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Oelspur

Titel: Oelspur Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lukas Erler
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in Brüssel ansässigen Detektivagenturen.
    »Kannst du irgendwie spezifizieren, was wir suchen?«
    »Ja, keine Hinterhofklitsche mit einem belgischen Philip Marlowe, sondern eine renommierte, technisch gut ausgestattete Agentur, die auch außerhalb Belgiens operieren kann!«
    Diesmal dauerte das Auswahlverfahren länger, aber zum Schluss einigten wir uns auf Verlaine & Partners/Belgium Investigation Services direkt am Leopoldpark. Die ansprechend aufgemachte Website der Firma warb mit einem großen Fuhrpark inklusive spezieller Observationsfahrzeuge, modernstem technischem Equipment, der Mehrsprachigkeit ihrer zahlreichen Mitarbeiter und – was Anna besonders gefiel – mit »een totale beroepsdiskretie.«
    »Die nehmen wir, die halten dicht. Aber das wird nicht billig!«
    »Nein«, sagte ich mit einem Blick auf Villanis Aktenkoffer, der in der Ecke stand, »vor allem, weil wir sie exzellent motivieren werden.«

Achtunddreißig
    E
    s war das größte Büro, in dem ich jemals gewesen war, eines von der Sorte, in denen normalerweise dreißig emsige Angestellte zusammengepfercht werden, aber Monsieur Verlaine junior hatte die ganzen hundert Quadratmeter für sich. Wir befanden uns im sechsten Stock eines Bürogebäudes in der Brüsseler Innenstadt, und die Agentur hatte offensichtlich die ganze Etage gemietet. Der Raum war sparsam, aber erlesen möbliert und sehr hell. Neben dem riesigen Mahagonischreibtisch, hinter dem Monsieur Verlaine mit milder Neugier meine Visitenkarte betrachtete, gab es noch einen großen Konferenztisch, um den herum locker zwanzig Leute Platz hatten, und eine Sitzecke mit einer wuchtigen Couchgarnitur und zwei Plasmabildschirmen. An den weißen Wänden hingen hauptsächlich Reproduktionen von Magritte, unter anderem die verschiedenen Versionen von La trahison des images. Das berühmte kleine Verwirrspiel des Malers, eine Pfeife zu malen und »Dies ist keine Pfeife« darunterzuschreiben, schien mir gut in ein Detektivbüro zu passen.
    Monsieur Verlaine junior sah jetzt von meiner Visitenkarte auf, die mich wahrheitsgemäß als Dr. Thomas Nyström vom Max-Planck-Institut in München auswies, und räusperte sich dezent. Er mochte vielleicht Mitte zwanzig sein, war groß und schlaksig und trug einen schicken grauen Flanellanzug. Trotz seiner halblangen Haare, der modischen Hornbrille und des jungenhaften Aussehens machte er den Eindruck eines Mannes, der seinen Vorteil im Auge hat und auf sich aufpassen kann. Sein Deutsch war so makellos wie seine Umgangsformen.
    »Schön, dass Ihre Wahl auf uns gefallen ist, Dr. Nyström«, sagte er jetzt. »Was kann ich für Sie tun?«
    »Nun, ich weiß nicht recht, wie ich anfangen soll, weil ich die Gesetze in Ihrem Land nicht kenne und etwas unsicher bin, ob Sie das, was ich brauche, wirklich leisten können.«
    »In Belgien sind die Aktivitäten privater Ermittler durch ein Gesetz aus dem Jahre 1991 eindeutig geregelt. Das Gesetz ist aber nicht sehr restriktiv. Ich würde sagen, es ist ein sehr belgisches Gesetz. Erzählen Sie mir einfach, was Sie wollen, und ich sage Ihnen, ob wir es machen können.«
    »Ich möchte, dass Sie die Identität eines Mannes ermitteln, von dem ich nur den Namen weiß. Er arbeitet in einer großen Brüsseler Firma, und ich denke, dass er in Deutschland an einer Straftat beteiligt war, wofür es aber keine Beweise gibt. Es ist außerordentlich wichtig, dass weder er noch die Firma von diesen Nachforschungen erfahren. Deshalb ist es auch nicht möglich, sich in der Firma nach diesem Mann zu erkundigen. Wahrscheinlich würde man sogar rigoros bestreiten, dass er dort beschäftigt ist. Auf jeden Fall aber würde er von den Ermittlungen erfahren. Ich will, dass Sie einen anderen Weg einschlagen: Beobachten Sie mit der größten Diskretion und Unauffälligkeit die Firma, und fotografieren Sie zwei Wochen lang Tag und Nacht alle männlichen Mitarbeiter, die dort ein- und ausgehen. Das dürften, grob geschätzt, um die hundert sein. Anschließend schicken Sie einen Ihrer Leute mit den Fotos nach Hamburg. Dort arbeitet in einem Fitnessclub in der Innenstadt ein Mann namens Mirko. Machen Sie einen Termin mit ihm aus, und bieten Sie ihm zehntausend Euro, wenn er mit Ihnen kooperiert. Fragen Sie ihn, ob er sich an die tote Frau in der Sauna erinnert, und zeigen Sie ihm die Fotos. Wenn er auf einem der Fotos den Mann wiedererkennt, der damals mit der Frau in dem Fitnessclub war, ist der erste Teil Ihres Auftrags erledigt. Sie kommen

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