Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)
erstaunt hochgezogenen Augenbrauen nickte der Waffenhändler nur.
Kepler winkte ab, er hatte kein Fieber. Seine Überlegung war simpel. Dieser Einsatz bestand nicht aus einem oder zwei präzisen Schüssen auf große Entfernung. Deswegen war es besser, statt des kapriziösen Präzisionsgewehrs schnellere und robustere Waffen mitzunehmen mit möglichst viel Munition. Smith und Budi konnten seine Gedanken nachvollziehen, obwohl ihre Blicke deutlich zeigten, dass sie nicht vollständig von seiner geistigen Gesundheit überzeugt waren.
Budi ließ die Glock26 zurück und stopfte seine KMW und die Taschen mit Glock17- und MP5-Magazinen voll. Bei diesem Einsatz würde er Keplers Einweiser und Beschützer sein, dafür schien ihm kein Magazin groß genug und keine Kadenz zu schnell zu sein. Er steckte das Zweibein des MSG und eine Schachtel mit 7,62-mm-Patronen in seinen Rucksack. Damit hatten sie insgesamt zweihundert Schuss für das MSG. Von der Paramunition nahm Budi hundert weitere Schuss mit. Enttäuscht besah er die restliche Munition, bevor er ein Moskitonetz, die Tabletten für die Wasserprophylaxe, Desinfektionstücher, das Fernglas und einen Spaten in seinem Rucksack verstaute.
Kepler lief durch die Kabine, um die Sachen in seiner Weste passend zu rücken, damit er beweglich blieb. Dann sah er nachdenklich auf die Dinge, die sie zurückließen. Aber im Sudan waren sie teilweise viel schlechter ausgerüstet gewesen, und sie hatten es trotzdem geschafft. Bloß, wenn Grady sich solche Mühe machte, war es mehr als nur eine simple Evakuierung.
Während er den Rucksack abnahm, holte Smith sich einen Scotch. Er trank das Glas in einem Zug aus. Dann betrachtete er es nachdenklich. Schließlich en tscheid er sich dagegen, es noch einmal zu füllen, und stellte es mit leichtem Bedauern ab. Im selben Moment leuchtete das Anschnallzeichen auf.
Die anderthalbtausend Kilometer Entfernung zwischen Kinshasa und K alemie waren zurückgelegt. Die G550 befand sich im Anflug auf das Endziel der Reise.
5 6. Die Piste des Flughafens von Kalemie war erheblich schlechter als die am Kinshasaer Flughafen. Die Gulfstream wurde beim Ausrollen dermaßen heftig durchgerüttelt, dass Smith deutlich sichtbar um das Fahrwerk bangte.
Sobald das Flugzeug stand, erhob Kepler sich und hängte den Rucksack und dahinter die Tasche mit dem MSG um. Budi wuchtete seinen Rucksack auf die Schultern, dann waren sie fertig. Smiths Bodyguard öffnete die Tür. Kepler und Budi drückten ihm und Smith die Hände und stiegen in die kongolesische Nacht hinaus. Sogleich huschte eine Gestalt an ihnen vorbei ins Flugzeug, wahrscheinlich Smiths Legitimationsgrund für die Landung.
Die Tür schloss sich sofort und die Gulfstream wendete. Ihre Triebwerke heulten auf und sie holperte davon. Am Ende der Bahn erhob sie sich schwerfällig in die Luft und nach wenigen Augenblicken verschwanden das Positionslicht und die Antikollisionsleuchte in der Dunkelheit zwischen den Sternen.
Die Luft roch nach Kerosinabgasen und würzig nach Afrika. Anders als in Durban, sondern so wie im Sudan – nach Gefahr. Keplers Sinne schärften sich, er nahm die Umgebung intensiver, detailreicher und klarer wahr. Die unterschwellige Bedrohung um ihn herum ließ sein Nebennierenmark kleine Mengen Adrenalin in sein Blut ausschütten. Er atmete ruhig weiter, aber innerlich erfüllte ihn eine seltsame, angespannte und grimmige Ruhe.
Es war das einzige Gefühl, das er richtig sp üren konnte, der Zustand, der ihn eins mit seinem Körper und mit seiner Waffe werden ließ, es waren seine wahre Natur und sein verus ego, es war das, was ihn definierte und das, was er Zeit seines Erwachsenenlebens immer war. Ein Soldat und – ein Krieger.
Für einen kongolesischen Flughafen verfügte der von Kalemie über außerg ewöhnlich viel Ausstattung, es gab sogar eine Abfertigungshalle.
" Wenn Fliegen so sicher ist – warum wird die Ankunftshalle dann eigentlich Terminal genannt?", fragte Budi.
"Wahrscheinlich aus demselben Grund, warum Kamikaze-Piloten Helme tragen", erwiderte Kepler.
"Und zwar?"
"Ich vermute, dass es einen gibt, ich kenne ihn aber nicht."
Sie gingen zum Gebäude, das sich unweit der Landebahn befand. Als sie fünf große Turboprops passierten, Antonow-Flugzeuge aus der ehemaligen Sowjetunion, hörten sie das Rauschen des Lake Tanganyika. Das Ufer des zweittiefsten Sees der Welt lag rechts direkt hinter dem Flughafengelände.
Niemand von den wenigen Menschen auf dem Vorfeld
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