Offenbarung
einem
Blick auf ihre Mutter hinzu. »Sie kommen beide mit.«
»Nein«, sagte Quaiche. »Sie bleiben mindestens so
lange hier, bis Sie und ich auf dem Schiff in Sicherheit
sind.«
»Auf welchem Schiff?«, fragte Vasko.
»Auf dem Ihren natürlich«, sagte Quaiche, als
verstünde sich das von selbst. »Auf der Sehnsucht nach
Unendlichkeit. Da gibt es noch immer eine ganze Menge, was ich
nicht verstehe. Das Schiff scheint sogar ein eigenes Bewusstsein zu
haben. Rätsel über Rätsel: Aber mit der Zeit werden
wir ihnen schon auf den Grund gehen. Ich weiß nur eines: Ich
traue diesem Schiff durchaus zu, auf dumme Gedanken zu kommen und
sich womöglich selbst in die Luft zu sprengen.«
»Es hat Menschen an Bord«, sagte Vasko.
»Während ich mit Ihnen spreche, versucht ein voll
bewaffneter Trupp von Kathedralengardisten von der Haltebucht aus
eine Übernahme. Diese Gardisten verfügen über Waffen
und Rüstungen, die den ersten Infiltrationseinheiten
vorenthalten wurden, und sie brauchen nicht auf Verstärkung aus
dem All zu warten. Glauben Sie mir, sie werden dieses Schiff in
wenigen Stunden säubern, ganz gleich, welche Tricks es anwendet.
Bis dahin halte ich die persönliche Anwesenheit von Rachmika
– Pardon, Aura – für das einzig sichere Mittel,
um das Schiff an einer Torheit zu hindern. Immerhin hat es sich
praktisch aus freien Stücken in meine Haltebucht gestürzt,
sobald ich ihm meine Position klar gemacht hatte.«
»Ich werde Sie nicht retten«, sagte Rachmika. »Wenn
Sie mir die Schatten nicht ausliefern, sind Sie mit oder ohne mich
ein toter Mann, Dekan.«
»Die Schatten und Ihre Freunde bleiben hier.«
»Das ist Mord.«
»Nein, nur eine Vorsichtsmaßnahme.« Er winkte
einen der Gardisten näher an seinen Krankenstuhl heran.
»Haken, diese Leute bleiben in diesem Raum, bis Sie hören,
dass ich die Haltebucht wohlbehalten erreicht habe. Es sollte nicht
länger als dreißig Minuten dauern, aber Sie handeln nicht
ohne meinen ausdrücklichen Befehl. Verstanden?«
Der Gardist nickte. »Und wenn wir nichts von Ihnen
hören, Dekan«
»Die Kathedrale erreicht in vier Stunden das westliche Ende
der Brücke. In drei Stunden und dreißig Minuten
können Sie die Gefangenen freilassen und selbst fliehen. Finden
Sie sich so bald wie möglich an der Haltebucht ein.«
»Und der Eherne Panzer, Sir?«, fragte Haken.
»Stürzt mit der Mor in die Tiefe. Die Kathedrale
nimmt ihre Dämonen mit in den Tod.« Quaiche wandte sich an
Grelier, der Rachmika die den letzten Feinheiten des
Adventistenanzugs erklärte. »Generalmedikus? Sie
hätten nicht zufällig Ihren Medizinkoffer bei
sich?«
Grelier schien gekränkt. »Ich verlasse meine Räume
niemals ohne ihn.«
»Dann öffnen Sie ihn. Suchen Sie eine Spritze mit einem
starken Mittel. DEUS-X zum Beispiel. Das sollte als Ansporn
genügen, meinen Sie nicht?«
»Wie Sie das Mädchen kontrollieren, ist Ihre
Sache«, sagte Grelier. »Ich gehe allein. Ich finde, es ist
Zeit, dass unsere Wege sich trennen.«
»Darüber sprechen wir später«, sagte Quaiche.
»Noch sind Sie ebenso auf mich angewiesen wie ich auf Sie. Ich
hatte schon geahnt, dass unsere Beziehung auf eine kleinere Krise
zusteuern könnte, deshalb befahl ich Hakens Männern, Ihr
Schiff unbrauchbar zu machen.«
»Das stört mich nicht weiter. Ich nehme das
andere.«
»Es gibt kein anderes. Hakens Männer haben sich auch um
die Ultra-Fähre gekümmert.«
»Dann sitzen wir also alle auf der Kathedrale fest?«,
fragte Grelier.
»Nein. Sagte ich nicht eben, wir würden uns zur
Haltebucht begeben? Etwas mehr Vertrauen, Generalmedikus. Etwas mehr
Vertrauen.«
»Dafür ist es schon etwas zu spät«, sagte
Grelier. Doch er griff schon nach seinem Koffer und öffnete ihn.
Die aufgereihten Injektionsspritzen wurden sichtbar.
Rachmika hatte es inzwischen geschafft, den Anzug anzulegen. Einen
Helm gab es nicht; der wurde ihr noch vorenthalten. Sie sah erst ihre
Mutter und dann Vasko an. »Sie können sie nicht hier
festhalten. Sie müssen mit uns kommen.«
»Man wird sie rechtzeitig gehen lassen«, sagte
Quaiche.
Rachmika spürte, wie die kalte Nadel ihren Hals
berührte.
»Gehen wir?«, fragte Grelier.
»Ich lasse sie nicht hier«, beharrte Rachmika.
»Uns wird nichts passieren«, sagte Khouri. »Geh du
nur mit ihm und tu, was er sagt. Auf dich allein kommt es jetzt
an.«
Rachmika atmete tief durch, dann fügte sie sich. Sie hatte
keine andere Wahl. »Bringen wir es hinter uns«, sagte
sie.
Glaur
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