten, sondern auch während man oben auf einer Fuhre Bohrgerät saß, mit dreißig Meilen in der Stunde durch paradiesische Orangenhaine sauste und das Mädchen besang, das in der nächsten Stadt auf einen wartete.
2
Dad hatte einen Vertrag mit einem Mann am Nordhang abgeschlossen, Mr Bankside, einem Gentleman, der wusste, was er wollte, und nicht anderer Leute Zeit vergeudete. Der gepachtete Grund lag nicht so nah an der Fundbohrung, deshalb musste Dad nur ein Sechstel des Gewinns an Förderzins zahlen sowie eine einmalige Prämie von fünftausend Dollar für die zweieinhalb Acres.
Dad und Bunny erschienen im Büro der Sunset Lumber Company und führten mit dem Firmenchef ein spezielles vertrauliches Gespräch. Mr Ascott war ein schwergewichtiger, rotwangiger Herr von energischer Herzlichkeit; er fuhr Bunny durchs Haar, tauschte mit Dad in Goldfolie gewickelte Zigarren und sprach übers Wetter und die Erfolgsaussichten auf dem neuen Ölfeld; man hätte meinen können, er und Dad wären ein Leben lang dicke Freunde gewesen. Bis Dad schließlich zur Sache kam und sagte, dass er das Holz für den Bohrturm unbedingt innerhalb von drei Tagen an Ort und Stelle geliefert haben wollte. Mr Ascott schlug die Hände über dem Kopf zusammen und erklärte, einen solchen Auftrag könne er nicht einmal für Gott den Allmächtigen persönlich erledigen. Wegen der starken Nachfrage nach
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