Oh Happy Dates
französisch auszusehen, und eine graue Schiebermütze.
»Was soll das denn?«, kichere ich.
»Setz dich hier hin«, sagt er streng und deutet auf das Sofa. Ich sehe, dass er vor dem Sofa einen Tisch aus Cocktailkartons aufgebaut hat, mit einem Haufen braunem Zucker auf einem Stück Zeitung und einer Cocktailflasche darauf. Ich gucke es mir an.
»Das sind deine Drogen und dein Sexspielzeug! Du musst dich in die Welt deiner Figur einleben!«, sagt er und wedelt dabei mit den Händen. »Jetzt setz dich und erzähl mir alles über diese Figur. Woher kommt sie?«
»Aus Amerika«, sage ich.
»Aaalso guuut, daaann muusst du auch so spreeechen.«
»Wie bitte, du möchtest, dass ich rede wie Stephen Hawking?«
»Nein, du Dummchen, rede mit amerikanischem Akzent!«
»Si«, seufze ich.
»Ähm.« Er räuspert sich und zieht seine Brauen hoch. »Ich denke, du weißt, dass mein Name Denzel ist. Denzel Cruise. Und du musst es so sagen, wie es die Amerikaner tun.«
»Du hast dir Denzel ausgesucht wegen Denzel Washington …«
»AMERIKANISCH!!«, brüllt er.
»Okay, ich mach’s«, sage ich in der Erwartung, ihn mit meinem mühelosen amerikanischen Genäsel zu beeindrucken.
»Hmm. Da müssen wir noch dran arbeiten«, sagt er, als wäre ich ein Gesäßmuskel, der gestärkt werden muss. »Weißt du was, wir lassen im Hintergrund ein paar amerikanische Filme laufen. Die kannst du für die Charakterisierung deiner Figur verwenden. Zu deiner Hintergrundgeschichte gehört, dass sie ein Filmfreak ist.«
Hintergrundgeschichte! Charakterisierung! Das ist alles mein Fehler. Ich habe einfach zu viele Schauspielerbiografien und Schauspielratgeber im Badezimmer herumliegen lassen. Er hatte sich tatsächlich mein Johnny-Depp-Buch aus dem Badezimmer geholt und es von vorn bis hinten durchgelesen. Mir hatte es genügt, die schönen Fotos anzuschauen. Aber er hat natürlich recht. Meine Figur ist besessene Leserin von Horrorgeschichten. Vielleicht sieht sie sich auch gern Horrorfilme an.
»Hast du irgendwas Horrormäßiges?«, frage ich mit schleppender Stimme.
»Bist du dir sicher, dass das ein amerikanischer Akzent ist?«, fragt er mich.
»Ja!«
»Ich könnte dir die ungeschnittene Version von The Texas Chainsaw Massacre anbieten«, meint er süffisant. Er steht auf und schaltet den DVD-Spieler ein. Ich hasse Horrorfilme. Ich muss immer noch verarbeiten, dass ich als Kind Ghostbusters gesehen habe. Doch für meine Kunst müssen Opfer gebracht werden.
»Erzähl mir mehr über deine Figur.«
»Also, sie heißt Benitta, und sie nimmt Heroin. Sie schnupft es. Ich wusste gar nicht, dass es so etwas gibt!«, sage ich und konzentriere mich darauf, so zu klingen wie die Schauspielerinnen im Film. Simon nickt mir zu und geht dann in sein Zimmer, um seinen Laptop zu holen. Er stellt ihn sich auf die Knie und fängt mit Blick auf den Bildschirm an zu tippen.
»Okay, wenn du gerade Heroin genommen hast, dann fühlst du dich erst euphorisch, wirst dann aber schläfrig, und deine Stimme ist leise und schleppend. Wenn du dann wieder eine neue Dröhnung brauchst, gähnst du! Oh, das ist doch gut, Sare, du gähnst ja ohnehin ständig. Und du könntest auch einen Juckanfall bekommen oder frösteln. Ach ja, Erbrechen und Durchfall kommen auch vor. Aber ich denke nicht, dass wir so weit gehen müssen.«
»Okay, das ist sehr hilfreich. Dann sollte ich also langsam sprechen?«, frage ich ihn und lasse mir dabei mehr Zeit. Ich höre mich an wie ein bekifftes Collegemädchen.
»Das ist großartig!«, lobt er. »Und versuch, dabei ein bisschen zu gähnen und dich zu kratzen und so, und gib mir das Gefühl, als wäre deine Konzentration ein wenig brüchig, was für dich ja kein Problem darstellen sollte, Sare!«
Während ich mir ein Stück von dem grässlichen Film anschaue, fange ich an zu gähnen und kratze mich dann wie verrückt am Hals. Ich nehme ein bisschen von dem
braunen Zucker und verteile ihn auf meinem Zahnfleisch. Dann tue ich so, als wäre mir kalt, woraufhin ich den Raum verlasse und mir aus meinem Zimmer einen Kapuzenpulli hole.
»PVC mit Kapuzenpulli. Das gefällt mir. Domina außer Dienst! Das kommt wirklich gut, Sare.«
»Danke, Denzel«, sage ich und belohne ihn mit einem benebelten sexy Lächeln.
»Hey, hey! Das macht Spaß, Sare. Sollen wir eine Tasse Tee trinken?«
»Ich hätte lieber was hiervon«, sage ich und versuche benommen und erotisch die eng sitzende Plastikummantelung der Lümmelada abzuziehen.
»Genau, deine
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