Ohne jeden Zweifel: Thriller (German Edition)

zog Mum einen Ausdruck aus dem Internet.

    E-Thrust Elektromotor – 55 lb
    Erstmals in Europa!
    Motoren in hochwertiger amerikanischer Bauart und Technik. Energiesparend, vibrationsarm, leise und ein top Preisleistungsverhältnis - diese Eigenschaften zeichnen den E-Thrust 36 lb Motor aus!

Leistung 55 lb (Schubkraft)
Versorgungsspannung 12 V (Batterie nicht im Lieferumfang enthalten)
LCD Monitor
5 Vorwärts- und 2 Rückwärtsgänge
Alu-Schnell Kipphalterung mit 7 Trimstufen
Schaft aus Edelstahl
Abmessung: 133 x 12 x 44 cm
Gewicht: 9,7 kg
Teleskopierbare Pinne
Propeller 3-blättrig
Geeignet für kleine Seen und Teiche
Gebrauchsanweisung in Englisch/Deutsch/Französisch
Bootsgewicht maximal: 1750 kg
CE geprüft

I CH GAB IHR DAS BLATT ZURÜCK und gestand:
    »Keine Ahnung.«
    Es ist leicht zu übersehen, nicht weiter beachtenswert – es geht um den dritten Punkt, den LCD -Monitor mit sieben Anzeigemodi.
    Ich erkläre es dir.
    Wir lebten schon seit fast zwei Monaten auf dem Hof, und Chris war nicht ein Mal auf dem Fluss gewesen. Nicht einmal für fünf Minuten. Wenn wir Feriengäste haben wollten, mussten wir sicher wissen, dass man im Elchfluss gut angeln konnte. Aber Chris’ Angelruten verstaubten in der Scheune. Worum hatte ich ihn denn gebeten? Das war keine lästige Aufgabe, die er scheußlich fand. Er angelte sehr gern. Für ihn war der Fluss sogar einer der Gründe gewesen, diesen Hof auszusuchen. Er hatte ihn sich angesehen, mehr nicht. Ich bat ihn regelmäßig: Geh bitte angeln. Er zuckte dann nur mit den Schultern, drehte sich eine Zigarette und sagte, vielleicht morgen. Nachdem er meine Bitte wochenlang ignoriert hatte, verkündete Chris, er wolle mit Håkan auf den Fluss. Die beiden hatten sich angefreundet und verbrachten viel Zeit miteinander. Ich sagte nichts dagegen. Die Freundschaft tat ihm gut. Seine Stimmung war viel besser als an diesen dunklen, kalten Aprilmorgen, an denen er nicht aufstehen wollte oder vor dem Ofen festklebte. Insgeheim war ich eifersüchtig, nicht auf seine Beziehung zu Håkan, den mochte ich nicht und traute ihm auch nicht, aber darauf, wie er einen neuen Freundeskreis gefunden hatte. Dazu gehörten der heuchlerische Bürgermeister, wichtige Geschäftsleute und Mitglieder des Stadtrats. Sie hatten Chris in ihren Kreis aufgenommen. Ich überlegte, ob Håkan zu meinem Mann so übertrieben freundlich war, um mich zu quälen. Aber ich bin nicht nickelig. Ich bin praktisch und pragmatisch. Wir brauchten gute Beziehungen zu unseren Nachbarn, und wenn sich diese Beziehungen um Chris herum aufbauten statt um mich, dann bitte. Natürlich traf es mich, dass er nicht angeln gegangen ist, obwohl ich ihn ständig darum gebeten hatte, und jetzt auf Håkans Vorschlag so ansprang. Trotzdem machte ich keine abfälligen Bemerkungen. Ich sagte ihm nur, ich würde mich freuen, dass er mir endlich einen Lachs bringen würde, den ich fotografieren konnte.
    Nach dem Frühstück holte Chris den Elektromotor aus der Scheune. Für mich war es ein schöner Morgen, das weiß ich noch. Ich war nicht misstrauisch. Auch nicht paranoid. Ich machte Chris Sandwiches mit Brot aus unserem Ofen. Gab ihm eine Thermoskanne mit Tee mit. Zum Abschied küsste ich ihn und wünschte ihm Petri Heil. Vom Ende unseres Stegs aus winkte ich ihm nach, voller Vertrauen in sein Können und Hoffnung, dass er einen Lachs aus unserem Fluss zog. Ich rief ihm nach, er solle mir einen prächtigen Fisch mitbringen. Und genau das tat er.

M EINE MUM ZOG ein weiteres Foto aus ihrem Tagebuch, mittlerweile das vierte.
    Das wurde aufgenommen, kurz nachdem Chris und Håkan von ihrem Angelausflug zurückgekommen waren, oben in der Ecke stehen die Zeit und das Datum. Worüber wollte ich mich beschweren? Ich hatte Chris gebeten, mir einen prächtigen Lachs mitzubringen, und das hatte er geschafft. Das Foto wäre das perfekte Werbematerial für unsere Ferienhäuschen – zwei Männer, die stolz ihren Fang präsentieren. Aber an diesem Foto ist etwas ganz falsch.
    Sieh genauer hin.
    Schau dir Chris’ Gesichtsausdruck an.
    Das ist nicht Stolz oder Freude. Seine Lippen sind so dünn, als müsste er sie für das Lächeln fest zusammenpressen.
    Jetzt sieh dir Håkans Gesichtsausdruck an.
    Achte auf seine Blickrichtung – er sieht Chris von der Seite her an. In dem Blick liegt Berechnung. Das Foto zeigt keinen glücklichen Moment. Warum nicht? Wo bleibt die Freude? Vergiss nicht, was auf dem Spiel stand. Uns würde gegen Jahresende das Geld