Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)
er jedem Mädchen fünfzig Dollar.
"Geht nach Hause", bat er. "Bleibt dort."
"Ich schlafe mit euch Weißen, um Hefte für die Schule kaufen zu können", erwiderte die Ältere herausfordernd und steckte den Fünfziger ein. "Das hier reicht nicht mal für eine Woche, wir haben sieben Geschwister. Und dann?"
Kepler zog noch einige Banknoten heraus und gab sie dem Mädchen.
"Dann passiert das, was du daraus machst", antwortete er. "Mach wenigstens ein paar Tage frei. Reicht es dafür?"
Er wünschte es diesen Kindern. Und er wollte nicht, dass sie Nikolai über den Weg liefen und ihm erz ählten, er hätte nicht gewollt.
D as Mädchen blickte ihn verdutzt an. Auch die jüngere sah ihm an, dass er um sie trauerte. Aber beide Schwestern waren nicht mehr imstande, ihre Dankbarkeit auch nur zu zeigen, wenn sie sie überhaupt noch empfanden.
Sie gingen wortlos davon. Sie schienen tatsächlich nach Hause zu wollen, auf jeden Fall gingen sie nicht zurück in das Lokal.
"Gehen wir", würgte Budi. "Ich muss gleich kotzen."
Sie gingen zum Hotel. Auf das Nachtleben von Bukavu hatten sie keine Lust.
6 7. Kepler rechnete nicht damit, dass der junge Räuber sich am Morgen des nächsten Tages melden, oder dass er es überhaupt tun würde. Er hatte damit fast völlig Recht. Das billige alte Nokiahandy klingelte kurz vor elf.
Der Junge behauptet sofort , er hätte, was Kepler brauchte. Das war bestimmt übertrieben, aber ein Anfang. Kepler verabredete sich mit ihm an der Stelle, wo sie sich kennengelernt hatten.
Eine Stunde später waren er und Budi auf der Lichtung. Es war sehr heiß, trotzdem trugen sie ihre Jacken, um die Pistolen zu verbergen. Der Leitsatz, dass man niemandem trauen sollte, galt auf der ganzen Welt. In Afrika besonders.
Aber zumindest heute schien es, dass ihr Misstrauen unbegründet war. Der Junge wartete deutlich sichtbar auf der Lichtung. Alle rdings war er nicht allein, ein älterer Mann war bei ihm. Der machte einen ruhigen, aber nicht besonders seligen Eindruck. Kepler ging zu ihm, Budi blieb stehen, um ihn zu decken.
"Sie br auchen einen Wagen", sagte der Erwachsene ohne Einleitung.
"Korrekt", bestätigte Kepler.
"Kostet Sie zehntausend Dollar."
"Wenn er gut ist, okay."
Der Mann ging an die Seite und telefonierte, dann blickte er Kepler an.
"Die fünfhundert Dollar, die Sie Nubo versprochen h aben", verlangte er.
Kepler warf einen Blick auf den Jungen, der ihn angespannt ansah. Der Mann sah anders als er aus, er war ni emand aus der Familie, sondern eher sein Boss.
"Ich sagte, wenn der Wagen so ist, wie ich ihn haben will", erwiderte Kepler r uhig. "Im Moment habe ich nicht einmal das Bild eines Autos."
"Dann warten wir", sagte der Kongolese gelassen, was Kepler übe rraschte.
Er fragte nicht, worauf , sondern ging in den Schatten eines Baumes und wischte den Schweiß von der Stirn. Der Kongolese sah ihn an.
"Was haben Sie da unter der Jacke?"
"Eine Knarre", erwiderte Kepler.
Der Kongolese sagte nichts mehr. Nach einigen Minuten klingelte sein Telefon. Kepler verstand ihn nicht, sein Lingala war ein örtlicher Dialekt. Kepler war sich jedoch sicher, dass er etwas von zwanzig Minuten wiederholt hatte.
"Ihr Auto kommt in zwanzig Minuten", setzte der Kongolese ihn nach dem Gespräch auf Französisch in Kenntnis. "Haben Sie das Geld dabei?"
"Natürlich nicht", antwortete Kepler und sah ihn übertrieben mitleidig an, wieso er solch elementare Dinge fragte. "Ich sehe mir das Auto erst an und mache eine Probefahrt. Dann erst gibt’s Geld – wenn alles okay ist."
Gefallen tat es dem Kongolesen sichtlich nicht, aber er nickte. Kepler ging zu Budi und erläuterte ihm die Situation. Budi war skeptisch, aber sie hatten kaum andere Chancen, weniger auffallend ein Auto zu bekommen.
Z ehn Minuten später hörten sie einen Motor. Dann fuhr ein weißer Toyota J7 auf die Lichtung, bei dessen Anblick Kepler von Erinnerungen an Sudan überflutet wurde. An der Tür des Wagens prangte das Wappen von World Vision.
Ein mittelgroßer Weißer stieg aus. Es war ein durchschnittlicher Europ äer, das einzig Auffallende an ihm waren die blonden Haare, die Kepler bei einem Mann so hell nie gesehen hatte. Der Weiße machte sich lächelnd und tänzelnd auf den Weg zum Kongolesen, nachdem er einen Blick auf Kepler und Budi geworfen hatte. Der Kongolese winkte Kepler zu kommen. Er stellte den Weißen knapp als Marcel vor. Der streckte Kepler sofort lächelnd die Hand entgegen.
"Sie wollen ein Auto?"
Marcels
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