Offensive Minotaurus
untergeordnete Funktionen haben«, sagte ich steif. »Bringen Sie mich zu Ihrem Kommandanten. Oder gibt es das nicht bei Ihnen? Ich lehne es ab, mit unbedeutenden Leuten zu sprechen. Sie sind mir geistig nicht ebenbürtig.«
Erst stellte ich Verblüffung fest, dann Erregung und schließlich unverhohlenen Zorn. Mit diesen Worten hatte ich sie getroffen. Sie mußten es als unverschämt empfinden, von einem Wesen, das sie als halbes Tier betrachtet hatten, herablassend behandelt zu werden.
Ludinow lachte. Der Hirte fiel unsicher ein. Ich wartete auf einen suggestiven Angriff. Die ersten Anzeichen machten sich auch bemerkbar, aber dann geschah etwas, womit ich mehr instinktiv gerechnet hatte.
Jemand schien unsere Diskussion verfolgt zu haben. Aus dem Funksprechgerät klang eine Anweisung. Ich hatte den Eindruck, daß sie in scharfem Ton gehalten war. Der parapsychische Zwang erlosch sofort.
Ich erlaubte mir ein Lächeln. Sie verstanden, was ich damit ausdrücken wollte. Die Situation hatte sich geändert. Wir hatten den ersten Kontakt gewonnen. Plötzlich waren die Fremden nicht mehr so unheimlich.
Das Spiel hatte begonnen. Ich war entschlossen, es nach den Regeln der GWA durchzuführen.
Wir legten die Schutzanzüge an. Ludinow und ich trugen noch die Winterkleidung. Auf dem kalten Mars war sie vorteilhaft.
Ich schlüpfte in die Kombination, ließ die Magnetverschlüsse einrasten und streifte den Gerätetornister über den Rücken. Gleichzeitig bemerkte ich das Objektiv einer Kamera. Sie war in der Schleuse eingebaut und auf uns gerichtet.
Ich winkte herüber, verbeugte mich und sagte:
»Vielen Dank für Ihre Hilfe. Ich hätte mich gegen den geistigen Angriff Ihrer Untergebenen nicht wehren können. Ein wahrhaft intelligentes Wesen sollte auf Quälereien verzichten, wenn sie im Interesse der Sache nicht erforderlich sind. Immerhin erfüllt es mich mit tiefer Befriedigung, daß es mir wenigstens einmal gelungen ist, Widerstand zu leisten. Sie wissen natürlich, daß ich dem Bann des Wolfes nicht hundertprozentig unterlag. Etwas in mir zwang mich, zu schießen. Ihr Abgesandter war wohl nicht sehr stark, oder? Wenn mir die Flucht gelungen wäre, herrschte auf der Erde jetzt Großalarm. Ich hoffe trotzdem, daß es genügend intelligente Menschen gibt, die Ihre heimlichen Aktionen durchschauen.«
Die Kamera bewegte sich. Die drei Fremden in der Luftschleuse unterhielten sich erregt. Anschließend erhielten sie wieder eine Anweisung, die sofort ausgeführt wurde. Sie schienen eine strenge Disziplin zu wahren.
Ludinow warf mir einen zweifelnden Blick zu. Er glaubte, ich hätte zuviel verraten. Ich war vom Gegenteil überzeugt.
Angriff war immer noch die beste Verteidigung. Weshalb sollte ich es erst darauf ankommen lassen, wegen des Wolfes einem offiziellen Verhör unterzogen zu werden? Wahrscheinlich würde es ohnehin nicht zu vermeiden sein, aber bis es soweit war, hatte der Kommandant der Fremden Zeit genug, meine Andeutung geistig zu verarbeiten.
Wenn ich auf die falsche Karte gesetzt hatte, konnte das mein Unglück sein. Allmählich mußte ich aber etwas wagen.
Ludinow half dem Mongolen in die Schutzkleidung. Ich zog die Elastobänder der Atemmaske über Mund und Nase und drückte auf den Schalter der Beatmungsautomatik.
Augenblicke später erfolgte der Druckausgleich. Die dünne Marsluft strömte in den Schleusenraum. Das Außenschott öffnete sich. Aus den Augenwinkeln bemerkte ich, daß die drei Bewacher nicht daran dachten, eine Waffe zu sichern.
Das untermauerte meinen Endruck von ihnen. Sie fühlten sich überlegen, weil sie über suggestive
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