Ohne dich kein Sommer - Roman
Minute länger.«
Ich marschierte in die Küche und goss mir eine Cola ein. Die Versuchung war groß, mich selbst auch aufs Ohr zu legen, aber damit hätte ich wohl kein gutes Beispiel gegeben.
Also machte ich mich, während die beiden schliefen, schon einmal an die Vorbereitungen für unseren Plan. Ich holte Conrads Bücher aus dem Auto, trug seinen Laptop herunter und funktionierte die Küche zur Studierstube um. Ich stellte Lampen auf, ordnete Bücher und Schnellhefter nach Themen und stapelte sie aufeinander, legte Papier und Stifte bereit. Als ich damit fertig war, kochte ich eine große Kanne Kaffee, und obwohl ich selbst keinen Kaffee trank, wusste ich doch, dass meiner gut war, schließlich brühte ich jeden Morgen für meine Mutter Kaffee auf. Dann nahm ich Jeremiahs Auto und fuhr in den Ort, um Cheeseburger zu kaufen. Beide Jungs liebten Cheeseburger. Früher hatten sie sie oft wie Pfannkuchen übereinandergestapelt und Wettessen veranstaltet. Manchmal durfte ich mitmachen, und einmal habe ich sogar gewonnen. Mit neun Cheeseburgern!
Ich ließ die beiden sogar eine halbe Stunde länger schlafen – aber nur, weil ich so lange brauchte, bis alles so weit war. Dann füllte ich die Flasche, mit der Susannah immer ihre empfindlicheren Pflanzen besprüht hatte. Als Erster kam Conrad an die Reihe. Ich spritzte ihm das Wasser direkt ins Gesicht.
Er war sofort wach. »Hey!« Er wischte sich mit dem Saum seines T-Shirts übers Gesicht, und ich verpasste ihm gleich die nächste Ladung. Einfach weil’s Spaß machte. »Aufstehen, die Sonne lacht!«, sang ich dazu.
Dann ging ich zu Jeremiah und spritzte ihn ebenfalls nass. Der wachte allerdings nicht auf. Jeremiah zu wecken war immer schon fast ein Ding der Unmöglichkeit gewesen. Der hätte jede Sturmflut verschlafen. Ich sprühte immer wieder, als er sich aber einfach auf die Seite rollte, drehte ich den Sprühaufsatz kurzerhand ab und kippte ihm das restliche Wasser über den Rücken.
Jetzt war er endlich wach und reckte sich, blieb aber immer noch am Boden liegen. Ein Grinsen breitete sich langsam auf seinem Gesicht aus, so als wäre er es gewohnt, so geweckt zu werden. »Morgen«, sagte er. Es mochte mühsam sein, Jeremiah wach zu kriegen, aber wenigstens war er nie grantig, wenn er dann schließlich wach war.
»Was heißt hier Morgen, es ist gleich drei Uhr nachmittags. Ich hab euch sogar eine halbe Stunde länger schlafen lassen, Jungs, ihr könntet mir ruhig dankbar sein.«
»Bin ich doch«, sagte Jeremiah und streckte mir einen Arm hin, damit ich ihm aufhalf. Widerstrebend gab ich ihm die Hand, und er hievte sich hoch. »Nun mach schon!«
Beide trotteten hinter mir her in die Küche.
»Was zum …«, sagte Conrad, als er all seine Sachen in der Küche sah.
Jeremiah klatschte erst in die Hände, dann hielt er mir eine Hand hin, und ich schlug ein. »Du bist unglaublich«, sagte er. Dann schnüffelte er und entdeckte die große weiße Tüte mit den Fettflecken. Sein Gesicht leuchtete auf. »Juhu! Cheeseburger von MäcD! Den Geruch erkenne ich auf Anhieb.«
Ich schlug ihm auf die Hand. »Nix da! Hier gilt ein Belohnungssystem. Erst lernt Conrad, dann kriegt er Essen.«
Jeremiah verzog das Gesicht. »Und was ist mit mir?«
»Conrad lernt, und du kriegst Essen.«
Conrad sah mich fragend an. »Ein Belohnungssystem? Was krieg ich denn sonst noch?«
Ich wurde rot. »Cheeseburger, sonst nichts.«
Er musterte mich kurz, so als müsste er sich entscheiden, ob er einen Mantel kaufen wolle oder nicht. Ich spürte, wie mir heiß wurde unter seinem Blick. »Klingt sehr verlockend, dein Belohnungssystem, aber ich muss leider verzichten«, sagte er schließlich.
»Was soll denn das heißen?«, fragte Jeremiah.
»Ich kann allein besser lernen«, antwortete Conrad achselzuckend. »Ich hab alles im Griff. Verzieht euch ruhig.«
Jeremiah schüttelte genervt den Kopf. »Immer dasselbe. Du kannst einfach keine Hilfe annehmen. Pech für dich – wir bleiben.«
Conrad verschränkte die Arme. »Was wisst ihr denn schon von Psychologie für Erstsemester?«
Jeremiah sprang auf. »Das kriegen wir schon hin.« Er zwinkerte mir zu. »Bells, können wir erst essen? Ich brauche dringend eine Stärkung.«
Ich fühlte mich, als hätte ich gerade einen Preis gewonnen. Unbesiegbar. Ich griff in die Tüte und sagte: »Einen für jeden, mehr gibt’s nicht.«
Als Conrad uns den Rücken zuwandte, weil er im Schrank nach Tabascosoße kramte, hielt Jeremiah mir wieder die Hand
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