Ohne jeden Zweifel: Thriller (German Edition)
ausgehen, und dieser Fisch hätte beweisen sollen, dass wir eine neue Einnahmequelle hatten.
Ich sehe dir an, dass du denkst, ich hätte den Abend vielleicht verdorben, indem ich unnötig misstrauisch war, und die Männer hätten nur auf mein unangebrachtes Verhalten reagiert. Du irrst dich. Ich habe ihnen von Herzen gratuliert. Ich war sogar zu Håkan nett und lud ihn ein vorbeizukommen, wenn wir den Fisch machten. Aber bald begriff ich nicht mehr, was los war. Die Männer hielten ein echtes Prachtexemplar in den Händen, reagierten aber sehr verhalten. Ich wollte Chris den Lachs abnehmen, und er wich reflexartig zurück. Ich erklärte ihm, wir müssten den Fisch einwickeln und in den Kühlschrank legen. Erst da durfte ich den Fisch nehmen. Der Lachs war schwer, und als ich nachgriff, rutschte einer meiner Finger unter die Kiemen. Weißt du, was ich da fühlte?
Eis!
Ich spürte es an der Fingerspitze – ein kalter Kristall, der durch meine Berührung schmolz, er war verschwunden, bevor ich weiter nachfühlen konnte. Der Beweis existierte nicht mehr, aber ich war mir sicher: Dieser Fisch kam nicht aus dem Fluss. Sie hatten ihn gekauft.
Ich lief ins Haus und warf den Fisch auf den Küchentisch. Allein untersuchte ich beide Kiemen. Ich fand keine Eiskristalle mehr, doch der Fisch war eiskalt. Statt ihn in den Kühlschrank zu legen, schlich ich mich ins Wohnzimmer und versteckte mich hinter dem Vorhang. Durch das Fenster beobachtete ich, wie sich Chris und Håkan unterhielten. Ich kann nicht von den Lippen lesen und wusste nicht, was sie sagten, aber mit Sicherheit sahen sie nicht wie erfolgreiche Angler aus. Håkan legte Chris eine Hand auf die Schulter, und Chris nickte zögerlich. Er wandte sich zum Haus um, ich musste schnell zurückweichen.
In der Küche tat ich fröhlich und geschäftig, als Chris vorbeiging. Er warf nicht mal einen Blick auf den Lachs, seinen großen Fang. Er duschte und ging ins Bett, weil er meinte, er sei müde. Ich konnte in dieser Nacht nicht schlafen, und Chris auch nicht, nicht sofort, dabei hätte er todmüde sein müssen. Er lag neben mir und tat, als würde er schlafen. Ich wäre gerne in seine Gedanken gekrochen. Was hielt ihn wach? Warum hatte er so einen teuren Lachs als Alibi gekauft? Das Wort »Alibi« benutze ich bewusst – ein Lachs als Alibi. Genau das sollte der Fisch sein, ein Alibi, und Håkan musste ihn bezahlt haben, weil ein ganzer Lachs teuer war. Vielleicht an die fünfhundert Kronen, das sind umgerechnet fünfzig Pfund. Wir waren finanziell zu knapp dran, so viel Geld hätte Chris nicht ohne mein Wissen ausgeben können. Håkan musste den Lachs gekauft und Chris gegeben haben.
Ich konnte nicht nachforschen, solange ich nicht sicher war, dass Chris schlief. Also wartete ich bis zwei Uhr morgens, bis sein Atemrhythmus sich endlich änderte und er eingeschlafen war. Er hatte mich unterschätzt, er wusste nicht, dass ich das Stückchen Eis gefühlt hatte. Ich stand vorsichtig auf, schlich mich hinaus, zog einen Mantel an und ging zu der Scheune, in der wir den Elektromotor aufbewahrten. Als ich so dastand und auf den Motor starrte, dachte ich zuerst, Chris sei vielleicht nur ein paar Hundert Meter flussaufwärts gefahren und an Håkans Steg ausgestiegen. Dann wären die beiden Männer in seinem Auto irgendwohin gefahren. Ich sah mir den Motor näher an, tastete ihn von außen ab und drückte alle Knöpfe, bis der Monitor blau aufschimmerte. Eine Anzeige gab den Batteriestand in Prozent an. Als Chris und Håkan losgefahren waren, war die Batterie vollständig aufgeladen gewesen. Jetzt stand sie bei sechs Prozent! Das heißt, sie hatten vierundneunzig Prozent verbraucht. Meine erste Theorie war also falsch. Sie waren weit gefahren und hatten die Batterie fast ganz geleert. Sie waren auf dem Fluss unterwegs gewesen, aber nicht zum Angeln.
Wieder dachte ich über Cecilias Großzügigkeit nach. Warum hatte sie mir das Boot dagelassen? Sie wollte, dass ich den Fluss erkunde! Die Ausstattung des Motors gehörte zu Cecilias Plan. Mit dem LCD -Monitor als grobe Richtschur konnte ich die Fahrt der beiden Männer problemlos nachvollziehen. Ich musste einfach schauen, wie weit ich mit dem gleichen Batterieverbrauch kam. Ich wollte nicht warten. Ich würde es noch in dieser Nacht tun, solange Chris schlief, vor dem Morgengrauen. Ich würde mit dem Boot den Fluss hinauffahren und herausfinden, wo sie gewesen waren – ich musste es sofort tun!
I CH HOB DIE HAND und unterbrach
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