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Ohne Chef ist auch keine Loesung

Titel: Ohne Chef ist auch keine Loesung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Volker Kitz , Manuel Tusch
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nicht
     haben wollen: ordnet Überstunden an, gibt Entwürfe zur Überarbeitung zurück. Das ist lästig und leider leidvoll. Keine Frage!
    Dennoch sollten Sie dabei stets bedenken, dass auch er gewissen Sachzwängen unterliegt und vielleicht als Mensch ja auch ganz
     anders tickt. Da er in der Regel selbst einen Vorgesetzten über sich hat, kann es zum Beispiel sein, dass er Ihnen die Dinge,
     die er sagt und verantwortet, auch nur bedingt freiwillig zumutet. Der Mensch hinter der Chef-Rolle denkt eventuell anders
     – hat aber nicht die Wahl. Sie sollten also nicht immer alles so persönlich nehmen.
    Wir wollen Ihnen nicht suggerieren, Sie sollten immer die Klappe halten und alles so hinnehmen, wie es von oben angeordnet
     wird. Im Gegenteil: Bleiben Sie kritisch, hinterfragen Sie die |161| Dinge, übernehmen Sie selbst Verantwortung. Genau das brauchen Vorgesetzte: Dass Sie offen und ehrlich sind, im Dialog bleiben
     – letztlich damit auch die Vorgesetzten einschätzen können, woran sie sind. Denn nur dann können Sie sich gegebenenfalls verändern
     – und das ist ja genau in Ihrem Sinne.
    Bleiben Sie dann genauso kritisch sich selbst gegenüber und hinterfragen Sie Ihre Absichten und Ihr Verhalten. Wir können
     gut verstehen, dass dieser Schritt nicht unbedingt leicht ist und dass gerade am Anfang eine ordentliche Portion Widerstand
     in Ihnen aufkommt. Das ist normal. Wenn Sie sich einen fairen und freundlichen Umgang am Arbeitsplatz wünschen, erwarten,
     dass Ihnen Ihr Vorgesetzter respektvoll – und eben nicht hintenherum – begegnet, dann ist das Ihr gutes Recht. Darin wollen
     wir Sie bestärken. Und wir laden Sie gleichzeitig dazu ein, sich Ihre Pflichten zu vergegenwärtigen, die sich automatisch
     aus Ihren Rechten ableiten lassen. Messen Sie mit zweierlei Maß, dann kann die Rechnung nicht aufgehen, dann landen Sie im
     dicken Minus. Das ist für beide Seiten unerfreulich und ungesund.
    Wenn Sie klatschen und tratschen, über Ihren Chef herziehen, kein gutes Haar an ihm lassen oder ihn gar verleumden, dann begehen
     Sie einen gravierenden Verstoß gegen Ihre Treuepflicht dem Arbeitgeber gegenüber – sie ist das Pendant zu seiner Fürsorgepflicht
     Ihnen gegenüber.
    Und wenn, wie die oben zitierte Studie nahelegt, am Arbeitsplatz die meisten sich selbst die Nächsten sind, dann kann es keine
     Loyalität geben. Loyalität aber ist ein ganz wesentlicher Teil des unsichtbaren Arbeitsvertrages. Sie ist der Kitt, der ein
     Unternehmen zusammenhält. Sie kann Teams zusammenschweißen und allen Beteiligten den Rücken stärken. Und nicht zuletzt spielt
     sie immer eine große Rolle, wenn es um die Besetzung von höheren und verantwortungsvollen Positionen geht …
    |162| Bis dass das Arbeitsgericht euch scheidet
    Und so fragen wir Sie – vor Ihrer versammelten Fangemeinde: »Wollen Sie sich lieben und ehren von diesem Augenblick an, in
     guten und in bösen Tagen, in Reichtum und in Armut, in Gesundheit und in Krankheit, sich ewig treu sein, bis dass der Tod
     Sie scheidet – so antworten Sie mit ›Ja, ich will‹. – Dann erklären wir Sie hiermit zu Chef und Mitarbeiter. Sie dürfen sich
     jetzt küssen.«
    Und während Sie noch ganz benommen durch Ihren Schleier blinzeln und gegen die Tränen ankämpfen, ringen Sie innerlich stark
     mit sich selbst, ob Sie nicht besser aus diesem Albtraum aufwachen wollen.
    Vielleicht lachen Sie jetzt und sagen: »Was für ein Unsinn, ich bin doch nicht mit meinem Chef verheiratet!« Aber wenn wir
     realistisch und ehrlich zu uns selbst sind, dann können wir an dieser Stelle festhalten, dass wir zeitlebens mehr Zeit an
     unserem Arbeitsplatz, mit Vorgesetzten, Kollegen, Kundinnen und Geschäftspartnern verbringen als zu Hause, in unserer eigentlichen
     Ehe. Viele von uns führen nicht einmal eine Ehe, weil wir vor lauter Arbeit keine Zeit für eine Partnerschaft haben.
    In der Realität ist es allerdings seltener der Tod als vielmehr das Arbeitsgericht, das die beiden Partner – Vorgesetzten
     und Angestellten – scheidet. Genau diesen Rosenkrieg jedoch möchten wir Ihnen beiden durch dieses Buch ersparen.
    Die Allianz zwischen Ihnen und Ihrem Boss muss kein Arbeitsalbtraum sein, wenn Sie es schaffen, die Fürsorgepflicht und die
     Treuepflicht unter einen Hut beziehungsweise Schleier zu bekommen. Dieser gemeinsame Nenner heißt »Loyalität«. Beide Seiten
     haben ihre Rechte – und gleichzeitig auch ihre Pflichten. Lassen Sie uns konkreter

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