Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)
sicher war, konnten sie sich weitere Gedanken machen, jetzt lohnte es sich noch nicht. Die Vorarbeit war getan, mehr war im Moment nicht möglich.
Budi wollte noch etwas essen, Kepler ging gleich auf sein Zimmer und legte sich aufs Bett. Bis zum Treffen mit dem russischen Piloten waren es noch einige Stunden, und er hatte in den letzten drei Tagen kaum geschlafen.
Eine alte Soldatenweisheit riet, immer auf Vorrat zu schlafen, niemand wusste, wann man das nächste Mal eine Gelegenheit dazu bekam. Oder ob je wieder.
Das Maman Kinja lag an der Avenue Präsident Mutabu. Das Gebäude des Restaurants stammte aus belgischer Zeit, als Bukavu noch Costermansville geheißen und den belgischen Kolonialherren als Verwaltungszentrum gedient hatte.
Als Kepler und Budi kamen, war der Laden brechend voll. Der Obe rkellner am Empfang begrüßte sie überheblich, weil sie keine Reservierung hatten. Und im Vergleich zu den anderen Gästen geradezu schäbig aussahen. Kepler teilte ihm mit, sie wären mit Nikolai verabredet. Daraufhin änderte sich das Verhalten des Obers sofort. Er holte mit einem Fingerschnippen einen niederen Kellner herbei und wies ihn an, sie zum Tisch von Nikolai zu führen. Während sie zwischen den besetzten Tischen lavierten, war das einzige, was Keplers Unmut milderte, die Glock, die er unter seiner Jacke deutlich spürte.
Dieser Laden war noch nobler, arroganter und abgehobener als das Lokal, in dem sie Nikolai kennen gelernt hatten. Die Kellner trugen sogar Fracks und es gab einen weißen Ober, der Aufsicht führte. Sah man von der Steigerung des Mondänen ab, unterschied sich dieses Restaurant von dem anderen nur dadurch, dass es hier eine weibliche Gesellschaft aus Nichtprostituierten gab.
Nikolai und sein Partner trugen nun dunkle maßgeschneiderte Anzüge aus teurer Seide. Der Russe sah Kepler und Budi zuerst und erhob sich, um sie zu begrüßen. Bei Budi fiel sein Händedruck recht unwillig aus, bei Kepler sogar ziemlich herzlich. Mit einer gönnerhaften Geste deutete er ihnen Platz zu nehmen. Der belgische Pilot erhob sich etwas von seinem Stuhl und drückte ihnen steif die Fingerspitzen, danach setzte er sich schweigend wieder hin.
Kepler überblickte den Tisch. Die Piloten aßen schon, außerdem standen auf dem Tisch eine Flasche Wein und eine mit Wodka. Nikolai schien dem russischen Nationalgetränk schon reichlich zugesprochen zu haben, die Flasche war zur Hälfte leer. Sein Verhalten deutete allerdings nicht im Geringsten darauf, dass er schon heiter wäre. Er goss Kepler geschäftig ein Glas zur Hälfte ein, für sich ebenso, und wollte mit ihm anstoßen.
"Zuerst das Geschäft", sagte Kepler auf Russisch.
"Okay." Nikolai stellte sein Glas ab. "Wir fliegen dich."
"Gut."
"Nachdem du uns komplett im Voraus bezahlt hast", ergänzte Nikolai. "Wenn du dann doch nicht kannst, gehört das Geld auf jeden Fall uns."
"In Ordnung", sagte Kepler, er hatte keine Lust zu handeln. "Wieviel?"
"Halbe Million." Nikolai sah ihn nachdrücklich an. "Euro."
Kepler bedachte ihn mit einem eisigen Blick , bis der Pilot unbehaglich zur Seite sah. Kepler lächelte so dünn wie er es beim Direktor des MSS gesehen hatte.
"Gut. Weil du ein Landsmann bist", sagte er und machte damit es dem Piloten unmöglich, einen Rückzieher zu machen. "Hast du ein Konto?", fragte er ung erührt. "Ich habe nicht soviel in bar mit."
Der Pilot warf einen triumphierenden Blick zu seinem Freund, der das G espräch aufmerksam verfolgt hatte, obwohl er so tat, als ob es ihn überhaupt nicht interessierte. Die Worte hatte er nicht verstanden, denn Sinn schon. Nikolai holte aus der Tasche einen kleinen Zettel und gab ihn Kepler. Auf dem Kärtchen standen Zahlen eines Nummernkontos und Soloweji – Nachtigal – als Passwort.
Kepler ging auf die Toilette, vergewi sserte sich, dass niemand da war, und betrat die letzte Kabine. Mit einer halben Million hatte er zwar nicht gerechnet, aber die Summe war so groß, dass Nikolai kaum von ihrem Geschäft zurücktreten konnte, sollte er Zweifel bekommen.
Kepler drückte die Eins. Nach dem vierten Klingeln wurde abg enommen.
"Na endlich, Joe."
Gradys Stimme war ausdruckslos. Fast, eine kaum bemerkbare Erleichterung hatte durchgeklungen.
"Von wegen", erwiderte Kepler auf Afrikaans, während er aus der Kab ine blickte. "Ich brauche Geld."
"Wieviel?", erkundigte der Direktor sich.
"Fünfhunderttausend Euro."
"Nur?", wunderte Grady sich.
"Fürs erste."
" Oh... Ich denke, Sie wissen, was Sie
Weitere Kostenlose Bücher