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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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noch Waffen, die wir nicht eingesetzt, und
eine ganze Reihe, die wir noch nicht einmal hergestellt haben. Mit
einigen davon müsste man zumindest im näheren Umkreis eine
geringe Wirkung erzielen.« Er hielt inne, ließ seine Hand
wie ein Zauberkünstler in einer unsichtbaren Tasche seines
Uniformrocks verschwinden und zog einen schiefergrauen Zylinder
hervor. Er legte ihn auf den Tisch und hielt ihn mit den
Fingerspitzen fest. »Bevor ich es vergesse: Hier sind die
Entwürfe für einige neue militärische Technologien.
Das eine oder andere könnten Aura oder Khouri bereits
erwähnt haben. Natürlich haben wir Aura eine Menge zu
verdanken, sie hat uns die Grundlagen erklärt und den Weg
gewiesen, aber vieles mussten wir doch selbst entwickeln. Diese
Dateien sollten mit den Standardprogrammen eurer Replikatoren
kompatibel sein.«
    »Wir haben keine Replikatoren mehr«, sagte Antoinette.
»Die sind schon vor Jahren ausgefallen.«
    Remontoire spitzte die Lippen. »Dann werden wir euch neue
liefern, die gegen nahezu alle Abarten der Schmelzseuche resistent
sind. Ich lasse sie abwerfen, bevor ihr das System verlasst, zusammen
mit medizinischen Versorgungsgütern und Bauteilen für die
Kälteschlafsysteme. Wenn ihr die Dateien auf die neuen Anlagen
überspielt, werden sie euch Waffen und technische Geräte
herstellen. Auftauchende Fragen solltet ihr in angemessener Form an
Aura richten, sie müsste euch helfen können.«
    »Danke, Rem«, sagte Antoinette.
    »Es ist ein Geschenk«, sagte er. »Wir
überlassen es euch ebenso gern, wie wir euch Aura
überlassen haben. Sie gehört jetzt euch. Aber im Gegenzug
könntet ihr etwas für uns tun.«
    »Nämlich?«, fragte Antoinette.
    Remontoire antwortete nicht, sondern schaute über die
Schulter. Eine Gestalt kam mit knirschenden Schritten über das
Gras.
    »Hallo, John«, sagte Antoinette.
    Scorpio richtete sich steif auf. Die Gestalt kam näher. Auf
den ersten Blick sah sie kaum wie ein Mensch aus, auch wenn sie sich
so bewegte und Arme und Beine sowie einen Kopf hatte. Eine
Hälfte des Körpers – ein Arm, ein Bein und eine
Hälfte des Rumpfes – bestand, soweit er sehen konnte, aus
Fleisch und Blut. Die andere Hälfte war eine klobige mechanische
Konstruktion, bei der man auf jeden Anschein von Symmetrie verzichtet
hatte. Hauptsächlich bestand sie aus Kolben und
überdimensionierten Gelenken, beweglichen Metallteilen, die
sorgsam geschmiert und auf Hochglanz poliert waren. Der mechanische
Arm hing bis auf Kniehöhe herab und endete in einem integrierten
Werkzeugsystem mit Instrumenten für jeden Zweck. Das Ganze sah
aus, als wären ein Räumbagger und ein Mensch mit hoher
Geschwindigkeit aufeinander geprallt und dabei eins geworden.
    Der Kopf wirkte im Vergleich dazu fast normal. Allerdings nur
fast. In den Augenhöhlen saßen rote Facettenkameras. Aus
den Nasenlöchern schlängelten sich Schläuche, die
über die Wangen nach hinten zu einem unsichtbaren Mechanismus
führten. Ein ovales Gitterbedeckte den Mund und war mit der
Gesichtshaut vernäht. Der Schädel war kahl bis auf ein
Dutzend verfilzter Strähnen am Scheitel, die, nach hinten
gekämmt und zu einem Zopf geflochten, bis in den Nacken hingen.
Der Captain hatte keine Ohren, ja, Scorpio konnte überhaupt
keine Körperöffnungen erkennen. Vielleicht hatten es ihm
diese Veränderungen ermöglicht, auch ohne Raumhelm im
harten Vakuum zu überleben.
    Die Stimme aus dem Gitter klang leise und blechern wie von einem
kaputten Spielzeug. »He. Da ist ja die ganze Bande
versammelt.«
    »Setzen Sie sich zu uns, John«, sagte Antoinette.
»Müssen wir Sie informieren? Remontoire schlug uns soeben
einen Tauschhandel vor. Er will uns einige tolle neue Spielsachen
geben.«
    »Aber nicht ohne Gegenleistung, nehme ich an.«
    »Nein« sagte Remontoire. »Die Pläne und
Beschreibungen sind tatsächlich ein Geschenk. Aber sollten Sie
an ein Gegengeschenk denken, dann hätten wir etwas Bestimmtes im
Auge.«
    John Brannigan ließ sich nieder. Die Kolbenantriebe seiner
Gliedmaßen ächzten und zischten. »Sie wollen die
restlichen Weltraumgeschütze«, sagte er.
    Remontoire nickte ihm anerkennend zu. »Sie haben ein feines
Gespür für unsere Wünsche.«
    »Was haben Sie damit vor?«, fragte John Brannigan.
    »Unsere Hochrechnungen zeigen, dass wir sie für ein
wirksames Ablenkungsmanöver brauchen werden. Natürlich
besteht dabei immer eine gewisse Unsicherheit. Nicht bei allen
Geschützen ist die Wirkung bekannt. Aber wir

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