Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)
am Stuhl. Spoon zog die Hand zurück.
"Was erwartet mich, Ana?", fragte Kepler.
"Illegaler Waffenbesitz", antwortete Spoon und senkte den Blick. "Wenn Edrusku es hart durchzieht, dann eine Anklage wegen Mordes."
" An Drogendealern, die Kinder als Geiseln nehmen? Ist er ein ganz korrekter?"
"Das ist er" , bestätigte Spoon verzweifelt.
Kepler überlegte. Er war überzeugt, dass sie ihm nichts vorspielte. Aber auch wenn, noch mehr konnte er seine Situation eigentlich nicht verschlimmern.
"Hilf mir hier raus, Ana ", bat er. "Ich will bei der Flucht niemanden verletzen."
"Deswegen bin ich hier", antwortete Spoon hastig flüsternd. "Wenn du ins Provinzgefängnis verlegt wirst, hole ich dich raus."
Sie lächelte und wollte noch etwas sagen, aber in diesem Moment öffnete sich die Tür. Edrusku blieb erstaunt an der Schwelle stehen.
"Spoon, was machen Sie hier?", erkundigte er sich scharf.
"Chief... äh, Sir", stammelte Spoon, "ich... nun..."
" Ist egal", meinte Edrusku. "Nehmen Sie bitte Luger die Handschellen ab."
Spoon sah den Chief völlig verdattert an. Dass er einen Verstoß gegen die Vorschriften einfach durchgehen ließ, war sonst wohl nicht seine Art.
"Spoon", begann Edrusku mit strengem Blick, "Sie sollten hach Hause fahren, hatte ich gesagt. Sie sind angeschossen worden. Waren Sie schon beim Arzt?"
"Ja, Sir, ist alles gut ", haspelte Spoon. "Ich bin fit, ehrlich."
"Machen Sie trotzdem heute und morgen frei", wies Edrusku sie an.
Spoon erwiderte nichts. Kepler spürte, wie heftig ihre Hände zitterten, als sie die Handschellen öffnete. Dann streichelten ihre Finger über seine Hände. So lange, bis Edrusku rügend die Augenbrauen hob.
"Wollen Sie was trinken, Luger?", erkundigte er sich.
"Kaffee", brachte Kepler absolut perplex heraus.
"Ich kann ihn bringen", erbot Spoon sich sofort.
"Ja, danke", entschied Edrusku unwillig nach kurzem Zögern. "Für mich dann auch", bat er. "Bringen Sie ihn bitte in mein Büro."
"Gern, Sir", antwortete Spoon.
Mit einem zaghaften Lächeln auf den Lippen beeilte sie sich hinaus. Edrusku sah ihr nach, dann richtete er den Blick auf Kepler.
"Haben Sie es ihretwegen nicht gesagt ?", verlangte er zu wissen.
"Was nicht gesagt, Chief?", fragte Kepler verständnislos zurück.
"Von welchem Ministerium Sie kommen."
Während Kepler hustete, dachte er hastig nach. Budi hatte sich doch nicht an den Befehl gehalten. Aber anstatt mit der Glock im Anschlag im Präsidium aufzutauchen, hatte er kühl überlegt Benjamin angerufen.
Kepler musterte den Polizeichief. Edrusku hatte auf ihn sofort einen ehrlichen und aufrichtigen Eindruck gemacht. Den Chief störte vermutlich nicht der Tod der Geiselnehmer, die hätte er wohl selbst eigenhändig erschossen. Aber er war anscheinend penibel bis ins Knochenmark. Er konnte einfach nicht dulden, dass ein Zivilist die Polizeiarbeit machte, und das auch noch mit unregistrierten Waffen. Einem offiziellen Scharfschützen gegenüber war er sogar kollegial.
"Nein, nicht wegen Ana", antwortete Kepler. "Es waren noch andere da."
"Ah", machte Edrusku ohne jeden Argwohn und zeigte auf die Tür. "Spoon dient Ihnen aber nicht nur als Tarnung?", fragte er dann wieder scharf.
Kepler ging ein wenig angespannt an Edrusku vorbei durch die Tür. Aber im Flur war niemand, und er löste sich.
"Sie ist der Teil meines Lebens , der nichts hiermit zu tun hat", antwortete er.
Edrusku bedachte ihn mit einem dankbaren Blick.
"Sie ist ein gutes Mädchen", meinte er mit väterlich anmutendem Stolz.
"Wenn sie sich nicht gerade erschießen lässt", ergänzte Kepler spöttisch. "So etwas Dummes habe ich selten gesehen."
"Sie wollte ein Kind retten", empörte Edrusku sich.
" Das war sehr edel", erwiderte Kepler. "Und sehr doof."
"Inwiefern?", interessierte der Chief sich scharf.
"Sie hätte den Typ erschießen sollen", antwortete Kepler.
"Luger, Sie sind auch doof", bescheinigte Edrusku ihm rü de. "Spoon wollte den letzten lebend haben. Mister, ich habe kein Problem damit, dass die Kerle tot sind", erklärte er sogleich, "das habe ich auch den Reportern gesagt, die mich auf der Pressekonferenz vorhin an die Rechte der Geiselnehmer erinnert hatten."
" Ah ja", machte Kepler. "Und wie geht es dem angeschossenen Polizisten?"
"Er kommt durch , aber das meinte ich nicht", erwiderte Edrusku sachlich. "Ich will damit nicht sagen, dass Sie unter solchen Umständen an die Politik hätten denken sollen, aber etwas mehr polizeilichen Sachverstand hätte ich
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