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Ohne Gnade

Ohne Gnade

Titel: Ohne Gnade Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jack Higgins
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lächelte. »Komisch, wie man oft auf solche Schläge reagiert. Das Institut kam mir nicht mehr gut genug vor. Statt dessen ging ich auf die Universität. Bella konnte mir nicht helfen. Sie hatte genug mit sich selbst zu tun, aber es gelang mir, ein kleines Stipendium zu ergattern. Dafür arbeitete ich in den Ferien. Einmal war ich abends sogar als Bardame tätig.«
    »Donnerwetter!«
      »War gar nicht so schlimm. Als ich mein Diplom bekam, fing ich hier bei Miß Van Heflin an. Sie war großartig.«
      »Wenn man es richtig macht, nimmt doch alles ein gutes Ende.«
      Sie trat an den Herd und füllte die Kanne mit dem kochenden Wasser.
    »Und du?«
      »Bei mir war es nicht so kompliziert. Phil wollte unbedingt, daß ich die Universität besuche, und bei der positiven Entwicklung der Firma brauchte ich mir um Geld keine Sorgen zu machen. Ich besuchte die Londoner Wirtschaftshochschule und studierte Rechtswissenschaft.«
      »Und dann hast du gemerkt, daß du gar nicht Anwalt werden willst?«
    »So ungefähr.«
    »Aber warum die Polizei?«
    »Warum nicht?«
    »Du weißt schon, was ich meine.«
      »Genau. Ich höre es jeden Tag ein paarmal von Phil. Arbeiter in Uniform, kein Beruf für intelligente Leute. Große Kerle, wenig Hirn. Nicht wahr?«
    »Das habe ich nicht gesagt.«
    »Ausgesprochen wird es zwar nicht, aber so meint man es.«
    Er war plötzlich zornig geworden, kehrte in das andere Zimmer zurück, öffnete das Fenster und lehnte sich in den Regen hinaus. Sie folgte ihm, stellte das Tablett auf den Tisch und trat zu ihm.
    »Verzeih, Nick. Ich habe es wirklich nicht so gemeint.«
    Er grinste.
      »Die Leute sind komisch. Ein Anwalt unterschlägt Mandantengelder, ein Lehrer mißbraucht ein Kind, und man bestraft sie entsprechend. Nicht mehr, nicht weniger. Niemand käme auf den Gedanken, den ganzen Berufsstand der Anwälte oder Lehrer anzugreifen. Das gilt aber nicht, wenn es sich um die Polizei dreht.«
    »Ich habe schon gesagt, daß es mir leid tut.«
      »Wie den anderen auch, wenn es hart auf hart geht. Sobald sie Hilfe brauchen, können sie gar nicht schnell genug zum Telefon kommen.«
    Sie legte eine Hand auf seinen Arm.
    »Es bedeutet für dich sehr viel, nicht wahr?« sagte sie leise.
      Er sah auf sie hinunter. Seine dunklen Augen waren ohne Ausdruck, aber seine Stimme klang scharf und endgültig, als er sagte: »Ich möchte nichts anderes sein. Niemals, Jean.«
      Sie lächelte plötzlich und berührte mit der Hand sein Gesicht. Die Geste sagte mehr als jeder Kuß.
    »Dann ist es ja gut, nicht? Komm, trink jetzt deinen Tee.«
      Sie saßen schweigend beim Kaminfeuer. Nick trank seinen Tee und beobachtete sie. Sie schloß die Augen und lehnte den Kopf an die Stuhllehne.
      »Ich möchte dich etwas fragen«, begann er. »Wegen Ben – machst du dir Sorgen? Ernsthafte Sorgen, meine ich.«
      Sie schlug die Augen auf, und er sah es in ihrem Blick, ohne Schwierigkeiten.
    »Mein ganzes Leben hatte ich nur den einen Wunsch: Weg aus der Khyber Street. Und ich habe es geschafft, Nick. Ich bin, wo ich hinwollte, in einer ruhigeren, ordentlicheren Welt. Und jetzt muß Ben zurückkommen, um alles zu verderben.« Sie knetete ihre weißen Finger. »Mein Gott, wie ich ihn hasse.«
    Nick beugte sich mit zusammengezogenen Brauen vor.
    »Das ist doch nicht dein Ernst, oder?«
      »Ich habe ihn immer gehaßt.« Sie erhob sich und trat ans Fenster. »Als er Bella heiratete, war ich vierzehn. Von dem Tag an, als sie ihn mit ins Haus brachte, war unser Leben ein Alptraum.« Sie drehte sich plötzlich um. »Nein, das stimmt nicht ganz. Es war nur, daß er mich immer zu beobachten schien, wo ich mich auch umdrehte. Wenn ich mich an- oder auszog, stand er unter der Tür und lächelte.«
    Sie schauderte unwillkürlich. Nicks Kehle wurde trocken.
    »Weiter.«
      »Sonst gibt es nichts zu sagen. Nicht, was du meinst. Dafür war er zu klug. Aber andere Dinge.« Sie starrte ins Leere. »Er war so ungeheuer stark. Wenn er mich mit seinen großen Händen berührte, konnte ich gar nichts tun – überhaupt nichts.«
    »Hast du nie versucht, mit Bella darüber zu sprechen?«
      »Ich drohte damit, aber er lachte nur. Er sagte, sie würde mir kein Wort glauben, und da hatte er recht.«
      Nick stand auf und nahm sie sanft in die Arme. Als er sie an sich zog, begann sie zu zittern.
      »Das ist lange her. Lange. Ben Garvald wird dich nie mehr belästigen, das verspreche ich dir.«
      Sie sah ihm

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