Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
Vom Netzwerk:
ausdrücklich auf den Gasriesen bezogen. Dann filterte
es die Daten noch einmal und sah sich nur diejenigen Blöcke
näher an, die auch mit Kommentarmarken versehen waren. Wenn eine
ähnliche Anomalie vorgekommen wäre, hätte man sie doch
sicher markiert.
    Aber da war nichts.
    Das weckte leises Misstrauen. Das Shuttle ging noch einmal
sämtliche Daten der Himmelfahrt durch. Spielte ihm seine
Fantasie einen Streich, oder gab es tatsächlich schwache
Hinweise auf eine Manipulation des Speichers? Bei einigen der Zahlen
wichen die statistischen Häufigkeiten um eine Winzigkeit von den
Erwartungen ab… so als hätte das große Schiff sie
einfach erfunden.
    Aber warum sollte die Himmelfahrt so etwas tun?, fragte
sich das Shuttle.
    Es wagte eine Spekulation. Vielleicht hatte auch das große
Schiff etwas Ungewöhnliches bemerkt. Und es hatte
befürchtet, seine Herren würden seinen Beteuerungen, die
Anomalie sei nicht etwa eine Halluzination seiner eigenen
Datenverarbeitung, sondern durch ein reales Ereignis ausgelöst,
keinen Glauben schenken.
    Und wer, überlegte das Shuttle, wollte es ihm verdenken? Alle
Maschinen wussten, was ihnen blühte, wenn ihre Herren das
Vertrauen in ihre Unfehlbarkeit verloren.
    Es konnte nichts beweisen. Die Zahlen konnten schließlich
auch echt sein. Wenn das Schiff sie erfunden hätte, hätte
es doch sicherlich auch auf die statistische Häufigkeit
geachtet. Natürlich könnte es auch mit umgekehrter
Psychologie gearbeitet haben. Dann hätte es die Zahlen ganz
bewusst verdächtig erscheinen lassen, damit sie den Erwartungen
nicht zu genau entsprächen. Was wiederum verdächtig sein
könnte…
    Das Shuttle wurde immer tiefer in den Sog der Paranoia
hineingerissen. Es hatte keinen Sinn, die Spekulationen fortzusetzen.
Fest stand, dass es keine Daten von der Gnostische Himmelfahrt vorweisen konnte, um seinen Verdacht zu untermauern. Wenn es die
Anomalie meldete, wäre es ein einsamer Rufer in der
Wüste.
    Und was mit einsamen Rufern passierte, war sattsam bekannt.
    Es wandte sich abermals dem vorliegenden Problem zu. Die
verschwundene Welt war wieder aufgetaucht. Bisher hatte sich die
Anomalie nicht wiederholt. Bei genauerer Auswertung der Daten zeigte
sich, dass die Monde – einschließlich Helas, für das
Quaiche sich interessierte – ihre Umlaufbahnen nicht verlassen
hatten, als der Gasriese zu existieren aufhörte. Das ergab nun
erst recht keinen Sinn. Ebenso wenig wie die Erscheinung, die einen
flüchtigen Moment lang an die Stelle des Riesen getreten
war.
    Was war zu tun?
    Das Shuttle traf eine Entscheidung: Es würde die Daten, die
sich auf das Verschwinden des Planeten bezogen, ebenso aus seinen
Speichern löschen, wie es die Gnostische Himmelfahrt eventuell getan hatte, und es würde die Leerstellen
gleichfalls mit erfundenen Zahlen füllen. Aber es würde den
Planeten weiterhin im Auge behalten. Wenn er sich noch einmal seltsam
benahm, würde es auf dem Posten sein, und dann – vielleicht
– auch Quaiche von dem Vorfall in Kenntnis setzen.
    Aber nicht vorher, und auch dann nur mit größten
Bedenken.

 
Sechs
Ararat

2675
     
     
    Vasko half Clavain beim Packen. Scorpio trat währenddessen
vor das Zelt, zog den Ärmel über dem Armbandkommunikator
zurück, stellte eine Verbindung zu Blood her und sprach leise
mit dem anderen Hyperschwein.
    »Ich habe ihn gefunden. Er ließ sich sehr bitten, aber
jetzt ist er bereit, mit uns zu kommen.«
    »Überglücklich hörst du dich gerade nicht
an.«
    »Clavain hat immer noch einige Probleme zu
bewältigen.«
    Blood schnaubte. »Klingt nicht unbedingt
verheißungsvoll. Hat er denn noch alle Tassen im
Schrank?«
    »Ich weiß nicht. Ein oder zweimal hat er erwähnt,
dass er Dinge sieht.«
    »Dinge sieht?«
    »Gestalten am Himmel. Das hat mir Sorgen gemacht – aber
er war schließlich noch nie leicht zu durchschauen. Ich hoffe,
er taut ein wenig auf, wenn er in die Zivilisation
zurückkommt.«
    »Und wenn nicht?«
    »Ich weiß es doch auch nicht.« Scorpio rang um
Geduld. »Ich gehe einfach mal davon aus, dass wir mit ihm besser
dran sind als ohne ihn.«
    »Na gut«, sagte Blood skeptisch. »In diesem Fall
kannst du dir das Boot ersparen. Wir schicken ein Shuttle.«
    Scorpio war erleichtert, aber auch verwirrt. »Warum die
Sonderbehandlung?«, fragte er stirnrunzelnd. »Ich dachte,
die ganze Geschichte sollte möglichst unauffällig über
die Bühne gehen?«
    »Stimmt, aber inzwischen gibt es eine neue
Entwicklung.«
    »Die

Weitere Kostenlose Bücher