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Ohne Ende Leben - Roman

Ohne Ende Leben - Roman

Titel: Ohne Ende Leben - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Libba Bray
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nur, ähm   … manchmal, da hat mein Gehirn irgendwie so Aussetzer, weißt du? Und   …«
    Die Flügel sind das Sanfteste, das ich je angefasst habe, samten wie der Flaum eines Entenkükens. »Scheiße!« Ich ziehe meine Hand zurück. »Oh Gott. Oh Mist. Das fühlt sich echt an. Oh, wow!«
    »›Wow‹ ist ein Palindrom! Dasselbe Wort, vorwärts und rückwärts buchstabiert. Ist das nicht cool?«
    Ich starre sie an. »Wer   … wer bist du?«
    Ihr Lächeln erhellt den Raum. »Ich bin Dulcie. Freut mich, dich kennenzulernen.«
    »Meine Halluzination hat einen Namen.« Ich versuche mich an etwas festzuhalten, was den Anschein von Vernunft hat. »Genau. Du – du bist mir gefolgt«, sage ich, wie ein genervter Direktor, der einen Schüler zurechtweist. »Zuerst zu unserem Haus. Zu
Buddha Burger
. In die Schulturnhalle. Und du hast mir eine Feder hinterlassen.«
    »Und trotzdem hast du mich nicht angesprochen. Männer!« Sie deutet auf den ungeöffneten Puddingbecher auf meinem Tablett. »Isst du den noch?«
    »Nein«, krächze ich.
    »Macht’s dir was aus?«
    Ich kann nur den Kopf schütteln.
    »Danke. Oh, hey, schau mal.« Sie legt den Löffel auf ihre Nasenspitze und nimmt langsam die Hand weg. Dort balanciert er für einen Augenblick und fällt dann in ihre aufgehaltene Hand.
    »Ist das nicht cool?«
    »Ja. Cool.« Ich habe einen Kloß im Hals, so groß wie Chet Kings Faust. »Also   … bist du nur so was wie   … auf Besuch da? Oder ist das   … bin ich   …?«
    »Was?«
    »Tot?«
    Sie guckt überrascht. »Oh, schluchz! Nein! Sei nicht so ein Jammerlappen.« Ihr Lächeln verschwindet schnell. »Aber wir haben viel zu bereden und wenig Zeit.«
    »Worüber müssen wir reden?«
    »Über deinen Auftrag«, sagt sie mit vollem Schokoladenpuddingmund.
    »Meinen   … Auftrag.«
    »Deinen Auftrag. Wir brauchen deine Hilfe, Cameron.«
    Ich höre mein Herz im Kopf pochen. »Was heißt ›wir‹?«
    Sie schreibt mit ihrem Löffel Buchstaben in die Luft. »Wir. Plural von ›Ich‹. Auf Lateinisch ›Nos‹. Wow, ich vermisse Latein. So viel Spaß – all diese aufregenden Verben, die immer erst ganz am Schluss des Satzes stehen. Das ist wie ein Kinotrailer für ne Sprache.« Sie schluckt noch einen Löffel Pudding hinunter und rollt verzückt mit den Augen. »Bist du sicher, dass du nix davon willst? Es ist erstaunlicherweise essbar.«
    »Auftrag?«, frage ich noch mal.
    »Genau.« Sie starrt mich direkt an. »Hast du jemals von einem Typen namens Dr.   X gehört?«
    »Nein«, sage ich.
    »Nichts von Dr.   X?«, fragt sie noch einmal.
    »Ich kenne verschiedene Dr.   Arschlöcher, die jeden Tag hier reinkommen, um was in meine Patientenakte zu kritzeln und mich mit spitzen Gegenständen zu stechen, damit sie Punkte für die Weltmeisterschaft der Sadistischen Pfadfinder sammeln. Soweit ich weiß, ist da kein Dr.   X dabei.«
    »Du bist sehr witzig, weißt du das?«
    »Das kommt daher, weil ich halluziniere.«
    »Dr.   X ist ein brillanter Wissenschaftler. Ein Genie in Sachen Metaphysik. D-Branen , Parallelwelten, Zeitreisen, Wurmlöcher, Superstringtheorie, M-Theorie , Y-Theorie , Doppel- Z-Theorie , die Theorie von Allem und ein bisschen Mehr. Dieser Typ stand überall an der Spitze der Forschung.«
    Allein der Versuch, ihr zu folgen, bereitet mir Kopfschmerzen. »Mein Dad sagt, dass dieser Kram keine richtige Wissenschaft ist, weil nichts bewiesen werden kann.«
    Ihre linke Augenbraue schießt in die Höhe. »Hmmmm. Jedenfalls   … Dr.   X hat es schließlich getan.«
    »Es.«
    »Jawoll.« Sie leckt den Löffel sauber. »Personalpronomen. Nicht geschlechtsspezifisch, dritte Person Singular.«
    Das ist von Amts wegen meine bisher eigenartigste und irritierendste Halluzination. »Was hat denn Dr.   X schließlich getan?«, sage ich langsam.
    »Er hat herausgefunden, wie man durch Raum und Zeit reist. Er hat so was wie Parallelweltenhopping betrieben und hat dabei ne ganze Menge kosmische Vielfliegermeilen gescheffelt. Aber das ist nicht das Problem. Er ist wieder zu Hause.« Sie runzelt die Stirn. »Und er hat was mitgebracht.«
    »So was Sinnvolles wie ein T-Shirt oder ne Kaffeetasse?«
    »Nicht ganz.« Sie legt den Löffel ab. »Hast du jemals von dunkler Energie gehört?«
    »Nein. Was ist das?«
    »Keine Ahnung. Niemand weiß wirklich, was dunkle Energie ist, außer dass der größte Teil des Weltraums aus ihr besteht. Sie ist ein ewiges Rätsel. Als Dr.   X durch Raum und Zeit reiste und eine Pause

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