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Ohne dich kein Sommer - Roman

Ohne dich kein Sommer - Roman

Titel: Ohne dich kein Sommer - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jenny Han
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zum High Five hin, und ich schlug geräuschlos ein. Wir grinsten einander an. Jeremiah und ich waren ein gutes Team, immer schon.
    Schweigend aßen wir unsere Cheeseburger. Sobald wir aufgegessen hatten, fragte ich Conrad: »Wie willst du jetzt an die Sache rangehen?«
    »Da ich das alles sowieso nicht will, überlass ich dir die Entscheidung«, sagte er. An seiner Unterlippe klebte noch Senf.
    »Na schön«, sagte ich. Darauf war ich vorbereitet. »Du liest. Ich schreib Karteikarten für Psychologie. Jeremiah streicht Textstellen mit Markern an.«
    »Jere hat doch keine Ahnung, wie man das macht!«, protestierte Conrad spöttisch.
    »Pass bloß auf!«, sagte Jeremiah. Doch dann sah er mich an. »Aber er hat recht, ich bin ganz schlecht im Markieren. Am Ende hab ich immer die ganze Seite angestrichen. Lass mich die Karteikarten machen, und du markierst, Bells.«
    Also riss ich ein Päckchen Karteikarten auf und gab sie ihm. Es war kaum zu glauben, aber Conrad gehorchte. Er nahm sich sein Lehrbuch der Psychologie vom Stapel und fing an zu lesen.
    So wie er mit gerunzelter Stirn am Tisch saß und lernte, sah er wieder wie der alte Conrad aus. Der, dem Sachen wie Pünktlichkeit und gebügelte Hemden und Prüfungen wichtig waren. Das Verrückte an der Sache war, dass Jeremiah noch nie besonders fleißig gewesen war. Er verabscheute Lernen, Noten interessierten ihn nicht. Lernen war von jeher Conrads Ding gewesen. Von Anfang an war er derjenige mit dem Chemiebaukasten gewesen. Er war immer der Wissenschaftler gewesen und wir seine Assistenten, für die er sich Experimente ausdachte. Mir fiel wieder ein, wie er irgendwann das Wort »absurd« entdeckt hatte und den ganzen Tag herumlief und »Das ist absurd!« vor sich hin sagte. Und irgendwann wurde »Hohlkopf« sein liebstes Schimpfwort – auch das gebrauchte er ständig. Mit zehn entdeckte er in den Sommerferien die Encyclopædia Britannica und versuchte, sich durch sämtliche Bände hindurchzulesen. Als wir im nächsten Sommer wieder nach Cousins kamen, war er bei Q angelangt.
    Schlagartig wurde es mir bewusst: Ich hatte ihn vermisst. Schon so lange. Lange war dieses Gefühl verschüttet gewesen, aber es war immer noch da, wo es immer gewesen war. Und obwohl er jetzt nur wenige Schritte entfernt von mir saß, vermisste ich ihn mehr denn je.
    Aus den Augenwinkeln beobachtete ich ihn, und ich dachte: Komm zurück. Sei wieder der, den ich liebe, der, den ich kenne.

39
    Mit Psychologie waren wir durch. Conrad saß inzwischen mit Kopfhörern da und bereitete sich auf die Englischprüfung vor, als mein Handy surrte. Es war Taylor. Vielleicht wollte sie sich entschuldigen, vielleicht wollte sie aber auch nur, dass ich ihr sofort ihre Sachen zurückbrachte. Möglicherweise war es eine Mischung aus beidem. Ich schaltete mein Handy ab.
    Wegen des Dramas um den Hausverkauf hatte ich überhaupt nicht mehr an den Streit zwischen Taylor und mir gedacht. Auch wenn ich nur für wenige Tage zurück im Sommerhaus war, so war es doch wie immer: Ich hatte Taylor und alles andere zu Hause total vergessen. Alles, was mir wichtig war, war hier. So war es immer gewesen.
    Was sie gesagt hatte, hatte mich verletzt. Vielleicht war es ja die Wahrheit gewesen, trotzdem wusste ich nicht, ob ich ihr vergeben konnte.
    Draußen wurde es schon dunkel, als Jeremiah sich herüberlehnte und leise sagte: »Weißt du was? Wenn du willst, kannst du ruhig schon heute Abend fahren. Du kannst mein Auto nehmen. Wenn Conrad morgen mit den Prüfungen fertig ist, hole ich es wieder ab. Wir könnten dann ja noch was zusammen unternehmen.«
    »Also ehrlich, ich fahr doch jetzt noch nicht! Ich will morgen mit euch fahren.«
    »Bist du sicher?«
    »Natürlich. Oder willst du mich nicht dabeihaben?« Langsam kränkte es mich, wie er mich behandelte. Wie jemanden, den man nicht über Gebühr beanspruchen durfte. Als gehörte ich nicht zur Familie.
    »Doch, klar.« Er zögerte, so als wollte er noch etwas anderes sagen.
    Ich stupste ihn mit meinem Textmarker. »Hast du etwa Angst, dass Mara sauer wird?« Das war nur halb spöttisch gemeint. Ich konnte es immer noch nicht fassen, dass er mir nichts davon gesagt hatte, dass er eine Freundin hatte, mehr oder weniger jedenfalls. Ich wusste selbst nicht, wieso mir das wichtig war, es war einfach so. Ich hatte immer gedacht, wir seien uns so nah. Wenigstens waren wir es immer gewesen. Ich hätte doch wissen müssen, ob Jeremiah eine Freundin hat oder nicht. Und wann eigentlich

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