Offenbarung
mir Leid, dass sie so enden musste«, sagte
Rachmika:
»Bevor das geschah, war ich ein anderer Mensch«, sagte
Quaiche.
»Man konnte Sie nicht für ihren Tod verantwortlich
machen.«
Grelier grinste. »Lassen Sie sich nicht täuschen. Er war
auch vorher nicht gerade ein Engel.«
»Ich war nur ein Mensch mit einer Seuche im Blut«,
verteidigte sich Quaiche. »Ein Mensch, der seinen Weg gehen
wollte.«
Rachmika sagte ruhig: »Ich glaube Ihnen.«
»Können Sie in meinem Gesicht lesen?«, fragte
er.
»Nein«, sagte sie. »Ich glaube Ihnen auch so. Ich
denke, Sie waren kein schlechter Mensch, Dekan.«
»Und jetzt? Nach allem, was ich getan habe? Nach dem, was Ihr
Bruder erleben musste?« Die Hoffnung in seiner Stimme war nicht
zu überhören. Das Ende war nahe, die Fahrt über die
Schlucht stand unmittelbar bevor, und er sehnte sich immer noch nach
Absolution.
»Ich sagte nur, dass ich Ihnen glaube. Von Vergebung war
nicht die Rede«, stellte sie klar.
»Die Schatten«, mischte Grelier sich ein. »Sie
haben mir immer noch nicht erklärt, wer sie sind oder was sie
mit dem Panzer zu tun haben.«
»Der Panzer ist eine Reliquie«, sagte Rachmika,
»die einzige greifbare Verbindung des Dekans zu Morwenna. Mit
der Erforschung Haldoras wollte er auch das Opfer würdigen, das
sie ihm gebracht hatte. Deshalb baute er den Empfänger in den
Anzug ein: Wenn eine Antwort käme, wenn er herausfände, ob
Haldora ein Wunder war oder nicht, wäre es Morwenna, von der er
es erführe.«
»Und die Schatten?«, fragte Grelier.
»Dämonen«, sagte Quaiche.
»Entitäten«, verbesserte Rachmika.
»Vernunftbegabte Wesen, Gefangene in einem anderen Universum,
das an das unsere angrenzt.«
Grelier lächelte. »Ich glaube, ich habe genug
gehört.«
»Lassen Sie sie ausreden«, sagte Vasko. »Sie sagt
die Wahrheit. Die Schatten sind real, und wir brauchen dringend ihre
Hilfe.«
»Ihre Hilfe?«, wiederholte Grelier.
»Sie sind weiter fortgeschritten als wir«, sagte Vasko,
»und als jede andere Zivilisation in dieser Galaxis. Sie sind
die Einzigen, die gegen die Unterdrücker etwas ausrichten
können.«
»Und was verlangen sie als Gegenleistung für ihre
Hilfe?«, fragte Grelier.
»Sie wollen ihr Gefängnis verlassen«, sagte
Rachmika. »Sie suchen nach einer Möglichkeit, in dieses
Universum überzuwechseln. Da im Raumanzug – das sind nicht
wirklich die Schatten, das ist nur ihr Unterhändler, eine Art
Software – jedenfalls eine Instanz, die weiß, was zu tun
ist, um auch die anderen einzulassen. Sie kennt die Befehle, die wir
an die Haldora-Maschine schicken müssen.«
»Die Haldora-Maschine?«, fragte der Generalmedikus.
»Sehen Sie selbst«, sagte der Dekan. Die Spiegel hatten
sich wieder auf ihn gerichtet und lenkten einen gebündelten
Lichtstrahl in sein unversehrtes Auge. »Es gibt keine
Auslöschungen mehr. Nach so langer Zeit kann ich die heilige
Maschine endlich sehen.«
Sechsundvierzig
Glaur war allein. Außer ihm war kein Techniker in den
Gewölben des Maschinenraums zurückgeblieben. Die Kathedrale
hatte die Störung heil überstanden; die Sirenen waren
verstummt, die Warnlichter am Reaktor waren weniger geworden, die
Kolben- und Kurbelstangen arbeiteten wieder im gewohnt hypnotischen
Rhythmus. Der Boden schwankte von einer Seite zur anderen, aber nur
Glaur verfügte aus langer Erfahrung über die nötige
Empfindlichkeit, um das wahrzunehmen. Die Bewegung hielt sich
innerhalb der vorgeschriebenen Grenzen, und für jemanden, der
die Morwenna nicht kannte, hätte sich der Boden
angefühlt wie gewachsener, fest auf Hela verankerter
Felsgrund.
Schwer atmend erklomm der Schichtleiter einen der Laufstege, die
den Zentralkern aus Turbinen und Generatoren einschlossen. Er
spürte den Luftzug von den Stangen, die dicht über seinem
Kopf hin und her gingen, aber nach so vielen Jahren war ihm die
Umgebung so vertraut, dass er sich nicht mehr unnötig
duckte.
Vor einer unscheinbaren Klappe ohne Aufschrift blieb der
Schichtleiter stehen. Er klappte die Bügel zurück, mit
denen sie gehalten wurde, und zog sie nach oben, bis sie einrastete.
Dahinter befanden sich die glänzenden silbrig blauen Elemente
der Sicherungsschaltung: zwei große Hebel mit jeweils einem
einzigen Schlüsselloch darunter. Der Vorgang war einfach
gewesen, außerdem hatten sie ihn mit der Attrappe auf der
anderen Seite des Maschinenblocks oft genug geübt.
Glaur hatte seinen Schlüssel in das eine Loch gesteckt,
Seyfarth hatte einen
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