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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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doch immer noch ein Kind.«
    »Ich bin siebzehn. Und es waren neun sehr lange Jahre,
glauben Sie mir.«
    »Diese Schatten«, schaltete Grelier sich ein.
»Könnte mir jemand freundlicherweise erklären, wer
oder was sie sind?«
    »Sagen Sie es ihm, Dekan«, bat Rachmika.
    »Was sie sind, weiß ich auch nicht.«
    »Aber Sie wissen, dass sie existieren. Die Schatten sprechen
mit Ihnen so wie mit mir. Sie haben auch Sie angefleht, sie zu
retten, dafür zu sorgen, dass sie nicht vernichtet würden,
wenn die Morwenna über die Brücke
fährt.«
    Quaiche hob abwehrend die Hand. »Sie sind ja vollkommen
verrückt.«
    »So verrückt wie Saul Tempier, Dekan? Er wusste von der
vergessenen Auslöschung, und er glaubte den offiziellen Dementis
nicht. Und wie die Numeriker wusste auch er, dass die
Auslöschungen bald zu Ende gehen mussten.«
    »Ich habe den Namen Saul Tempier gehört.«
    »Das mag schon sein«, sagte Rachmika. »Dennoch
ließ Ihre Kirche ihn töten, um zu verhindern, dass er
anderen von der vergessenen Auslöschung erzählte. Sie
konnten sich mit dieser Tatsache wohl nicht abfinden?«
    Das blaue Fläschchen zerbrach in Greliers Fingern. »Ich
will nun endlich wissen, was es damit auf sich hat«, verlangte
er.
    Rachmika drehte sich um und räusperte sich. »Wenn er es
Ihnen nicht sagen will, werde ich es tun. Der Dekan hatte immer
wieder Phasen der Immunität gegen die Viren in seinem Blut. In
einer solchen Phase geriet er in eine schwere Glaubenskrise. Er
stellte das ganze religiöse Gebäude infrage, das er um sich
herum errichtet hatte, und das schmerzte ihn, denn ohne die Religion
wird der Tod seiner geliebten Morwenna nur zu einem von vielen
sinnlosen kosmischen Ereignissen.«
    »Hüten Sie Ihre Zunge«, warnte Quaiche.
    Sie ignorierte ihn. »Im Verlauf dieser Krise verspürte
er den Wunsch, den Auslöschungen mit wissenschaftlichen
Methoden, die von der Kirche normalerweise verboten sind, auf den
Grund zu gehen. Er veranlasste, dass während einer
Auslöschung eine Sonde auf Haldora abgeschossen wurde.«
    »Dazu waren doch sicherlich umfangreiche Vorbereitungen
notwendig«, sagte Grelier. »Die Auslöschungen sind so
kurz…«
    »Nicht in diesem Fall«, widersprach Rachmika. »Die
Sonde blieb nicht ohne Folgen: Sie verlängerte die
Auslöschung um mehr als eine Sekunde. Haldora ist nichts weiter
als eine Illusion: ein Tarngebilde, hinter dem sich ein
Signalmechanismus verbirgt. In letzter Zeit bricht die Tarnung immer
häufiger zusammen – und so erklären sich die
Auslöschungen. Die Sonde des Dekans verstärkte die
Belastung, die Auslöschung verlängerte sich. Und das
genügte, nicht wahr?«
    »Ich habe keine…«
    Grelier brachte ein neues Fläschchen – diesmal mit
trübem grünem Inhalt – zum Vorschein, nahm es fest
zwischen Daumen und Zeigefinger und hielt es über die Augen
seines Herrn. »Hören Sie auf mit dem Getue. Ich bin sicher,
dass sie mehr weiß, als wir anderen erfahren sollen, also
hören Sie bitte auf zu leugnen!«
    »Sagen Sie es ihm«, verlangte Rachmika.
    Quaiche fuhr sich mit der Zunge über die Lippen, die ganz
weiß und knochentrocken waren. »Sie hat Recht«, sagte
er. »Ich brauche nicht mehr zu leugnen. Die Schatten lenken nur
vom Wesentlichen ab.« Er deutete mit dem Kopf auf Vasko und
Khouri. »Ich habe Ihr Schiff. Alles andere kümmert mich
einen Dreck.«
    Grelier umklammerte das Fläschchen so fest, dass seine
Fingerknöchel weiß wurden. »Reden Sie«, zischte
er.
    »Ich habe eine Sonde auf Haldora abgeschossen«, sagte
Quaiche. »Ich habe die Auslöschung verlängert. Und
dabei sah ich… glänzende Maschinen… wie das Innere
eines Uhrwerks. Einen Mechanismus, der sich gewöhnlich im Innern
von Haldora verbirgt. Und die Sonde kam mit etwas in Kontakt, bevor
sie zerstört wurde. Dieses Etwas – was immer es sein mag
– ist auf die Morwenna gelangt.«
    Rachmika drehte sich um und deutete auf den Raumanzug. »Dort
hält er es gefangen.«
    Grelier kniff misstrauisch die Augen zusammen. »Im Ehernen
Panzer?«
    »Morwenna ist in diesem Ding gestorben«, sagte Quaiche.
Er tastete sich durch die Worte wie durch ein Minenfeld. »Sie
wurde zerquetscht, als unser Shuttle mit Notbeschleunigung nach Hela
raste, um mich zu retten. Das Schiff wusste nicht, dass Morwenna so
hohe Beschleunigungswerte nicht aushalten konnte. Hinterher war sie
Brei, rote Marmelade mit Knochen und Metallstückchen darin. Ich habe sie getötet, denn wenn ich Hela nicht angeflogen
hätte…«
    »Es tut

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