Ohne jeden Zweifel: Thriller (German Edition)
war Cecilia eine liebe Freundin gewesen, die beiden kannten sich viele Jahre lang. Diese Freundin, ein fröhlicher Mensch, wachte eines Morgens auf, duschte, zog ihre Arbeitskleidung an und ging aus dem Haus in den Schweinestall, um sich an die Arbeit zu machen. Entweder hat sie etwas Schreckliches entdeckt, oder etwas Schreckliches ist in ihre Gedanken geschlichen, jedenfalls knüpfte sie ein Seil an einen Balken. Sie erhängte sich im Morgengrauen, als ihr Mann noch schlief. Ulf kam zum Frühstück nach unten, sah das offene Scheunentor und dachte, die Schweine wären ausgerissen. Er lief aus dem Haus über den Hof und in die Scheune, um die Schweine einzufangen, aber er fand die Tiere in der hintersten Ecke zusammengedrängt. In diesem Moment, so die offizielle Version, drehte er sich um und entdeckte seine Frau. Es gab keinen Abschiedsbrief, keine Erklärung, keine Vorwarnung und keine finanziellen Sorgen.
Laut Cecilia reagierte die Gemeinde wie immer, sie schluckte schlechte Neuigkeiten, wie das Meer ein sinkendes Schiff schluckt. Sie schlachteten die Schweine, als hätten sie ein Verbrechen beobachtet. Die Scheune nahmen sie Balken für Balken auseinander. Bei Anne-Maries Beerdigung berührte Cecilia Håkans Arm und fragte »Warum?«, nicht vorwurfsvoll, nur als melancholische Frage, die allein Gott beantworten konnte. Håkan riss sich wütend los und sagte, er habe keine Ahnung. Vielleicht hatte er wirklich keine Ahnung, mit Sicherheit hatte er keine Skrupel, aus ihrem Tod Profit zu schlagen. Håkan erweiterte sein Reich und übernahm Ulfs Land. Das verkaufte er als Akt der Nächstenliebe, als wollte er einem trauernden Mann helfen.
Cecilia hatte lange geredet. Ihre Lippen waren trocken und rissig. Ich machte mir Sorgen, es könnte zu anstrengend für sie werden, und bat sie, sie sollte auf der Bank sitzen bleiben, während ich Erfrischungen holte. Das werde ich ewig bereuen. Ich hätte ihren Redefluss nicht bremsen sollen. Als ich mit einem Kaffee zurückkam, war sie nicht mehr da. Die Bank war leer. Ich sah, dass Leute den Teich umringten. Mitten darin stand Cecilia. Das Wasser reichte ihr bis zur Taille. Sie wirkte ganz ruhig, die Arme hatte sie vor der Brust verschränkt. Wo ihr weißes Kleid vom Pflegeheim nass war, wurde es durchsichtig. Ihre Körperhaltung erinnerte mich an eine Flusstaufe, sie stand da, als würde sie darauf warten, dass ein Priester sie ins Wasser tauchte. Stattdessen lief ein Pfleger zu Cecilia und hob sie auf die Arme. Sie kann nicht viel gewogen haben. Ich folgte ihnen ins Pflegeheim, wo sie sofort zu einer Untersuchung gebracht wurde. Ich nutzte die Ablenkung, ging in ihr Zimmer und durchsuchte es von oben bis unten. Es war erstaunlich, wie wenig Habseligkeiten ihr geblieben waren. Der Rest war bestimmt verkauft worden. In den Schubladen lagen Bücher, aber nur Kindergeschichten, weder eine Bibel noch Romane, die ich gesehen hätte. In ihrem Kleiderschrank fand ich diese Ledertasche. Cecilia war früher Lehrerin gewesen, und ich schätze, sie hat die Tasche für ihre Bücher benutzt. Ich stahl sie, weil ich eine Tasche brauchte, keine unpraktische Handtasche, sondern eine ordentlich große, in der ich meine Notizen und möglichen Beweise …
M EINE MUM UND ICH standen gleichzeitig auf, als wir hörten, wie jemand in die Wohnung kommen wollte. Die Tür hatte sich geöffnet. Sie prallte gegen die Kette, erst laut, dann leiser bei einem zweiten, vorsichtigeren Versuch. Ich hatte gesehen, wie meine Mum die Kette auf meine Bitte hin abgenommen hatte, aber als ich nicht hinsah, musste Mum sie wieder vorgelegt haben, weil sie überzeugt war, mein Dad würde unangekündigt hereinplatzen. Wir konnten hören, wie unten jemand an der Kette fummelte und versuchte, sie durch den Türspalt zu öffnen. Meine Mum rief:
»Er ist hier!«
Hektisch fing sie an, die Beweise zusammenzupacken. Sie räumte die Beweisstücke rasch in die Umhängetasche. Die kleinen Gegenstände steckte sie in die vorderen Taschen, die größeren, darunter die Stahlkassette, kamen nach hinten, ganz geordnet, ohne Platz zu verschwenden. Das machte sie sichtlich nicht zum ersten Mal, sie konnte ihre Beweise von einem Moment auf den anderen einpacken und mitnehmen. Meine Mum warf einen kurzen Blick auf die Tür, die zum Dachgarten führte:
»Wir müssen auf einem anderen Weg hier raus!«
Mein Dad hatte uns reingelegt. Er hatte gelogen, einen Direktflug genommen und war früher angekommen, um uns zu überraschen, genau
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