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Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)

Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)

Titel: Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Johann Löwen
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aber entkommen, aber einer der Männer ist angeschossen worden und unser Begleitschutz ist tot."
    " Von welcher Station kommen Sie?", fragte der Offizier.
    "Die ganz neue in Walungu", antwortete Kepler.
    Er hatte keine Ahnung, ob irgendwelche Organisation dort eine Station unterhielt. Aber der Ort lag weit im Kongos Landesinneren, und dabei näher an Bukavu als an Kalemie, was die Fahrt in diese Richtung erklären würde. Und seine Erklärung implizierte, dass noch keine Verbindung mit der Einrichtung möglich war. Er senkte den Kopf, atmete schwer durch und schielte zum Toyota.
    E iner der Soldaten inspizierte den Wagen gerade. Er sah auch in den Kofferraum, aber ohne ihn aufzumachen. Dann kam er zurück.
    Kepler verstand nicht , was er dem Offizier berichtete, die Männer sprachen Kinyarwanda, eine Bantusprache. Kepler hörte zwar einige Parallelen mit Lingala heraus, den Sinn des Gesagten erfasste er dennoch nicht.
    Der Offizier sah ihn an, warf einen Blick in den Ausweis und dann wieder auf ihn. Kepler hob das Gesicht und sah den Mann möglichst verwundert an. Der Offizier stutzte leicht, dann musterte er Kepler von Kopf bis Fuß. Schließlich schüttelte er bedauernd den Kopf, lächelte aber leicht verlegen. Die List mit den weißen Haaren und dem Ausweis schien aufzugehen.
    " Von wem wurden Sie überfallen?", fragte der Offizier.
    " Es könnten Interahamwe gewesen sein", beschuldigte Kepler die Miliz, die neunzehnhundertvierundneunzig maßgeblich am Völkermord an Tutsis beteiligt gewesen war. "Aber ich weiß es nicht genau", ergänzte er deutlich für den Fall, dass der Offizier ein Hutu war. "Es war sehr schnell gegangen." Er atmete möglichst krampfhaft durch. "Monsieur, hören Sie, der angeschossene Kerl im Auto ist der Neffe vom belgischen Entwicklungsminister", teilte er dem Offizier bedrückt mit. "Ich muss wirklich dringend nach Kamembe, bitte, sonst stirbt er noch." Er versuchte unterwürfig zu blicken. "Es muss schnell gehen. Können Sie mir einen Soldaten mitgeben, damit niemand mich anhält? Ich bringe ihn gleich wieder zurück." Er sah den Offizier, dann die Soldaten der Reihe nach an. "Er sollte besser eine Maske tragen, Monsieur. Wegen der Pest", fügte er so beiläufig hinzu, als wenn er um eine Zigarette bitten würde. "Haben Sie welche?"
    Das erzielte die g ewünschte Wirkung, dieses Wort verstanden die Soldaten auch auf Französisch. Sie drucksten sich herum und der Offizier sah Kepler verlegen an. Dann blickte er betont geschäftig auf die Straße. Der Stau, den Kepler verursacht hatte, war mittlerweile in beide Richtungen ziemlich lang.
    "Ich kann Ihnen keinen meiner Männer mitgeb en", sagte der Offizier.
    Sein Blick wurde betreten, Kepler spielte seine Verzweiflung anscheinend gut.
    "Aber wenn Sie dieser Straße folgen, kommen Sie direkt nach Cyangugu, es sind sechzehn Kilometer, und der Weg zum Flughafen ist ausgeschildert", beeilte der Offizier sich verlegen zu sagen. "Ich werde der dortigen Polizeistation bescheid sagen, damit man Ihnen einen Wagen schickt, der Sie eskortiert."
    "Danke, Monsieur, vielen Dank" , erging Kepler sich in Erleichterung.
    Die war nicht völlig vorgetäuscht. D ie Freude, mit der er die Hand ausstreckte, schon. Der Offizier hüstelte unbehaglich und er nahm die Hand herunter.
    " Oh, die Pest... Entschuldigung", bat er. "Ich fahre los und Sie rufen an, ja?"
    " Ja. Wenn Sie zurückkommen, unterhalten wir uns über den Überfall", erwiderte der Offizier. "Ich behalte solange Ihren Ausweis hier."
    "Ja, Monsieur, natürlich", erwiderte Kepler beflissentlich. "Danke nochmals."
    Er drehte sich um und lief zum Toyota. Am Wagen zog er das Tuch über das Gesicht, sah besorgt ins Fenster, steig ein und fuhr los. Er winkte dem Offizier im Vorbeifahren zu. Der winkte geistesabwesend zurück, er telefonierte bereits.
    Ruandas Straßen waren in einem ähnlichen Zustand wie die im Kongo. Der Wagen schüttelte sich, aber das war Kepler egal. Nur noch zwanzig K ilometer und ins Flugzeug, dann könnte man sagen, sie hätten es geschafft.
    Budi nicht.
    Mitten in Cyangugu verwandelte die Straße sich aus dem Aschenputtel in eine Prinzessin. Plötzlich wurde aus der Schotterpiste ein Asphaltbelag, der in einem erstaunlich guten Zustand war. Kepler erhöhte sofort die Geschwindigkeit.
    Kurz hinter der Ortsgrenze sah er einen alten fünftürigen Peugeot104. Kepler erkannte den verblassten Oldtimer undefinierbarer Farbe als Polizeiauto nur, weil daneben zwei Männer in Uniformen und

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