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Offenbarung

Offenbarung

Titel: Offenbarung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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seiner
Gestalt an.
    »Horris?«
    »Ja, Liebes?«
    »Horris, wo bist du?«
    »Am Ausstieg. Ich liege bereits in der Tochter.«
    »Nein, Horris.«
    »Es muss sein. Ich muss auf diesen Mond hinunter, um mir
dieses Gebilde aus der Nähe anzusehen.«
    »Ich will nicht, dass du mich allein lässt.«
    »Ich weiß. Ich tue es auch nicht gerne. Aber wir
bleiben in Verbindung. Die Zeitverzögerung dürfte minimal
sein, nicht anders, als stünde ich gleich neben dir.«
    »Das ist nicht wahr.«
    Er seufzte. Er hatte erwartet, dass dieser Moment schwierig sein
würde. Mehr als einmal hatte er daran gedacht, einfach ohne ihr
Wissen zu starten und von der Fähre aus Kontakt zu halten, in
der Hoffnung, dass sie es nicht bemerkte. Es wäre die
gnädigste Lösung gewesen. Aber wie er Morwenna kannte,
hätte sie das Spiel sehr schnell durchschaut.
    »Ich werde mich sehr beeilen. In ein paar Stunden bin ich
wieder zurück, ich verspreche es dir.« Es würde wohl
eher einen ganzen Tag dauern, aber ein Tag war doch auch nicht viel
mehr als ›ein paar Stunden‹? Morwenna würde schon
Verständnis haben.
    »Warum gehst du nicht einfach mit der Dominatrix näher heran?«
    »Das kann ich nicht riskieren«, sagte Quaiche. »Du
kennst meine Arbeitsweise. Die Dominatrix ist groß und
schwer. Sie ist zwar gepanzert und hat einen großen
Aktionsradius, aber dafür fehlt es ihr an Wendigkeit und
Intelligenz. Wenn wir – wenn ich – angegriffen werden
sollte, kann mich die Tochter sehr viel schneller aus der
Gefahrenzone bringen. Diese Nussschale ist klüger als ich. Und
wenn die Dominatrix beschädigt oder gar zerstört
würde, wäre alles aus. Mit der Tochter könnten
wir die Gnostische Himmelfahrt nicht einholen. Du musst dich
damit abfinden, Liebes, nur mit der Dominatrix kommen wir
jemals wieder von hier weg. Wir dürfen sie nicht in Gefahr
bringen. Sie nicht und dich nicht«, ergänzte er hastig.
    »Ich will gar nicht auf die Himmelfahrt zurück.
Ich will mit dieser machtgeilen Schlampe und ihren Speichelleckern
nichts mehr zu tun haben.«
    »Ich habe es auch nicht eilig, wieder auf das Schiff zu
kommen, aber Tatsache ist nun einmal, dass wir Grelier brauchen, um
dich wieder aus diesem Panzer herauszuholen.«
    »Wenn wir hier bleiben, kommen irgendwann sicher auch andere
Ultras.«
    »Natürlich«, sagte Quaiche, »und das sind
alles reizende Leute! Entschuldige, Liebes, aber in diesem Fall ist
mir der Feind, den ich kenne, eindeutig lieber. Hör zu, ich bin
bald wieder hier. Wir lassen den Sprechkontakt nicht abreißen.
Ich werde dir diese Brücke so genau beschreiben, dass du sie im
Geiste vor dir siehst, als wärst du selbst dort. Ich werde dir
vorsingen oder Witze erzählen. Was sagst du dazu?«
    »Ich habe Angst. Ich weiß, es muss sein, aber das
ändert nichts daran, dass ich mich fürchte.«
    »Mir geht es nicht anders«, gestand er. »Nur ein
Wahnsinniger hätte keine Angst. Und ich verlasse dich wirklich
nur ungern. Aber ich habe keine Wahl.«
    Sie schwieg einen Augenblick lang. Quaiche überprüfte
inzwischen die Funktionen seines Schiffchens; seine Vorfreude wuchs
mit jedem System, das sich zuschaltete.
    Morwennas Stimme drang wieder zu ihm. »Was hast du eigentlich
vor, wenn es tatsächlich eine Brücke ist?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wie groß ist sie denn?«
    »Riesig. Dreißig oder vierzig Kilometer lang.«
    »Dann kannst du sie wohl kaum mitbringen.«
    »Hm. Du hast Recht. Das ist ein Problem. Wo hatte ich nur
meinen Kopf?«
    »Ich meine nur, Horris, du musst sie Jasmina irgendwie
schmackhaft machen, obwohl sie auf diesem Mond bleiben
muss.«
    »Mir wird schon etwas einfallen«, erklärte Quaiche
mit falschem Optimismus. »Jasmina könnte zumindest eine
Sperrzone um Hela errichten und an jeden, der sich dort umsehen will,
Eintrittskarten verkaufen. Wer diese Brücke gebaut hat,
könnte noch mehr hinterlassen haben. Wer immer er gewesen sein
mag.«
    »Versprich mir eines«, sagte Morwenna. »Pass da
draußen gut auf dich auf.«
    »Ich werde die Vorsicht in Person sein«, beteuerte
Quaiche.
     
    Die kleine Fähre entfernte sich von der Dominatrix und
brachte sich mit einem hektischen Schubstoß auf Kurs. Quaiche
hatte wie immer den Eindruck, das Schiff sei überglücklich,
so unvermittelt von den Halterungen befreit zu sein.
    Er lag auf dem Rücken, streckte die Arme nach oben und
umfasste mit jeder Hand einen Steuerknüppel voller Knöpfe
und Hebel. Zwischen den Knüppeln lieferte ein Bildschirm einen
Überblick über die

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