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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Pilz.
    Der Rumpf war eine Ruine, die kaum noch zusammenhielt. Scorpio
musste bei jedem Schritt aufpassen, wohin er trat.
    »Es nimmt alles in sich auf«, sagte Clavain leise, als
fürchte er, die Maschinen zu wecken – obwohl immer noch
Fetzen von Musik zu ihnen drangen. »Ein Element genügt, um
ein ganzes Schiff zu unterwandern. Es frisst sich durch alles, was es
findet, und wandelt es um.«
    »Woraus bestehen diese schwarzen Würfelchen?«,
fragte Scorpio.
    »Aus fast gar nichts«, antwortete Clavain. »Reine
Kraft, zusammengehalten durch einen winzigen Mechanismus tief im
Innern, einer Art Super-Atomkern. Aber diesen Mechanismus haben wir
nie zu Gesicht bekommen.«
    »Du hast die Dinger also untersucht?«
    »Wir haben einige Würfelelemente mit mechanischer Kraft
aus Galianas Leuten herausgeholt. Sobald wir die Bindungen zwischen
ihnen zerrissen hatten, schrumpften sie einfach zusammen. Nur ein
Häufchen grauer Staub blieb zurück, von dem wir annahmen,
dass es der Rest der Maschinen war. Aber mit dem Staub war nicht mehr
viel anzufangen. Und eine Rekonstruktion kam nun wirklich nicht
infrage.«
    »Wir stecken ganz schön in Schwierigkeiten, wie?«,
fragte Scorpio.
    »Das ist wahr«, bestätigte Khouri. »Ich kann
es nicht bestreiten. Wir wissen wahrscheinlich nicht einmal, wie
groß die Schwierigkeiten tatsächlich sind. Aber merken Sie
sich eines: Solange wir Aura haben, sind wir noch nicht
tot.«
    »Trauen Sie ihr so viel Macht zu?«, fragte Clavain.
    »Das hat sie doch schon bewiesen, Mann. Ohne sie hätten
wir es nie geschafft, dieses System zu erreichen.«
    »Glauben Sie immer noch, dass sie hier ist?«, fragte
Scorpio.
    »Sie ist hier. Ich weiß nur nicht, wo.«
    »Ich fange ebenfalls Signale auf«, sagte Clavain,
»aber es sind nur unverständliche Fetzen. Zu viele Echos
von all den noch nicht ganz toten Systemen in diesem Schiff. Ich kann
nicht einmal sagen, ob es eine oder mehrere Quellen gibt.«
    »Und was machen wir jetzt?«, fragte Scorpio.
    Clavain leuchtete die Wände ab. Der Strahl holte fantastische
Zinnen und Türmchen aus gefrorenen schwarzen Würfeln aus
dem Dunkel. »Da hinten müssten die Antriebssysteme
sein«, sagte er. »Nicht gerade der aussichtsreichste Ort,
um nach Überlebenden zu suchen.« Er drehte sich einmal um
sich selbst, ließ den Strahl weiterwandern und nahm blinzelnd
die fremde Umgebung in sich auf. »Ich denke, wir gehen hier
weiter. Von dort kommt auch die Musik. Achtung, es wird sehr eng
werden.«
    »Wohin führst du uns?«, fragte Scorpio.
    »Habitat und Flugdeck. Falls davon noch etwas zu erkennen
ist.«
    »Dort ist es kälter«, bemerkte Khouri.
    Sie wandten sich in die Richtung, die Clavain nehmen wollte. Vor
ihnen klaffte eine Lücke, der Rest eines Schotts. Die Luft
fühlte sich an, als wollte sie beim nächsten Atemzug in den
Lungen gefrieren. Scorpio sah nach hinten. Seine Fantasie gaukelte
ihm träge Wellenbewegungen im schwarzen Teer der Wolfsmaschinen
vor.
    Doch stattdessen bewegte sich etwas vor ihnen. Von der schwarzen
Wand löste sich ein schwarzer Schatten.
    Khouri zielte mit ihrem Gewehr darauf.
    »Nein!«, schrie Clavain.
    Scorpio hörte den Abzug klicken. Er zuckte zurück und
wartete auf den Energiestrahl. Der Boser war nicht unbedingt die
ideale Waffe für den Nahkampf.
    Nichts geschah. Khouri senkte den Lauf um ein paar Zentimeter. Sie
hatte den Abzug bewegt, aber nicht vollends durchgezogen.
    Das Messer in Clavains Hand zuckte wie ein gläserner Aal.
    Der schwarze Schatten wurde zu einer Gestalt in schwarzem
Vakuumpanzer. Sie bewegte sich steif, als wären ihre Gelenke
eingerostet. In einer Hand hielt sie einen schwarzen Gegenstand. Sie
machte noch einen Schritt, dann kippte sie um und schlug krachend auf
dem Eis auf. Schwarze Würfel, mit Eis überzogen, spritzten
nach allen Seiten. Die Waffe oder was immer es war, schlitterte davon
und prallte gegen die Wand.
    Scorpio kniete nieder und hob sie auf.
    »Vorsicht«, warnte Clavain wieder.
    Scorpios Huffinger schlossen sich um die Synthetikerwaffe. Er
versuchte, den Griff so zu fassen, dass er den Abzug drücken
konnte. Aber das war nicht möglich. Die Waffe war nicht für
Hyperschweine geeignet.
    Wütend warf er sie Clavain zu. »Vielleicht kriegst du
sie ja in Gang.«
    »Immer mit der Ruhe, Scorp.« Clavain steckte die Waffe
ein. »Sie wird auch bei mir nicht funktionieren, es sei denn,
Skade wäre sehr unvorsichtig gewesen. Aber wir können sie
zumindest aus dem Verkehr ziehen.«
    Khouri schulterte

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