Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)
wortlos weg.
Kepler stand da und suchte nach Grü nden.
Für den Tod seines Freundes und für sein eigenes Weiterleben.
Plötzlich dachte er an Oma.
Nur das bewahrte ihn davor, die Glock zum zweiten Mal zu ziehen.
81. Wie lange er dagestanden hatte, wusste Kepler nicht. Als er wieder bei sich war, setzte die Morgendämmerung schon ein. Er hörte und sah die Natur erwachen, und das war irgendwie tröstend.
An jedem Tag gab es den Tod. Doch jeder Tag war auch eine Hoffnung.
Kepler beugte sich herunter und nahm die Weste, dann machte er sich lan gsam auf den Weg zur Villa. Die Schaufel und die Schlüssel des Hausmeisters ließ er zurück. Er musste noch etwas klären, und wenn er sich anschließend nicht um die Sachen des Hausmeisters kümmern konnte, dann würde ihm absolut alles völlig und ganz egal sein. Er würde gar nichts mehr wahrnehmen können.
Als er um den Stall herumging , erblickte er eine merkwürdige Szene auf dem gepflegten Rasen vor der Villa.
Die drei Geiseln standen mit hinter dem Rücken gefesselten Händen in einer Reihe. Ihre Gesichter drückten malträtierte Müdigkeit aus, man hatte sie a nscheinend die ganze Nacht unsanft verhört. Hinter ihnen standen drei Bodyguards, die eindeutig die Leute des Skeletts waren. Drei ihrer Kollegen standen daneben. Andere sah Kepler nicht, wahrscheinlich sicherten sie die Umgebung.
Grady, Motri, Benjamin, der Wirtschaftsboss und der Handelsminister standen vor den drei Geiseln. Der Gesichtsaudruck von Motri war durch eine sadistische Freude verzerrt, das von Grady war unbeteiligt, Benjamin war blass und erschrocken. Die beiden anderen schauten betont gleichmütig drein.
Das Skelett beugte sich leicht vor. Kepler blieb st ehen und hörte hin.
"Mister Kramow und Mister Sidney, Sie sind des Hochverrates an der Rep ublik Südafrika überführt", sprach Motri hochtrabend, während er den Männern in die Augen blickte. "Mister Xueng, Sie sind der Spionage gegen die Republik Südafrika schuldig." Er machte eine Pause. "Dafür hat dieses Komitee Sie einstimmig zum Tode verurteilt." Der Vorsitzende ließ den Männern Zeit, die Tragweite seiner Worte zu begreifen. "Das Urteil ist umgehend zu vollstrecken."
Das s Südafrika die Todesstrafe längst auch im Kriegsrecht abgeschafft hatte, spielte wohl gar keine Rolle. Aber das hier war auch kein ordentlicher Prozess.
Mit einem perfiden Lächeln nahm Motri den beiden Südafrikanern die letzte Hoffnung und weid ete sich an ihrer Verzweiflung. Kepler konnte ihre Gesichter nicht sehen, aber er sah es an ihrem Zittern. Der Chinese stand steif da.
Völlig fassungslos nahm Kepler den Wink von Motri wahr, woraufhin seine drei Handlanger die Gefangenen auf die Knie zwangen. Motri deutete den anderen Mitgliedern seines Komitees an die Seite zu gehen.
Dem Chinesen musste sein Henker mit dem Fuß gegen die Kniekehlen schl agen, die beiden anderen sanken ergeben nieder. Sobald sie auf den Knien standen, zogen die drei Männer hinter ihnen Pistolen und richteten sie auf die Hinterköpfe der Gefangenen. Eine Sekunde verstrich quälend langsam, dann peitschte ein Schuss. Der rechte Südafrikaner zuckte zusammen und fiel seitlich hin. Der andere sah fassungslos auf die Leiche, erzitterte und sah verzweifelt und flehend auf. Im nächsten Augenblick wurde er erschossen.
Benjamin hatte die Augen zugekniffen und den Kopf zur Seite gedreht. Sein Kabinettskollege und der Manager blickten zwar nach wie vor geradeaus, allerdings mit blassen und völlig versteinerten Gesichtern. Grady nahm das Ganze gelassener hin. Aber nicht einmal er lächelte so befriedigt wie Motri.
Der sah mit perfider Genugtuung auf Benjamin, den Wirtschaftsboss und den Handelsminister. Mit der illegalen Exekution hatte er sie zu seinen Komplizen gemacht, sie sich untertan und an sich gebunden.
Im Gegensatz zu den Südafrikanern kniete der Chinese mit absolut geradem Rücken. Er hatte nicht zusammengezuckt, als die Schüsse gefallen waren. Als der Bodyguard hinter ihm die Waffe hob, krümmte er sich nicht, sondern drückte seinen Hinterkopf sogar gegen die Mündung.
In der völligen Stille war das Klicken des Schlagbolzens ins Leere fast genauso laut wie ein Schuss. Der Chinese zuckte trotz all seiner Stärke zusammen.
Motri sah ihn an und lächelte gewinnend.
"Sie, Mister Xueng, dürfen weiterleben", erlaubte er großzügig. "Sie werden in Ihr Land zurückkehren und alles, was Sie erlebt haben, als Botschaft überbri ngen", befahl er drohend. "Wir lassen
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