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Offene Rechnungen

Offene Rechnungen

Titel: Offene Rechnungen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jacobsen Harald
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Zukunft. Dennoch schätzte er Esthers Entgegenkommen, ihn vorerst aus dem Spiel zu halten.
»Ah, alle Mann anwesend. Dann setzen wir uns in den kleinen Besprechungsraum.«
Frank Reuter hatte die leisen Stimmen auf dem Gang vor seinem und Esthers Büro gehört, aber mit seinem Erscheinen gezögert. Sein Gefühl riet ihm, den Freunden einen kleinen Spielraum zu gewähren. Er war gespannt, welche Geschichte man ihm auftischen würde. Es gehörte zu den Spielregeln, dass die Einheimischen zusammenhielten. Damit konnte Frank leben, solange dadurch nicht die laufenden Ermittlungen gefährdet wurden. Er ging der kleinen Gruppe voraus und betrat als Erster den kleinen Besprechungsraum im ersten Stock der Inspektion. Auf dem Tisch stand eine Thermoskanne mit frischem Kaffee, um den er Pietschmann gebeten hatte.
»Setzen Sie sich bitte und bedienen Sie sich.«
Frank deutete auf die Thermoskanne und die Flaschen mit Mineralwasser. Er bemerkte die verblüfften Blicke, die die rothaarige Psychologin mit seiner Kollegin wechselte. Vermutlich hatten sie mit einer unterkühlten Atmosphäre voller Vorwürfe gerechnet, was durch sein Auftreten widerlegt wurde. Sie mussten noch eine Menge lernen, was das Manipulieren von Menschen anging. Das hatte Frank Reuter in vielen Jahren hart erarbeitet und wusste, dass solche Fähigkeiten nicht an der Universität, sondern nur in der Praxis erlernbar waren.
»Esther hat mir von Ihren unzulässigen Einmischungen in unsere Ermittlungen berichtet. Sowohl meine Kollegin als auch ich verurteilen diese Art von Alleingängen. Sie gefährden dadurch nicht nur die laufenden Ermittlungen, sondern genauso sehr ihre eigene Sicherheit.«
Frank hatte den Moment sorgfältig abgepasst. Die drei Freunde hatten sich mit Kaffee versorgt und erste Anzeichen von Entspannung zeichneten sich auf ihren Gesichtern ab. Umso härter trafen sie die Vorwürfe, sie wirkten umgehend wie eine eiskalte Dusche.
     
    *
     
    Juliane seufzte innerlich erleichtert auf, während sie die Sahne in ihrem Kaffee verrührte. Hauptkommissar Reuter schien ihnen doch keine Strafpredigt halten zu wollen, was sie enorm erleichterte. Seine Sätze erwischten sie daher völlig unvorbereitet und unwillkürlich zollte die Psychologin dem Hauptkommissar Anerkennung für die hervorragende Irreführung. Der Mann aus Kiel beherrschte die Spielregeln der Psychologie erheblich besser, als Juliane bisher vermutet hatte.
»Sie haben völlig recht mit den Vorwürfen, Herr Reuter. Esther hat uns ebenfalls verdeutlicht, wie sehr wir mit unserem eigenmächtigen Handeln die Ermittlungen gefährdet haben. Jetzt können wir nur hoffen, dass die gewonnenen Erkenntnisse trotzdem zur Aufklärung beitragen.«
Simon war nicht auf die vorgeblich freundliche Eröffnung des Treffens hereingefallen. Daher war er auch nicht sonderlich geschockt und er konnte seine Meinung problemlos äußern. Reuter hatte ohne Frage jedes Recht ihnen Vorwürfe zu machen, so wie er es auch Kurpfuschern machen würde, die mit unprofessionellen Mitteln gegen Krankheiten zu Werke gingen.
»Schön, dass Sie es einsehen. Dann kann ich davon ausgehen, dass es sich nicht wiederholen wird?«
Frank hatte keine falschen Zwischentöne bei den Ausführungen des Arztes ausmachen können, also akzeptierte er die dargestellte Reue. Esther saß schweigend am Tisch, während Simon und Juliane zustimmend nickten. Die Psychologin kämpfte mit Scham und Wut, fühlte sich außerstande etwas Sinnvolles zu sagen. Zu gerne hätte sie ihr gemeinsames Vorgehen verteidigt, spürte aber die Notwendigkeit, sich im Augenblick besser bedeckt zu halten.
»Gut. Damit ist die Angelegenheit soweit für mich erledigt. Berichten Sie bitte ausführlich, wie sie zu den neuen Erkenntnissen gelangt sind. Jedes Detail interessiert mich und kann von großer Wichtigkeit sein.«
Frank legte seine Verärgerung ab, wie ein verschmutztes Kleidungsstück. Diese Fähigkeit hatte er ebenfalls schmerzvoll erlernen müssen, um seine Konzentration auf das Wesentliche richten zu können. Jahrelange Übung hatte ihm geholfen, sodass er jetzt ohne emotionale Belastung den Berichten der beiden Hobbydetektive folgen konnte. Abwechselnd übernahmen Juliane Wagenknecht und Simon Vester das Erzählen, sie unterstützten sich dabei gegenseitig. Frank stellte mehrfach Zwischenfragen, um mehr Klarheit in einzelne Abläufe zu bringen. Als Juliane berichtete, wie sie in die Lagerhalle in Kiel eingedrungen waren, kroch einen winzigen Augenblick erneut

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