Offenbarung
erinnert sie
sich.«
»Oder du behältst die Information für dich, weil es
zu gefährlich ist, sie einzuweihen. Vergiss nicht: Es
könnte eine falsche Fährte sein, von Skade gelegt, um unser
Vertrauen in Aura zu erschüttern. Angenommen, sie bestreitet,
von alledem zu wissen – könntest du ihr dann noch
vertrauen?«
»Ich würde mir diese Daten doch gerne ansehen«,
sagte Scorpio.
»Zu gefährlich. Wenn ich sie an dich weitergäbe,
könnten sie den Weg in ihren Kopf finden. Sie ist eine von uns
Scorp: ein Teil der Synthese. Du musst dich mit der Scherbe –
betrachte sie als Merkhilfe – und mit diesem Gespräch
begnügen. Ich finde, das sollte reichen.«
»Heißt das, ich darf ihr niemals etwas davon
sagen?«
»Nein. Ich meine nur, du selbst musst entscheiden, ob und
wann du es tust, und du solltest es dir gut überlegen.«
Remontoire hielt inne, dann lächelte er. »Du bist nicht zu
beneiden. Möglicherweise hängt ziemlich viel von deiner
Entscheidung ab.«
Scorpio schob die Scherbe in die Tasche.
Hela
2727
[Hilf uns, Rachmika!], sagte die Stimme, als sie allein
war. [Lass nicht zu, dass wir sterben, wenn die Kathedrale
stirbt.]
»Ich kann euch nicht helfen. Und ich bin nicht einmal sicher,
ob ich es will.«
[Quaiche ist labil], beharrte die Stimme. [Er wird uns
zerstören, weil wir ein Riss im Harnisch seines Glaubens sind.
Das darf nicht geschehen, Rachmika. Um unsertwillen – um deiner
ganzen Spezies willen – mach nicht den gleichen Fehler wie die
Flitzer. Schlag die Tür nicht zu!]
Sie presste den Kopf in die feuchte Landschaft ihres Kissens.
Schon seit Tagen tränkte ihr Schweiß in schlaflosen, von
Stimmen gepeinigten Nächten wie dieser den vergilbenden Stoff.
Sie wollte nur, dass die Stimme verstummte; wollte zurück in die
Vergangenheit, als das Leben noch einfach war und sie nichts anderes
im Kopf hatte, als ihre eigenen hochtrabenden Vorstellungen
durchzusetzen.
»Wie kommt ihr überhaupt hierher? Das habt ihr mir noch
immer nicht erklärt. Wenn die Tür geschlossen
ist…«
[Die Tür wurde kurz geöffnet. In einer Phase, in der
die Versorgung mit dem Virus schwierig war, erlitt Quaiche eine
Glaubenskrise. Er ließ ein Instrumentenpaket auf Haldoras
Oberfläche abfeuern, eine einfache mechanische Sonde, voll
gepackt mit elektronischen Geräten.]
»Und?«
[Damit provozierte er eine Reaktion. Die Sonde bohrte sich
während einer Auslöschung in den Planeten. Dadurch dauerte
die Auslöschung länger als sonst, mehr als eine Sekunde. In
dieser Zeit konnte er einen Blick auf die Maschinen werfen, die die
Flitzer bauten, um quer durch den Bulk mit uns zu
kommunizieren.]
»Das konnte auch jeder andere sehen, der die Auslöschung
beobachtete.«
[Gerade deshalb wurde diese Episode aus den Aufzeichnungen
gestrichen], sagte die Stimme. [Sie durfte einfach
nicht geschehen sein.]
Rachmika erinnerte sich, was ihr die Schatten über den
Massengenerator erzählt hatten. »Die Sonde hat euch also
den Übergang ermöglicht?«
[Nein. Physisch befinden wir uns noch immer in unserer Bran.
Aber die Kommunikationsverbindung wurde wieder hergestellt. Sie war
unterbrochen, nachdem die Flitzer zum letzten Mal mit uns gesprochen
hatten, doch durch Quaiches Eingriff wurde sie für einen Moment
wieder geöffnet. Wir nützten die Gelegenheit und schickten
etwas von uns durch den Bulk, ein Geistwesen, von niedriger
Intelligenz und ausschließlich darauf programmiert, zu
überleben, um die Verhandlungen aufzunehmen.]
Das war es also, was zu ihr sprach: nicht die Schatten selbst,
sondern ein Abgesandter, der auf das Nötigste reduziert war.
Vermutlich war der Unterschied gar nicht so groß: Die Stimme
war mindestens so intelligent und überzeugend wie jede Maschine,
der sie je begegnet war.
»Wie weit seid ihr gekommen?«, fragte Rachmika.
[Bis in die Sonde, die in die Haldora-Projektion stürzte.
Von dort erreichten wir – über die Telemetrieverbindung
– Hela. Aber weiter kamen wir nicht. Seither sind wir im Ehernen
Panzer gefangen.]
»Warum gerade dort?«
[Das musst du Quaiche fragen. Er hat zu dem Panzer eine tiefe
persönliche Beziehung. Der alte Raumanzug ist untrennbar
verknüpft mit den Haldora-Auslöschungen und mit seiner
eigenen Rettung. Seine Geliebte – die ursprüngliche
Morwenna – kam darin ums Leben. Hinterher brachte Quaiche es
nicht über sich, den Anzug zu zerstören. Er erinnerte ihn
daran, warum er nach Hela gekommen war, und spornte ihn an, Morwenna
zuliebe weiter
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