Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)
hte an die Nacht, als er und Budi in Bukavu ankamen und irgendwo hier den G versenkt hatten. Es war wie gestern, und gleichzeitig wie vor Ewigkeiten. Kepler sah Budis lächelndes Gesicht vor sich und dachte sogleich daran, dass sein Freund jetzt tot im Kofferraum lag.
An der Stelle, wo der Fluss enger wurde, überspannte ihn eine ziemlich mitg enommene Brücke. Es war schon einiges an Verkehr auf der Straße, Kleinhändler in halbverfallenen Autos, Minenarbeiter in ebensolchen Lastwagen und UNO-Typen in schicken SUVs. Das gegenüberliegende Ufer war an dieser Stelle noch kongolesisches Gebiet, aber bis zum Grenzübergang war es nicht mehr weit.
Kepler wusste nicht, wie die Kontrollen dort waren, aber sich den Weg frei zu schießen behielt er sich als letzte Option vor. Er könnte die Grenze abseits des Kontrollpunktes überqueren, aber das könnte der größere Fehler sein. Abseits der Kontrollpunkte suchte man verstärkt nach Coltanschmugglern.
E twa zweihundert Meter von der Straße entfernt standen einige Bäume. Kepler fuhr zwischen die Bäume, hielt an, stieg aus und holte das Telefon heraus.
"Lass die Turbinen anlaufen, Kolja", sa gte er sobald der Russe abnahm.
Der Pilot bestätigte und er legte auf. Dann blickte er zu den Männern auf den Rücksitzen. Sie waren fertig und geschafft, und sie konnten nichts für Budis Tod. Trotzdem zog Kepler die Glock heraus und schoss durch die Scheibe auf den, den Budi zur Seite geschubst hatte. Die Kugel streifte nur den Oberarm des Ingenieurs, aber das war blutig genug.
"Seht verdammt krank und ängstlich aus", befahl er den ihn fassungslos anbl ickenden Männern, "sonst sind wir geliefert."
Er zog die Weste und die Handschuhe aus und legte sie und die Glock unter den Fahrersitz. Danach sah er an sich herunter. Die Jacke war schmutzig und mit Budis Blut beschmiert. Kepler riss den rechten Ärmel zur Hälfte ab. Anschließend zog er das Tuch vom Kopf und band es sich als Atemschutz vors Gesicht.
"Gib mir die Pistole", befahl er danach dem Chinesen.
Widerwillig händigte der die Waffe aus. Kepler schob sie in den linken Stiefel und stieg ein. Im Spiegel sah er in das Gesicht des Angeschossenen, der sich am Oberarm hielt. Der Mann sah mitleiderregend aus. Kepler fuhr zur Straße.
Von Ruanda kamen viele Fahrzeuge, dahin fuhren nur wenige. Kepler wartete eine größere Lücke zwischen den Autos in Richtung R uanda ab und fuhr nach rechts. Einige Kilometer später sah er den Grenzübergang mitten in einer Kurve.
Die Einrichtung sah behelfsmäßig aus, die Kongolesen und die Ruander teilten sich ein Gebäude, darauf prangten aufgemalte Wappen, sowohl das mit der friedlichen Hütte Ruandas, als auch das kongolesische mit dem Tigerkopf. Dabei gab es in Afrika von Natur aus überhaupt keine Tiger. Die Uniformen der Posten wiesen kaum Unterschiede auf, die Bewaffnung überhaupt nicht.
Kepler beschleunigte, dann stieg er abrupt in die Bremse, sodass der Toyota kreischend in einer Stau bwolke zum Stehen kam. Kepler sprang aus dem Auto und rannte winkend zu den Grenzposten, die ihn verblüfft ansahen. Er griff in die Tasche, zog den World-Vision-Ausweis hervor und wedelte damit.
"Ein Notfall", schrie er auf Französisch wie außer Atem und sah von einem Soldaten zum anderen. "Ein Notfall", wiederholte er auf Englisch.
Ein Soldat riss ihm den Ausweis aus der Hand. Kepler, als ob eben zu sich g ekommen, zog das Tuch vom Gesicht herunter.
"Bitte, helfen Sie", sagte er flehend.
E in Offizier kam hinzu, ihm folgten Soldaten beider Länder. Kepler warf einen schnellen Blick auf die grünen Schulterstücke des Offiziers. Dort stand Rwanda .
"Was ist hier los?", verlangte der Offizier barsch zu wissen.
"Ich habe drei Kollegen im Auto, die dringend medizinisch versorgt werden müssen", haspelte Kepler auf Englisch, aber mit französischem Akzent und die Augen auf den Offizier gerichtet. "Sie haben Beulenpest", redete er schnell weiter und verschluckte dabei die Hälfte der Vokale. "Wir wollten nach Kavumu, sie müssen ausgeflogen werden, aber der Flughafen ist völlig dicht. Jetzt soll ich nach Kamembe, unsere Maschine wartet dort."
"Sprechen Sie Französisch, wenn es für Sie besser ist", sagte der Offizier.
Auch wenn Französisch eine der Amtssprachen Ruandas war, kaum jemand im Land sprach es, und der Offizier beherrschte es nicht auf Muttersprachlerniveau.
"Vielen Dank", sagte Kepler und atmete mehrmals durch. "Wir sind auf dem Weg hierhin überfallen worden, konnten
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