Offene Rechnungen
Beobachtung wieder einfiel.
»Teenager! Als ich das eine Mal im Zentrum zum Essen war, bin ich mit zwei jungen Mädchen zusammengestoßen. Mir sind damals die modischen Jeans aufgefallen und genau solche Hosen befanden sich auch im Karton.«
Frank und Esther tauschten einen überraschten Blick aus, während Juliane den Freund nur staunend betrachtete.
»Vielleicht sollten wir uns an den Schulen umsehen.«
Esther spürte förmlich, wie sich ein Gedanke in ihrem Kopf festsetzte. Urplötzlich gab es einen Zusammenhang zwischen dem Tatort und der Regionalschule, an der Ariane tätig war. Was, wenn Ralph zufällig auf die Spur der gestohlenen Designerkleidung gestoßen war? Vielleicht, als er Ariane bei der Arbeit besucht oder nach dem Unterricht abgeholt hatte.
»Um die Kleidung an Schulen zu verkaufen, benötigt man Kontaktpersonen vor Ort oder einen anderen Zugang zu den Teenagern. Meistens gehören Gleichaltrige zu den Hehlern, da sie einen leichten Zugang zu ihren Altersgenossen haben.«
Frank spielte den Gedanken durch, der nicht ohne Reiz war. Konnte sich hier eventuell ein Motiv für Ariane herausfiltern?
»Falls Sie gerade darüber nachdenken, ob Ariane nicht diese Kontaktperson sein könnte, können Sie ihn getrost verwerfen«, entpuppte Juliane sich als Hellseherin.
Für einen kurzen Augenblick war der Psychologin der gleiche Gedanke durch den Kopf gegangen, aber das Verhalten der Lehrerin während der Sitzungen wollte nicht dazu passen. Frank schaute die Psychologin an und zu seiner eigenen Überraschung folgte er ihrer Einschätzung.
»Was ist mit den Kindern der Sonntags? Miriam ist sechzehn und Danny vierzehn Jahre alt. Beide gehen auf die Regionalschule, an der Ariane unterrichtet.«
Esther sprach ihre Gedanken laut aus. Sie wollte den Mädchen kein Unrecht tun, aber die Verbindung lag einfach zu klar auf der Hand. Frank sah es genauso.
»Das würde allerdings Sinn machen. Hmm. Zu dumm, dass wir Reinhard Sonntag nicht mit diesem seltsamen Besuch in Kiel konfrontieren können.«
Frank formulierte es nicht als Vorwurf, was Juliane und Simon sofort erkannten. Sie schwiegen, da sie den Gedankengängen des Hauptkommissars nicht in die Quere kommen wollten. Der suchte nach einer Möglichkeit, wie er die von Juliane und Simon gewonnenen Informationen ohne Probleme in die Ermittlungen einbinden konnte. Eine vage Idee bildete sich in seinem Kopf, die er allerdings nicht im Beisein der beiden Hobbydetektive besprechen wollte.
»Esther und ich werden sehen, wie wir mit den neuen Informationen weiter vorgehen. Offiziell können wir sie nun einmal nicht verwenden. Sollten wir weitere Fragen an Sie haben, dann melden wir uns bei Ihnen. Ich muss sicherlich nicht darauf hinweisen, dass dies Ihr letzter Versuch eigener Ermittlungen gewesen sein muss?«
Franks prüfender Blick ging vom sofort zustimmend nickenden Simon Vester zur rothaarigen Psychologin. Auch Juliane Wagenknecht zeigte ihre Zustimmung, womit für Frank die leidige Angelegenheit endgültig erledigt war.
»Ich bringe Simon und Juliane noch hinaus. Einverstanden?«
Esther holte sich die Zustimmung bei ihrem Kollegen ab, bevor sie mit den beiden Freunden den Besprechungsraum verließ. Gesprochen wurde allerdings erst wieder, als sie zusammen auf dem Parkplatz an der Inspektion standen. Ein lärmendes Fahrzeug der Straßenreinigung störte die Mittagsruhe in der Moltkestraße. Kreischend flogen vier Krähen aus den Bäumen am Straßenrand davon. Als der Lärm der Reinigungsmaschine abebbte, wandte Esther sich an Juliane und Simon.
»Da seid ihr noch gut davongekommen. Reuter hätte die ganze Geschichte auch hochoffiziell aufhängen können, was euch in erhebliche Schwierigkeiten gebracht hätte. Tut euch also selbst den Gefallen und mischt euch wirklich nicht mehr ein. Verstanden?«
Ihr lag die Sicherheit der Freunde am Herzen, daher insistierte Esther noch mal dermaßen eindringlich.
»Keine Bange, Esther. Mir reichen unsere Abenteuer für lange Zeit. Von meiner Seite droht keine Gefahr mehr«, erneuerte Simon seine Zusage.
Juliane starrte mit leicht zusammen gekniffenen Lidern über die Straße, schien über eine Sache intensiv nachzudenken. Ihr wollte es einfach nicht einleuchten, dass Esther und der Hauptkommissar so wenig mit den gewonnenen Informationen anfangen durften. Sie zermarterte sich ihr Hirn, um noch einen Ausweg zu finden. Esthers kleine Ansprache hatte Juliane nur mit halbem Ohr wahrgenommen. Als die Oberkommissarin ihrer Freundin mit dem
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