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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Kapsel?«
    »Treffer«, sagte Blood. »Sie fängt von sich
aus an, sich aufzuwärmen. Die Reanimationsautomatik hat sich
eingeschaltet. Vor etwa einer Stunde hat sich der Status der
Bioindikatoren geändert. Wer oder was immer da drin ist, wird
geweckt.«
    »Na großartig. Ich bin begeistert. Und ihr könnt
nichts dagegen tun?«
    »Wir können mit Mühe und Not eine Abwasserpumpe
reparieren, Scorp. Alles, was darüber hinausgeht,
übersteigt inzwischen unsere Fähigkeiten. Clavain
könnte natürlich versuchen, den Prozess zu
verlangsamen…«
    Mit den Synthetikerimplantaten in seinem Kopf konnte Clavain auf
eine Art und Weise mit Maschinen reden wie niemand sonst auf
Ararat.
    »Wie lange haben wir Zeit?«
    »Etwa elf Stunden.«
    »Elf Stunden. Und da wartest du bis jetzt, um mir Bescheid zu
sagen?«
    »Ich wollte erst sehen, ob du Clavain mitbringst.«
    Scorpio zog den Rüssel kraus. »Und wenn ich Nein gesagt
hätte?«
    Blood lachte. »Dann bekämen wir wenigstens unser Boot
zurück.«
    »Für ein Schwein bist du ziemlich komisch, Blood, aber
Geld könntest du damit nicht verdienen.«
    Scorpio unterbrach die Verbindung, ging ins Zelt zurück und
verkündete, die Pläne hätten sich geändert. Vasko
fragte mit kaum verhohlener Erregung nach dem Grund. Scorpio wich
einer Antwort aus, aus Angst, die neuen Erkenntnisse könnten
Clavain veranlassen, seine Entscheidung zurückzunehmen.
    »Du kannst mitnehmen, so viel du willst«, sagte er mit
einem Blick auf das Bündelchen mit persönlichen Sachen, das
Clavain zusammengetragen hatte. »Wir brauchen nicht mehr zu
befürchten, dass das Boot sinkt.«
    Clavain hob das Bündel auf und reichte es Vasko. »Ich
habe alles, was ich brauche.«
    »Schön«, sagte Scorpio. »Wenn wir jemanden
herschicken, um das Zelt abzubauen, werde ich dafür sorgen, dass
auch alles andere mitgenommen wird.«
    »Das Zelt bleibt, wo es ist.« Clavain bekam einen
Hustenanfall, während er in einen dicken, bodenlangen schwarzen
Mantel schlüpfte, sich mit den langen Fingernägeln das Haar
aus dem Gesicht strich und es nach hinten kämmte, wo es in
silbrig weißen Wellen über den hohen, steifen Kragen fiel.
Als er wieder sprechen konnte, fuhr er fort: »Und meine Sachen
bleiben im Zelt. Hast du mir überhaupt zugehört?«
    »Ich habe alles gehört«, sagte Scorpio. »Ich wollte es nur nicht hören.«
    Clavain klopfte ihm auf den Rücken. »Mach deine Ohren
auf, mein Freund. Mehr will ich nicht von dir.« Er griff nach
dem Umhang, den er zuvor getragen hatte, tastete ihn ab und legte ihn
beiseite. Stattdessen öffnete er die Tischschublade und holte
ein schwarzes Lederhalfter heraus.
    »Eine Pistole?«, fragte Scorpio.
    »Viel zuverlässiger«, gab Clavain zurück.
»Ein Messer.«

 
107 Piscium

2615
     
     
    Quaiche zwängte sich durch den viel zu engen Gang, der die Dominatrix vom Bug bis zum Heck durchzog. Ringsum tickte und
schnurrte das Shuttle wie ein ganzer Raum voller gut geölter
Uhren.
    »Es ist eine Brücke. Mehr kann ich im Moment nicht
sagen.«
    »Was für eine Brücke?«, fragte Morwenna.
    »Lang und dünn wie eine Glasfaser. Sehr sanft
gewölbt. Sie überspannt eine Schlucht oder
Felsspalte.«
    »Du überschlägst dich ja förmlich. Wenn es
wirklich eine Brücke ist, hätte sie doch sicher längst
jemand gefunden? Vom ursprünglichen Erbauer noch ganz zu
schweigen.«
    »Nicht unbedingt«, widersprach Quaiche. Er hatte sich
mit dieser Frage bereits beschäftigt und eine Erklärung
gefunden, die er halbwegs einleuchtend fand. Nun bemühte er
sich, sie nicht auswendig gelernt klingen zu lassen. »Erstens
fällt sie nicht sofort ins Auge. Sie ist zwar groß, aber
man muss schon sehr genau hinsehen, um sie zu bemerken. Bei einem
kurzen Streifzug durch das System würde sie nicht
zwangsläufig entdeckt. Der Mond könnte dem Beobachter die
falsche Seite zugewandt haben, vielleicht lag die Brücke im
Schatten, oder die Scanauflösung war zu niedrig, um ein so
zartes Gebilde zu erfassen… Stell dir vor, du wolltest mit Radar
nach einer Spinnwebe suchen. Ohne die richtigen Instrumente
könntest du noch so gründlich sein, du würdest sie
nicht finden.« Quaiche stieß sich in der engen
rechtwinkligen Kurve vor der Ausstiegsbucht den Kopf an.
»Jedenfalls weist nichts darauf hin, dass jemand vor uns hier
gewesen wäre. In der Nomenklaturdatenbank ist das System nicht
eingetragen – deshalb haben wir das Recht, Namen zu vergeben.
Wenn uns tatsächlich jemand zuvorgekommen ist, dann war er

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