Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)
ging zur Kommode, die an der Wand stand, stemmte sich daran hoch und setzte sich darauf. Grady warf einen Blick auf ihn und verschwand hinter der Tür. Kepler besah die Bodyguards mit einem schweren Blick, sie versuc hten, ebenso zurückzublicken. Kepler schloss die Augen.
"Luger ", hörte er einige Zeit später.
Einer der Bodyguards sah Kepler ausdruckslos an und zeigte auf die geöffnete Tür des Salons. Grady beeilte sich wohl, es war keine Stunde vergangen.
Kepler sprang von der Truhe. Vor der Tür bildeten die Bodyg uards eine enge Gasse, durch die er gerade hindurch passte. Der letzte stand allerdings so, dass Kepler ihm ausweichen müsste. Er blieb vor ihm stehen und eine Sekunde lang maßen sie sich mit den Augen. Der Bodyguard blickte als erster weg, rührte sich aber nicht. Kepler trat vor und stieß mit seiner Schulter brutal gegen seine. Der Mann taumelte zur Seite. Kepler sah ihn abwartend an. Zwei Sekunden vergingen, ohne dass sich jemand rührte. Kepler trat in den Salon.
Der Raum war unverändert, lediglich ein Fenster glänzte neu und der Tisch stand jetzt in der Mitte. Dort saßen Grady, Benjamin und drei weitere Männer.
Zwei von ihnen hatten in ihren Gesichtern die abgebrühte Arroganz von Menschen, die mit ihrer ganzen Seele dem Geld dienten. Einen kannte Kepler, er hatte ihn in der Zeitung gesehen, es war der Handelsminister. Den anderen schätzte Kepler als den Chef von irgendeinem Konzern ein, der etwas mit Chrom zu tun hatte. Die eigentliche Treibkraft hinter dieser Geschichte.
Der dritte war ein älterer Mann mit Glatze, adlig blassem Gesicht und dünner Nase. Er war ausgemergelt, die Falten seiner Haut machten ihn noch abstoßender als die hervorstehenden Knochen. Sein Gesicht war kalt, absolut emotionslos und leer. Nur seine Augen glitzerten wach und tief boshaft. Die anderen Männer schienen sich allein wegen seiner Anwesenheit unwohl zu fühlen. Das musste der Chef von Grady sein, und sein Mentor. Und derjenige, der das Sagen hatte.
Er wies Kepler mit einer kappen herrischen Geste auf den Stuhl links neben sich. Kepler schlenderte hin und nahm Platz.
"Kennen Sie die Anwesenden?", fragte Gradys Chef mit kalter Freundlichkeit.
"Einige" , antwortete Kepler und deutete dem Mann zu schweigen, als der etwas sagen wollte. "Und ich will keine weiteren kennen."
"Ich stelle mich trotzdem vor", erwiderte das Skelett höflich. "Motri, ich bin der Minister des Innern." Er machte eine Pause ohne Kepler die Hand zu re ichen. "Ich mache heute den Vorsitz bei diesem Komitee. Dann erzählen Sie uns jetzt was alles in Kongo geschehen ist."
"Kriege ich erst vielleicht einen Ka ffee?", erkundigte Kepler sich.
" Wenn es denn sein muss."
"Unbedingt", behauptete Kepler.
"Bi tte", erlaubte Motri.
Rechts von ihm stand ein Tablett mit einer Kanne und mehreren Tassen. Er zeigte darauf. Kepler müsste sich über den Tisch beugen, wollte er sie erreichen.
"Geben Sie sie mir auch rüber?" , erkundigte er sich.
"Selbstverständlich" , antwortete Motri kalt.
Er schob das Tablett zu Kepler. Soweit, dass er die Hand voll ausstrecken musste, um die Kanne und die Tassen nehmen zu können.
"Zucker", verlangte Kepler, während er eingoss. "Bitte."
Motri schob ihm ein Schälchen mit Zuckerwürfeln zu. Kepler versenkte vier davon in der Tasse und rührte sie langsam und klirrend um. Er sah förmlich die Erwartung in den Augen des Vorsitzenden, dass er laut schlürfend trinken wü rde. Er nahm geräuschlos einen Schluck und lehnte sich zurück.
"Jetzt dürfen Sie fragen."
"Ganz von vorn", verlangte Motri. "Wie sind Sie eingereist?"
" Genauso wie ich ausgereist bin", gab Kepler zurück. "Hab' ein Flugzeug gechartert. Ist eine Spezialität von mir."
In den folgenden zwei Stunden erzählte er, wie der Einsatz in Kongo abgela ufen war. Die Verhandlung mit Kobala missfiel dem Vorsitzenden deutlich.
" Ich musste mich vergewissern, dass er die Geiseln hatte und dass er nicht mit uns zusammenarbeiten wollte", erklärte Kepler erbost.
"Sie hatten den strikten Befehl, Kobala zu eliminieren", rief Motri ihm im scharfen Ton ins Gedächtnis. "Keine Erlaubnis, mit ihm zu verhandeln."
Kepler sah zu Grady. Dessen Augen verengten sich, ansonsten blieb er r uhig.
"Was glauben Sie, was für ein Chaos in Bukavu jetzt herrscht?", gab Kepler zurück. "Das hätte vermieden werden können."
"Diese Überlegungen finden außerhalb Ihrer Gehaltsstufe statt", sagte Motri.
"Aber denken darf ich schon, oder ?", erkundigte Kepler
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