Ohne Abkommen (Die Ratte des Warlords III) (German Edition)
dann verfiel er in bedrücktes Schweigen.
"War die Rache für David das Leben von Sahi wert?", murmelte er nach einer Weile zweifelnd. "War es das, Colonel?"
Kepler wusste, was Budi quälte. Dasselbe wie ihn.
E inmal hatte eine Nonne zu ihm gesagt, dass Gott die Rache übernehmen würde. Er hatte geantwortet, dass er vielleicht ein Instrument dieser Vergeltung wäre. Bloß wenn dem nicht so war, dann hatte diesmal ein anderer für die fürchterlichen Konsequenzen seiner Tat sterben müssen. Budi konnte beteuern, was und soviel er wollte, den Tod eines Kameraden zu verschulden war grausam.
Und auch wenn es nur ein dummer Zufall wegen des Aktenkoffers war, er und Budi hatten ein grausames Opfer auf dem Altar der Rache gebracht.
Doch sie hatten Davids Mörder und die Mafiosi aus demselben Grund getötet, aus dem Sahi sein Leben gegeben hatte – um andere zu retten. Vielleicht so jemanden wie David. Und damit Thembeka weiterhin lachen konnte.
Kepler hoffte dennoch, nie wieder von den anderen zu hören, es sei denn, irgendwann mal in der Zeitung zu lesen, dass die Galemas die Armut und den AIDS besiegt hatten. Dafür hatten Sahi, Budi und er alles getan.
"Nein. Aber es hat eine Familie zusammengebracht", antwortete Kepler. "Doch wir haben dafür gesorgt, dass Buyten niemanden mehr töten wird. Und vielleicht haben wir der Mafia eine ähnliche Lektion erteilt. Das ist Sahis Leben nicht wert, aber irgendetwas ist es wert."
Er drückte Budi kurz die Schulter. Der Sudanese nickte knapp zu, dann blickte er wieder auf die Straße. Kepler entspannte sich und lehnte sich im Sitz zurück.
" Okay, Colonel", hörte er Budi leise sagen, als er die Augen schloss.
3 0. Überall um Johannesburg herum gab es kleine und größere Seen. Einige von ihnen lagen abseits von Straßen und Siedlungen. An einem solchen Gewässer entsorgten Kepler und Budi die Berettas. Sie zerlegten sie und wischten sie und die Magazine gründlich ab, bevor sie sie ins Wasser warfen. Außer den Waffen der Mafiosi hatten sie noch den Laptop von Roberto. Angeblich konnte ihre Spur nur darauf gefunden werden.
"Colonel, warte mal", rief Budi plötzlich, als Kepler die Festplatte ausbauen wollte. "Die Daten in diesem Laptop sind für die Polizei bestimmt interessant."
" Vielleicht. Soweit habe ich nicht nachgesehen", antwortete Kepler.
"Ist garantiert so", meinte Budi. "Hast du unsere Daten gelöscht?"
"Ja. Und ich wollte es gerade nochmal machen – mechanisch", gab Kepler zurück. "Elektronisch kann man einiges wiederherstellen."
"Hm." Budi grübelte kurz nach. "Und wenn wir die Daten kopieren?"
"Und wenn die einem korrupten Polizisten in die Hände fallen?"
"Wir geben sie Benjamin", erwiderte Budi. "Der kennt bestimmt jemand, der damit das Richtige anfängt." Er sah Kepler bittend an. "Komm schon, kostet doch nur ein paar Minuten, ein bisschen Sprit und zweihundert Rand für eine Festplatte. Lass es uns machen. Es wird Monti zusätzlich unter Druck setzen."
Kepler verspürte denselben Drang, Sahis Tod mehr Sinn zu verleihen.
"Hast Recht, Budi", sagte er. "Fahren wir."
In Midrand besorgten sie in einem Laden eine externe Festplatte mit einem einen Terrabyte großen Speicher. Der Akku des Laptops war noch fast voll und Kepler kopierte die Daten, während Budi den Wagen durch den dichten abendlichen Verkehr von Johannesburg steuerte. Sie mussten trotzdem noch eine halbe Stunde im Wagen sitzen bleiben, nachdem sie ihr Ziel erreicht hatten, damit der Kopiervorgang vollständig abgeschlossen werden konnte. Danach baute Kepler die Laptopfestplatte aus und demolierte sie. Budi entsorgte solange den Rechner in Einzelteilen in den Mülltonen in der Umgebung.
Wegen der Datensicherung kamen Kepler und Budi eine halbe Stunde zu spät zur Verabredung mit Smith.
Das Restaurant, das der Waffenhändler als Treffpunkt bestimmt hatte, war ein italienisches Lokal. Kepler sah Budi amüsiert an und zuckte die Schultern. Der Sudanese grinste nur schief zurück.
Der Oberkellner war ein schmächtiger ruheloser Mann mit stark gegelten Haaren und einem fröhlichen Lächeln auf den Lippen. Er führte Kepler und Budi zu einem Separee, nahm freudig die Getränkewünsche entgegen und entschwand.
Smith grämte sich nicht wegen der Verspätung, aber damit erschöpfte seine Höflichkeit sich auch, er hatte allein zu essen angefangen. Mit einem von der Größe her nicht zu verachtendem Tuch um den Hals, um seinen blütenweißen Anzug nicht zu bekleckern, verdrückte er eine
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