Offensive Minotaurus
abschirmte.
Anschließend klang das Grollen erneut auf. Es war wie ein Weltuntergang. Die Hypnos flogen mit atemberaubenden Beschleunigungswerten ab. Nach zwei Sekunden war von dem mächtigen Körper nichts mehr zu sehen. Dort, wo er die Lufthülle gewaltsam durchstoßen und verdrängt hatte, brachen glühende Gasmoleküle in das entstandene Vakuum ein.
Ich blickte auf die Uhr. Immer noch vierzehn Minuten. Meine Zeiteinstellung war falsch gewesen.
Ein Gedanke hatte sich in meinem Gehirn festgesetzt. Ich konnte ihn nicht deuten. Ich grübelte darüber nach, war aber zu erschöpft, um das in mir wühlende Gefühl identifizieren zu können.
Noch zwölf Minuten. Jetzt mußte das Schiff schon im All sein. Wahrscheinlich wurde die Beschleunigungsperiode unterbrochen und die Fernzündung eingeleitet. Etwa fünfzig Terraner würden in den nächsten Augenblicken sterben.
Eins aber war gewiß: Die Hypnos würden auch nicht nach Hause kommen! Meine Bombe war mit dem Panzer ins Schiff gelangt. Die Monstren hatten den Tod an Bord.
Ich lachte vor mich hin. Da erreichte mich ein Gedankenimpuls. Er war sehr schwach, aber ich erkannte die Psi-Frequenz des Kommandanten. Er dachte intensiv an mich. Ich lauschte aufmerksamer. Er wollte, daß ich ihn hörte.
»… wundere Sie, Oberst HC-9. Natürlich hätten Sie sich sagen müssen, daß Sie mit Ihren primitiven Explosivgeschossen keinen Panzerwagen beschädigen können. Sie wollten doch die Besatzung erschießen, um ein schnelles Fahrzeug zu haben, nicht wahr?«
Ich lauschte auf die Durchsage. Er verhöhnte mich, der Fremde aus den Tiefen des Alls.
Mein Feuerüberfall auf den Wagen hatte den Expeditionschef auf die gewünschte Spur gelockt. Anschließend empfing ich noch einen Impuls. Der Kommandant teilte mit, die Fernzündung stünde bevor.
Im nächsten Augenblick arbeitete mein Gehirn wieder klar. Plötzlich wußte ich, was mich quälte. Die Fernzündung! Ich hatte gesehen, daß der Energieschirm nur noch die obere Schiffshälfte umspannte. Demnach mußten meine Funkwellen von dem Bombenempfänger aufgenommen werden.
Ich riß die Tasche von der Schulter, entleerte den Inhalt auf den Boden und zog den Kodesender der GWA hervor. Ohne zu überlegen, drückte ich auf den Kontaktgeber des Automaten.
Der eingestellte Rafferimpuls wurde abgestrahlt. Es war üblich, dreimal ein bestimmtes Zeichen zu geben. Die grüne Lampe leuchtete wieder auf. Der dritte Impuls hatte die eingebaute Antenne verlassen.
Ich starrte gebannt nach oben. Alle Zweifel und Ängste, deren ein Mensch fähig sein konnte, erfüllten mich.
Dann ging weit über dem Planeten eine zweite Sonne auf. Sie wurde größer und größer, bis man nicht mehr hineinblicken konnte. Aufstöhnend schloß ich die Augen und preßte das Gesicht in den roten Sand des Mars.
Es schien Stunden zu dauern, bis das fürchterliche Leuchten etwas nachließ. Noch später vernahm ich ein dumpfes Grollen. Es waren die Ausläufer der Gasdruckwellen, die trotz der großen Detonationsentfernung die Atmosphäre aufwühlten.
Ich öffnete vorsichtig die Augen. Das Land war strahlend hell erleuchtet. Das Licht der Sonne verblaßte vor dem ungeheuren Schein, der aus den Tiefen des Raumes den Planeten überschüttete.
Hannibal rief mich an. Er sprach sehr nüchtern.
»Das kann aber nicht nur deine Mikrobombe gewesen sein, mein Lieber! Ein Glück, daß du es doch mit der Fernzündung probiert hast. Da oben sind wenigstens einige tausend Megatonnen hochgegangen. Warum fliegen die Leute auch mit soviel Munition spazieren?«
Ich antwortete erst später. Ich konnte mich über den Erfolg nicht freuen. Der Kreuzer war vernichtet worden, ja!
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