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Ohne jeden Zweifel: Thriller (German Edition)

Ohne jeden Zweifel: Thriller (German Edition)

Titel: Ohne jeden Zweifel: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tom Rob Smith
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Streich gespielt und andere absurde Ideen, warum sich eine Frau vormachen konnte, ein riesiger Elch würde neben ihr schwimmen, obwohl es nicht mehr war als ein Stück Treibholz. Chris stand am Rand der Feier, und weil wir Schwedisch sprachen, wusste ich nicht, wie viel er verstanden hatte. Ich hoffte, er würde mich unterstützen. Aber statt zu sagen, ich würde nicht lügen, zischte er mir zu:
    »Hör auf, von diesem Elch zu faseln!«
    Da verlor ich den Mut, mich zu wehren.
    Voll hämischer Freude legte mir Håkan einen Arm um die Schultern, als wollte er mich trösten. Er versprach, mit mir in den Wald zu gehen, wo ich wirklich einen Elch sehen könnte. Ich hätte ihn gerne gefragt, warum er sich so schrecklich benahm. Er hatte einen kleinlichen Sieg errungen. Aber wenn er dachte, ich würde mich von meinem Land vertreiben lassen, hatte er sich getäuscht. Mit seinen gezielten Bosheiten würde er den Hof nie bekommen.
    An diesem Tag war ich traurig, weil die Feier kein Erfolg geworden war, weil ich nicht eine einzige Telefonnummer einer neuen Freundin hatte, die ich anrufen konnte, weil mich niemand dort zu sich zum Kaffee eingeladen hatte. Ich wollte nach Hause gehen und das Chris gerade sagen, als sich eine junge Frau der Feier näherte. Sie trug lässige, weite Kleidung und kam aus der Richtung von Håkans Haus. Sie war eindeutig eine der schönsten Frauen, die ich je gesehen hatte, sie konnte es mit den Models in Hochglanzmagazinen aufnehmen, die für Parfüms oder Designermode werben. Als ich sie auf uns zukommen sah, war Håkan sofort vergessen. Mir fiel auf, dass ich das Mädchen regelrecht anstarrte und es höflich gewesen wäre, meine Neugier zu verbergen. Ich sah mich um, und alle anderen starrten die Frau auch an, jeder Einzelne hatte sich ihr zugewandt, als wäre sie das Unterhaltungsprogramm des Abends. Mir wurde unbehaglich zumute, als würde gerade etwas Falsches passieren. Nicht dass sich jemand unpassend benommen hätte, aber es gingen Gedanken durch die Menge, die sich nicht gehörten.
    Das Mädchen war jung, noch nicht ganz erwachsen – sechzehn Jahre alt, wie ich später herausfand. Du liegst richtig, wenn du davon ausgegangen bist, dass alle Gäste auf dem Grillfest weiß waren. Dieses Mädchen allerdings war schwarz, und ich war neugierig, mit wem sie reden würde. Aber sie ging zwischen den Gästen hindurch, ohne zu jemandem ein Wort zu sagen, ohne sich etwas zu essen oder zu trinken zu nehmen, und lief direkt zum Fluss. Auf dem hölzernen Ponton zog sie sich aus, erst öffnete sie den Reißverschluss ihres Kapuzenshirts und ließ es auf den Boden fallen, dann folgten ihre Jogginghose und die Flipflops. Unter den weiten Sachen hatte sie nur einen Bikini getragen, der eher zum Perlentauchen geeignet war als für das eiskalte Wasser des Elchflusses. Mit dem Rücken zu uns sprang sie elegant in den Fluss und verschwand unter einer Schicht Luftblasen. Sie tauchte ein paar Meter weiter auf und fing an zu schwimmen. Ich konnte nicht sagen, ob ihr die Zuschauer vollkommen egal waren oder ob sie sie überhaupt wahrnahm.
    Håkan konnte seine Wut nicht verbergen. Seine Reaktion machte mir Angst. Er hielt mich immer noch im Arm. Seine Muskeln spannten sich an. Er ließ mich los, weil er durch die Berührung seine wahren Gefühle verriet, und steckte die Hände in die Taschen. Ich fragte ihn, wer die junge Frau sei, und Håkan antwortete, ihr Name sei Mia.
    »Sie ist meine Tochter.«
    Mia schwamm auf der Stelle, ihre Fingerspitzen pflügten durch das Wasser, und sie sah sich um. Ihr Blick blieb an Håkan und mir hängen. Als sie uns so ansah, hätte ich ihr am liebsten zugerufen, dass ich nicht auf seiner Seite war, dass wir keine Freunde waren. Ich war allein – genau wie sie.

    Auf dem Flug nach London kam mir der Gedanke, du könntest glauben, ich hätte Vorurteile gegen Adoptionen. Habe ich nicht. Aber bei Håkan und Mia hatte ich ein schlechtes Gefühl. Das hatte nichts mit der Hautfarbe zu tun, glaub mir das bitte. So hässliche Gedanken könnte ich nie haben. Mein Herz hat mir gesagt, dass etwas nicht in Ordnung war. Als könnte es nicht stimmen, dass sie Vater und Tochter waren, dass sie im selben Haus lebten, am selben Tisch aßen, dass er sie tröstete, wenn sie traurig war, und sie seinen Rat suchte. Ehrlich gesagt musste ich deswegen mein Bild von Håkan überdenken. Ich hatte ihn als primitiv und fremdenfeindlich abgestempelt. Ich hatte mich getäuscht. Offensichtlich war sein Charakter

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